Normalerweise liegt es ja eher in meiner Natur, weite Wege zu wandern, als mit dem Auto zurückzulegen. Für einen Roadtrip durch die Schweiz mache ich da aber liebend gerne eine Ausnahme. Und was für eine! Die Grand Tour of Switzerland garantiert nämlich 1.000 Meilen bzw. knapp 1.600 Kilometer Landschaftsfahren vom Besten, was die Welt zu bieten hat.
Was nach einer maßlosen Übertreibung klingt, ist nichts anderes als die nackte Wahrheit: Wie sich auf der Strecke ein plakativer Wow-Moment an den nächsten reicht, das ist ganz großes Kino! Steile Alpenpässe, dramatische Bergketten, urige Bauerndörfer und am Abend dann Limoncello Spritz unter Palmen am Lago Maggiore. Das alles durfte ich gemeinsam mit meiner Freundin und Bloggerkollegin Anne vom Outdoorblog „Little Red Hiking Rucksack“ auf der Ostroute der Grand Tour of Switzerland erleben.
Welche kleinen und großen Wunder wir am schweizerischen Wegesrand entdeckt haben, wie du selbst am besten unsere Route nachreisen kannst und wo es sich entlang der Tour lohnt, die Wanderschuhe zu schnüren – davon erzähle ich dir in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
ToggleGrand Tour of Switzerland – Der schönste Roadtrip in Europa?
Was macht die Grand Tour of Switzerland aus?
Die Grand Tour of Switzerland ist eine ziemlich spektakuläre Route durch alle Landesregionen der Schweiz. In kurzen Abständen kannst du hier über 200 touristische Highlights und Sehenswürdigkeiten und vor allem die landschaftliche Vielfalt der Schweiz entdecken. Was den Roadtrip so besonders macht, sind die Gegensätze, die du auf jeder Etappe der Tour erleben kannst. So fährst du beispielsweise vormittags noch durch eine grandiose Gletscherlandschaft mit vereisten Bergseen und lässt den Tag an einem von Palmen gesäumtem See ausklingen. Und auch der Weg vom mittelalterlichen Dorf zur nächsten pulsierenden Stadt ist meistens nicht weit.
Die gesamte Grand Tour of Switzerland misst 1.643 Straßenkilometer, die du mit etlichen empfohlenen Abstechern und Sightseeing links und rechts der Straße natürlich auch weitaus verlängern kannst. Abschnitte auf Autobahnen werden so gut es geht vermieden, und zahlreiche Foto-Spots entlang der Route präsentieren die besten Ausblicke.
Neben etlichen Top-Attraktionen verbindet die Grand Tour 22 Seen, 5 Alpenpässe, 13 UNESCO-Welterbestätten und 4 Sprachregionen miteinander. Sie ist offiziell in acht Etappen unterteilt, ist aber natürlich auch beliebig in längere oder kürzere Streckenabschnitte aufteilbar – ganz nach Lust und Laune und der Zeit, die du für den Roadtrip zur Verfügung hast.
Superpraktisch: Du kannst die Grand Tour auch mit dem E-Auto befahren, da es ein dichtes Netz an Ladestationen entlang der Route gibt. Somit ist die E-Grand Tour der weltweit erste Roadtrip für Elektrofahrzeuge!
Steckbrief zur Grand Tour of Switzerland
LÄNGE:
Kernroute: 1.643 km
- Einstiegsetappe Basel – Neuchâtel: 165 km
- Einstiegsetappe Genf – Saint-George: 53 km
- Einstiegsetappe Chiasso – Bellinzona: 109 km
BESTE REISEZEIT:
Sommer (April – Oktober)
Am besten erkundigst du dich vorher nach dem tagesaktuellen Zustand und der Befahrbarkeit der Passstraßen auf der Homepage von https://www.alpen-paesse.ch. Die meisten Alpenpässe sind nämlich erst ab Anfang Juni geöffnet. Alternativ kannst du aber auch „Autoverlad“ per Zug oder Tunnel benutzen, wenn die Pässe noch geschlossen sind.
HÖCHSTER PUNKT DER TOUR:
Furkapass (2.429 m)
TIEFSTER PUNKT DER TOUR:
Lago Maggiore (193 m)
EMPFOHLENE REISEDAUER:
Bei einer Fahrtzeit von mindestens 5 Stunden täglich sollten für die Kernroute mindestens 7-8 Tage eingeplant werden. Je nach Einstiegsort an der Grenze kommt der zusätzliche Zeitbedarf für die Einstiegsetappen zur Kernroute on top.
Ich bin grundsätzlich ein Fan des langsamen Reisens – die Strecke ist viel zu schön und bietet so viele tolle Highlights und Abstecher am Wegesrand, dass es schade wäre, einfach nur so durchzusetzen. Außerdem muss ja auch noch Zeit sein, um zwischendurch die Wanderschuhe zu schnüren und die atemberaubende Landschaft ganz bewusst zu genießen.
Persönlich würde ich für die gesamte Route also mindestens 10 Tage empfehlen. Wenn du – so wie wir – nur den östlichen (oder westlichen) Teil der Route befahren möchtest, genügen natürlich auch weniger Tage. Aber auch hier sollten meiner Meinung nach mindestens 5 – 7 Tage eingeplant werden.
Beispiel für eine mögliche Etappeneinteilung der kompletten Grand Tour:
- Zürich – Appenzell (ca. 176 km)
- Appenzell – St. Moritz (ca. 199 km)
- St. Moritz – Bellinzona (ca. 158 km)
- Bellinzona – Zermatt (ca. 225 km)
- Zermatt – Lausanne (ca. 207 km)
- Lausanne – Neuchâtel (ca. 173 km)
- Neuchâtel – Bern (ca. 252 km)
- Bern – Zürich (ca. 318 km)
Tipps zur Navigation und Reiseplanung
Über 650 Straßenschilder weisen den Weg entlang der Grand Tour of Switzerland. Diese sind prinzipiell an allen wichtigen „Knackpunkten“ zu finden. Dennoch würde ich dir empfehlen, die GPX-Tracks zu den einzelnen Etappen herunterzuladen und in eine App deiner Wahl (zum Beispiel Google Maps) zu importieren. So gestaltet sich die Navigation dann doch noch wesentlich entspannter.
Es gibt auch eine spezielle App zur Grand Tour, die du dir unbedingt auf deinem Smartphone installieren solltest. Hier kannst du ebenfalls den kompletten Verlauf der Strecke nachverfolgen und siehst auf einem Blick alle Foto-Spots, Erlebnisse/ Highlights, Unterkünfte und E-Ladestationen entlang der Route.
Und das Beste: Alle Verkaufsstellen, an denen du deine Grand Tour Snackbox auffüllen kannst – dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Du kannst die App auch zur Planung deiner ganz persönlichen Reiseroute mit individuellen Streckenabschnitten nutzen und zur Navigation verwenden. Aber wie gesagt – mit Google Maps und bereits importierten GPX-Tracks geht das meiner Erfahrung nach noch besser.
Verpflegung auf der Grand Tour of Switzerland
Kommen wir nun zu einem meiner Lieblingsthemen: Essen! 😉
Im vorigen Abschnitt habe ich es schon kurz angerissen: Es gibt eine eigene Grand Tour-Snackbox, die mit ihrem roten Blechdesign nicht nur äußerst hübsch anzuschauen ist, sondern vor allem außerordentlich lecker ist. Dieses Konzept finde ich total gelungen und hat Anne und mich so begeistert, dass ich es dir unbedingt nochmal ans Herz legen möchte.
In der Grand Tour App findest du alle Verkaufsstellen entlang der Route. Dies können kleine Konditoreien, Restaurants oder ganz besondere lokale Manufakturen von regionalen Köstlichkeiten sein. Sogar ein Chocolatier und ein Mosterei- und Brennereimuseum bieten die Füllung deiner Snackbox an.
Du erwirbst diese einmal ohne Inhalt für CHF 25,- und kannst sie dann so oft du willst an den verschiedenen Verkaufsstellen auffüllen lassen. Eine Füllung für 2 Personen kostet CHF 20,-, und die ist echt reichhaltig!
Anne und ich haben uns immer wie kleine Kinder auf die Schweizer Spezialitäten (z.B. Bergkäse, lokale Schorlen, Pralinen, Kuchen, Obst, etc.) gefreut. Übrigens auch ein guter Tipp, wenn du unterwegs nicht so viel Geld für Mahlzeiten ausgeben willst und trotzdem die kulinarische Vielfalt der Schweiz genießen möchtest.
Ansonsten empfehle ich Sparfüchsen, mittags im Restaurant ein Tagesmenü zu bestellen, welches meistens aus einer Vorspeise und einem Hauptgericht besteht. Und auch, wenn du Schnellimbisse, Bäckereien oder Restaurants in Warenhäusern (z.B. Migros, Coop oder Manor) besuchst, kommst du in der Regel weitaus günstiger weg.
Unser Roadtrip auf der Grand Tour of Switzerland – Die Ostroute
Unsere Reiseroute mit allen Highlights
Wir waren für insgesamt 7 Tage auf der Ostroute der Grand Tour of Switzerland unterwegs und sind restlos begeistert von der landschaftlichen Vielfalt entlang der Route. Teilweise kamen wir bei all den Highlights kaum noch hinterher und mussten uns zwischendurch öfters mal sammeln, um all die wunderschönen Eindrücke zu verarbeiten. Hier zunächst mal ein grober Überblick über unsere Route, bevor ich im Detail unsere Tagesetappen beschreibe.
TAG 1:
Anreise nach Zürich – Fahrt zum Kloster Einsiedeln mit Besichtigung dieses bedeutenden Pilgerortes – Übernachtung in der Rosenstadt Rapperswil am Zürichsee.
Obwohl unsere erste tatsächlich Grand Tour-Etappe an Tag 2 Richtung Norden (Schaffhausen, St. Gallen und Appenzell) führt, lohnt sich dieser Abstecher nach Süden am Anreisetag unbedingt. So entgehst du dem Großstadttrubel und erlebst einen beeindruckenden Wallfahrtsort mit mehr als 1.000 Jahren Geschichte.
TAG 2:
Von Rapperswil zunächst entlang des Zürichsees Richtung Norden nach Zürich. Von der größten Stadt der Schweiz geht es über Winterthur zum tosenden Rheinfall in Schaffhausen (unbedingt besichtigen – der ist einfach irre!) Am Bodensee entlang fahren wir über die Obstplantagen des Thurgaus zur Bischofsstadt St. Gallen und schließlich in die Hügellandschaft des Appenzellerlandes. Nach einem kurzen Besuch im Dorf Appenzell mit seinen buntbemalten Häusern blicken wir dem mächtigen Berg Säntis ins Auge und erreichen bald unser Etappenziel Wildhaus mit den sieben Spitzen der Churfirsten. Übernachtung in Wildhaus.
TAG 3:
Von Wildhaus aus fahren wir mit der Bergbahn hoch zum Chäserrugg und unternehmen eine aussichtsreiche Wanderung auf dem Panoramarundweg Rosenboden. Nachmittags fahren wir über das malerische Winzerdorf Maienfeld weiter nach Davos, dem größten Bergurlaubs-, Sport- und Kongressort der Alpen in Graubünden. Auch „Heidis Heimat“ statten wir auf dem Weg noch einen kurzen Besuch ab. Übernachtung in Davos.
TAG 4:
Ein Tag Fahrpause. Wir bleiben in Davos, besichtigen das ehemalige Sanatorium und den botanischen Garten an der Schatzalp. Anschließend wandern wir auf den Spuren des berühmten Malers Kirchner entlang der Almhütten oberhalb des alpinen Ferienortes. Erneut Übernachtung in Davos.
TAG 5:
Spektakuläre Weiterfahrt von Davos nach Lugano, auf der wir drei Alpenpässe überqueren (Flüelapass, Julierpass und San Bernardino). Im Engadin machen wir auch einen Abstecher zur Silvaplana und zum Silsersee, werfen einen Blick auf den Schweizer Nationalpark, das mondäne St. Moritz und die imposante Viamala-Schlucht. Spät nachmittags erwartet uns mediterranes Flair und Palmen am Luganer See, und wir schlemmen noch ein Eis in Ascona am Lago Maggiore. Mehr Kontraste kann man wohl kaum in einen Tag packen. Einfach nur Wahnsinn! Übernachtung in Agra bei Lugano.
TAG 6:
Nicht weit von Lugano fahren wir mit der Drahtseilbahn hoch zum Monte Generoso, unternehmen eine kleine Gipfelwanderung und fahren im Anschluss weiter in Richtung Luzern. Über Bellinzona und Airolo erreichen wir den berühmten Gotthard-Pass und fahren die historische Tremola-Alpstraße. Nach dem Hospental verlassen wir bei Andermatt die offizielle Route der Grand Tour und fahren Richtung Norden zum Vierwaldstättersee, wo wir bei Altdorf wieder auf die Grand Tour treffen. Diese Verbindungsstrecke macht den Kreis unserer Ostroute perfekt. Übernachtung in Stans bei Luzern, dem Tor zur Zentralschweiz.
TAG 7:
Fahrt mit Drahtseilbahn und CabriO-Bahn zum Stanserhorn mit traumhafter Panorama-Gipfelwanderung.
Rückreise über Luzern nach Zürich.
Wenn du – so wie wir – die Ostroute der Grand Tour of Switzerland nachreisen möchtest, habe ich hier noch einen ganz besonderen Tipp für dich:
Hier kannst du 6 Tage/ 5 Nächte auf der Ostroute der Grand Tour ab EUR 630,- pro Person buchen.
- Buchungszeitraum: bis 31.08.2023
- Reisezeitraum: bis 31.10.2023
Mehr Infos zu allen inkludierten Leistungen findest du weiter unten in diesem Beitrag nach den ausführlichen Etappenbeschreibungen.
1. Tag: Zürich – Rapperswil (ca. 40 km)
Wir sind bereit für die geballte Ladung Schweiz mit all ihren landschaftlichen und kulturellen Perlen! Nachdem wir unseren Mietwagen in Zürich übernehmen, lassen wir die Großstadt jedoch schnell hinter uns. Zwar ist diese zweifelsohne sowohl extrem lebens- als auch sehenswert, aber wir haben etwas ganz anderes geplant.
Etwa eine Stunde brauchen wir mit dem Auto bis zum Kloster Einsiedeln, das in direkter Nähe der Grand Tour-Route liegt. Dieser Abstecher lohnt sich unbedingt. Nicht umsonst pilgern Menschen seit mehr als 1.000 Jahren hierhin und besuchen die berühmte schwarze Madonna.
Bei einer exklusiven Führung erfahren wir viele spannende Details zum Benediktinerkloster, in dem noch heute 40-50 Mönche wohnen. Diese treffen wir auch gleich bei ihrem abendlichen Gebetsgesang in der Gnadenkapelle vis à vis mit der schwarzen Madonna. Diese Hingabe und ihr tiefer Glaube ist wirklich berührend und sorgt für Gänsehaut-Feeling. Und auch die detailreichen Freskengemälde im Gewölbe wissen zu beeindrucken.
Besichtigung vom Kloster Einsiedeln
Die Dimensionen der barocken Klosteranlage aus dem 18. Jahrhundert sind gigantisch. Wusstest du, dass der Klosterplatz von Einsiedeln nach dem Petersplatz in Rom der größte zusammenhängende Kirchenvorplatz Europas ist?
Neben dem Wohnraum für die Mönche gibt es ein Stiftsgymnasium, verschiedene Werkstätten, eine Kellerei für den klostereigenen Wein und riesige öffentliche Stallungen für die Pferde aus eigener Zucht, die sogenannten „Einsiedler.“
Am meisten begeistert uns die Stiftsbibliothek, in der tausendjährige Buchkultur ausgestellt wird. Unglaublich viele prachtvolle Handschriften und edle, uralte Frühdrucke können in einem prunkvollen Rokoko-Saal bestaunt werden. Der Raum erstreckt sich über zwei Stockwerke und ist als Privatbibliothek nur in Begleitung eines Klostermitglieds oder bei einer Führung zu besichtigen.
Bei Einsiedeln Tourismus kannst du täglich Kloster- und Bibliotheksführungen buchen. Jeden Tag um 14 Uhr (außer an Sonn- und Feiertagen) findet eine öffentliche Tour (2 Stunden für CHF 20,-) statt.
Rosenstadt Rapperswil
Nach unserem Besuch vom Kloster Einsiedeln machen wir uns am schönen Sihlsee entlang auf den Weg in die Rosenstadt Rapperswil. Nun sind wir direkt am oberen Zürichsee in einer wunderbar-idyllischen Kulisse gelandet. Hier entdecken wir auch unser allererstes knallrotes Grand-Tour Schild am Fotospot an der kleinen Seepromenade. Der Blick über die Schiffe und die hübsche Altstadt ist wirklich ein toller Auftakt für unseren Roadtrip, der morgen dann so richtig startet.
Im Restaurant Jakob in der Altstadt genießen wir ein leckeres Abendessen und machen uns dann auf dem Weg zu unserem Hotel.
Mein Unterkunftstipp in Rapperswil: Moxy Rapperswil
Das Moxy in Rapperswil ist ein trendiges und hippes Lifestyle-Hotel, das nur etwa 10 Gehminuten von der Altstadt und dem Zürichsee entfernt liegt. Die Zimmer sind supersauber, modern und schick.
Was ich total witzig und cool fand: Die Toilette mit all ihren fancy Funktionen im Japanese-Style – noch nie war ein Klobesuch komfortabler und unterhaltsamer. 😉
Auch das Frühstück im stylischen Ambiente war richtig gut und hat uns überzeugt. Klare Empfehlung!
LESETIPP
Zermatt im Wallis war zwar nicht Teil unserer persönlichen Ostroute der Grand Tour, ist aber nicht nur wegen des Matterhorns einen Besuch wert.
Du kommst daran vorbei, wenn du auf der westlichen Route der Grand Tour of Switzerland unterwegs bist. Ein grandioses Ziel zum Wandern & Mountainbiken in der Schweiz!
2. Tag: Rapperswil/ Zürich – Wildhaus (ca. 221 km)
Jetzt geht’s so richtig los. Heute steht für uns eine ganz schön lange Tour, so dass wir recht früh starten. Hier zunächst kurz die Highlights unserer Etappe im Überblick:
- Zürich mit Altstadt und Zunfthäusern, Museen, Fluss Limmat, Uetliberg, und und und…
- Winterthur mit Technorama Museum und Kunstmuseum
- Rheinfall von Schaffhausen
- Bunt bemalte Fachwerkhäuser in der historischen Altstadt von Stein am Rhein
- Entlang des Bodensees nach Konstanz und durch den Ostschweizer Kanton Thurgau mit seinen Obstplantagen
- Stiftsbezirk von St. Gallen (UNESCO-Welterbe) mit Stiftsbibliothek und barocker Kathedrale
- Idyllische Hügellandschaft des Appenzellerlandes
- Die autofreie Hauptgasse von Appenzell mit den bunt bemalten Häusern voller Wappen, Symbole und Bauernmalerei
- Der markante Ostschweizer Gipfel Säntis
Du siehst schon, auf dieser Tagesetappe gibt es so viel so zu sehen und erleben, dass man alleine dafür locker 2 bis 3 Tage einplanen könnte. Wir beschränken uns also auf unsere ganz persönlichen Favoriten und legen unseren ersten Stopp in Meilen am Zürichsee ein. Erstmal die Füße im klaren Wasser abkühlen, den Blick über den See schweifen lassen und durchatmen.
Grand Tour of Switzerland – wir sind bereit für dich!
Rheinfall in Schaffhausen
Am späten Vormittag erreichen wir den Rheinfall in Schaffhausen, der direkt am Schloss Laufen liegt. Schon viel habe ich davon gehört und erinnere mich an die Schwärmereien meines Erdkundelehrers während meiner Ausbildung. Und tatsächlich, er hat bei weitem nicht zuviel versprochen. Niemals hätte ich mir den Wasserfall so unglaublich beeindruckend und krass vorgestellt. Nun ja, er gilt nicht umsonst als größter Wasserfall Europas! Durchschnittlich 700.000 Liter Wasser stürzen sich auf einer Breite von 150 Metern JEDE SEKUNDE in die Tiefe. Bis zu 23 Meter tief. Was in Zahlen und Fakten schon gigantisch klingt, muss man einfach mal mit eigenen Augen gesehen haben. Touri-Hotspot hin oder her – uns hat’s echt aus den Socken gehauen.
Die tosenden Wassermassen beobachten wir vom gut ausgebauten Belvedere-Weg aus. Der Blick von den Aussichtsplattformen auf den Rheinfall wird immer spektakulärer, je weiter wir nach unten hinabsteigen. Die Gischt sorgt für eine willkommene kleine Abkühlung. Inmitten des Wasserspektakels bringen kleine Boote Besucher zum Felsen mitten im Rheinfall. Nur allzu gerne würden wir auch noch diese abenteuerliche Bootstour mitmachen, aber wir haben noch eine ganz schöne Strecke vor uns.
Der Ticket-Shop am Schloss Laufen zum Besuch der Aussichtsplattformen ist täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet.
Erwachsene zahlen derzeit 5 CHF Eintritt, Kinder von 6-15 Jahren 3 CHF (Stand: Juni 2023). Im Ticket ist der Zutritt zum Historama, zu den Aussichtsplattformen und zum Panoramalift inklusive.
Jetzt heißt es erstmal Strecke machen. Und die ist besonders idyllisch! Entlang des Bodensees fahren wir an Obstbäumen und Weinreben vorbei und beschließen dann bei Arbon, das es Zeit für eine Pause ist.
Snackbox-Time bei „Momö“
Snackbox-Time! Im „Momö“ mit Schweizer Mosterei- und Brennereimuseum erwerben wir unsere knallrote Original Grand Tour-Snackbox und lassen sie dort natürlich gleich auffüllen. Leckere hausgemachte Schorlen, Äpfel, getrocknete Apfelringe, Apfeltaschen, Büffeljäger und Bürli (kleine Schweizer Landbrote) lachen uns entgegen, und wir sind ganz aus dem Häuschen, weil wir das Konzept mit der Snackbox einfach so cool, liebenswert und praktisch finden.
Übrigens lohnt das Momö auch ansonsten einen Stopp. Es gibt ein tolles Café, ein nettes Lädchen mit regionalen Produkten und eine große Erlebnis- und Genusswelt, wenn du die Mosterei besichtigen möchtest.
Die bunten Häuschen von Appenzell
Next Stop: Appenzell! Jetzt wird es immer hügeliger, und wir cruisen auf einer landschaftlich reizvollen Route durch malerische Dörfer. Die roten Züge der Appenzeller Bahn, deren Strecken teils mit Zahnrad ausgerüstet sind, tuckern zwischen den Hügeln hindurch und fügen sich perfekt ins Landschaftsbild ein.
Appenzell selbst ist unbedingt sehenswert. Wir schlendern durch die autofreie Hauptgasse und können uns an den bunt bemalten Häusern in der schnuckeligen Altstadt kaum satt sehen. Überall leuchten uns kunstvoll verzierte Ornamente, Wappen und Symbole entgegen.
Besonders hübsch: Die Löwendrogerie, die über und über mit Bildern von Heilkräutern geschmückt ist.
Bergfieber am Säntis
Bergfieber loading – Von Appenzell aus fahren wir auf die Schwägalp hoch und praktisch frontal auf den Säntis zu. Die mächtigen Zacken des Ostschweizer Gipfels mit seiner Sendeantenne beeindrucken uns schon von weitem und versetzen uns in eine richtig euphorische Stimmung. Leider haben wir keine Zeit mehr, mit der Schwebebahn nach oben zu schweben. Aber dafür legen wir am Grand Tour Fotostopp eine ausgiebige Foto-Session ein!
Auf unseren letzten Metern nach Wildhaus wird es immer beeindruckender, und wir sind ganz in unserem Element. Passend zum Roadtrip-Feeling singen wir schief und laut sämtliche Klassiker aus den 80ern mit und sind fast ein wenig reizüberflutet, als dann die Abendsonne noch eine magische und filmreife Lichtstimmung liefert.
What a day!
In der Region Toggenburg angekommen kehren wir im Restaurant GADE – Mini Beiz ein, genießen die Abendsonne bei Kuhglockengebimmel und essen zum allerersten Mal „Capuns“ – eine unverschämt leckere Graubündner Spezialität aus Mangold, Spätzleteig, Gemüse und Bergkäse. Unbedingt probieren!
Mein Unterkunftstipp in Wildhaus: Gasthaus Friedegg
Das Gasthaus Friedegg in Wildhaus ist ein Bed & Breakfast in ruhiger Lage, in dem wir richtig herzlich empfangen wurden. Die Zimmer sind geschmackvoll und gemütlich eingerichtet und total sauber. Zum tollen und reichhaltigen Frühstück kannst du draußen auf der Terrasse einen traumhaften Blick auf die sieben Bergspitzen der Churfirsten genießen.
3. Tag: Wildhaus – Davos (ca. 86 km)
Bevor wir unseren Roadtrip fortsetzen, ist heute erstmal eine Wanderung angesagt. Mit der Standseilbahn schweben wir von Unterwasser bis zur Mittelstation Iltios und steigen hier in die Luftseilbahn zum Chäserrugg auf 2.262 Metern um. Das Chäserrugg Gebiet in der Ostschweiz im oberen Toggenburg ist ein wunderschönes Wandergebiet, das 2021 sogar die Auszeichnung als „Landschaft des Jahres“ erhielt. Auf dem leichten Panoramarundwanderweg Rosenboden bekommst du einen super Eindruck von der Region zwischen Alpstein und dem Walensee. Die Bergidylle auf der Hochebene mit den sieben Berggipfeln der Churfirsten ist an sich schon spektakulär schön. Was wir dann aber während der Wanderung zu sehen bekommen, toppt wirklich alles.
Aber zunächst ein paar Daten & Fakten zur Tour:
Gipfelwanderung am Chäserrugg – Churfirsten
Unvergessliche Momente mit Steinböcken
Die Weite auf der Hochebene Rosenboden verzaubert uns nicht nur mit ihren Ausblicken, sondern auch mit unzähligen Bergblumen, die jetzt im Juni gerade in voller Blüte stehen. Bei klarer Sicht kannst du von hier aus 500 Berggipfel in 6 Ländern sehen. Unten im Tal leuchtet uns der türkisblaue Walensee entgegen, und wir denken schon, dass es ja kaum noch schöner werden kann.
Aber dann trauen wir unseren Augen kaum – im ersten Moment kommt es mir fast wie eine Fata Morgana vor. Als wir um eine Ecke biegen, liegt da seelenruhig direkt vor uns eine Gruppe von Steinböcken. Völlig tiefenentspannt chillen sie im Gras am Felsabgrund und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Ich kann unser Glück gar nicht fassen und muss mich bemühen, ans Weiteratmen zu denken. Was für ein unglaublich berührender und bewegender Moment, der mich mit tiefer Dankbarkeit erfüllt. Sogar junge Tiere sind unter ihnen und tollen um die Wette.
Ich gerate in einen absoluten Fotorausch und bringe den Auslöser meiner Kamera zum Glühen. Und als hätten sich ein paar der Steinböcke gedacht „Das war ja noch längst nicht alles. Schaut mal, was wir noch auf dem Kasten haben…“, beginnen sie sich plötzlich gegenseitig zu jagen und kleine Machtkämpfe auszutragen. Spätestens jetzt stockt mir nun wirklich der Atem.
Auch wenn du nicht das Glück hast, Steinböcke zu sehen, lohnt sich die kleine Rundwanderung schon aufgrund der traumhaften Bergkulisse und des Tiefblicks zum Walensee unbedingt.
Was du ebenfalls nicht verpassen solltest, ist eine Einkehr im Gipfelrestaurant Chäserrugg, das eines der modernsten und höchstgelegenen Restaurants der Alpen ist. Der kulinarische Tempel wurde von den weltberühmten Architekten Herzog und de Neuron geplant und 2015 eröffnet. Hier werden traditionelle und lokale Produkte wie Bloderkäse und der berühmte „Toggenburger Schlorzifladen“ in spannenden Menüs in Szene gesetzt. Bei spektakulärem Ausblick empfehle ich dir von der Karte die vegetarischen Rosmarin-Bloderkäse-Ravioli, die mit gerösteten Nüssen und frischen Feigen serviert werden. Ein absoluter Gaumenschmaus!
Weiterreise auf der Grand Tour nach Davos
Weiter geht’s auf der Grand Tour of Switzerland in Richtung Davos. Natürlich machen wir am Grand Tour Fotostopp noch ein paar Souvenir-Fotos von den zackigen Churfirsten, um uns gebührend von der Region Toggenburg zu verabschieden.
Wir staunen nicht schlecht, als wir kurz danach die Grenze zu Liechtenstein passieren. Das hatten wir gar nicht so richtig auf dem Schirm, dass die Grand Tour uns auch ein paar Kilometer durch das Fürstentum führt. Wir erhaschen einen Blick auf das markante Fürstenschloss von Vaduz aus dem 17. Jahrhundert und die Regierungs- und Landtagsgebäude. Und schwups, sind wir schon wieder in der Schweiz und fahren in Richtung der malerischen Weinberge von Maienfeld.
Auf dem Weg ins Original Heididorf sind wir gerade dabei uns mit herrlich schiefem Gesang von „Heiiiiiiidi, Heiiiiidi, deine Welt sind die Berge…“ einzustimmen, als wir eine herrliche Ebene mit uralten, krüppeligen Eichenbäumen entdecken. Viel zu schön, um hier einfach vorbeizudüsen. Wir legen eine kleine Pause ein und bewundern die Gegend, die uns irgendwie total an Nordspanien oder die Serra de Tramuntana auf Mallorca erinnert.
Unglaublich, wie vielfältig die Landschaft auf der Grand Tour ist.
Vom Heididorf Maienfeld nach Davos
Jetzt aber auf einen kleinen Abstecher ins Heididorf, der Heimat von Johanna Spyris berühmter Heidi. Jede Menge Kindheitserinnerungen werden wach in der verträumten Kulisse des Winzerdorfes in der Bündner Herrschaft, das die Dichterin zu ihren Romanen inspirierte. Zwischen Heidibrunnen und den alten nachgestellten Alphütten und Bauernhäusern herrscht Heile Welt-Feeling und wir schwelgen in Erinnerungen an Heidi, Klara, dem Almöhi und dem Ziegenpeter. Echt süß gemacht hier!
Die Besichtigung des Museumsdorf und Heidis Welt kostet derzeit CHF 13,90 Eintritt für Erwachsene und CHF 5,90 für Kinder (Stand: Juni 2023)
Ganz in der Nähe befindet sich das idyllische Winzerdörfchen Maienfeld, in dem du herrlich durch die kleinen Gassen flanieren kannst. Die Atmosphäre ist irgendwie schon so richtig mediterran. Wir sind in Graubünden angekommen und fahren nun schnurstracks weiter nach Klosters und Davos, einem der wohl bekanntesten alpinen Ferienorte. Hier – im einstigen Luftkurort und der weltbekannten Kongressstadt – macht sogar die britische Königsfamilie gerne Urlaub. Und nun auch wir!
Abends gehen wir im schnieken und stylischen Restaurant Jody’s im Zentrum von Davos Platz essen. Hier gibt es eine ganz tolle und exklusive Auwahl von spanischen Tapas und superleckere Drinks. Tolles Ambiente, hervorragender Service und unheimlich leckere, kreativ angerichtete Gerichte.
Mein Unterkunftstipp in Davos: Hotel Sunstar
Das 4-Sterne Seminar- und Wellness-Hotel Sunstar in zentraler Lage von Davos ist eine Unterkunft zum Wohlfühlen. Es befindet sich in einem ruhigen Park nahe der Promenade und hat unheimlich geräumige, geschmackvoll eingerichtete Zimmer. Die Minibar ist bestens mit alkoholfreien Getränken bestückt und kann umsonst genutzt werden. Auch das Frühstück und Abendessen, das als Menü serviert wird, ist richtig lecker und reichhaltig.
LESETIPP
Hast du schon einmal etwas von Leukerbad im Wallis gehört? Dies ist nicht nur ein bekannter Kurort, der wegen seiner Thermalwasserquellen berühmt ist.
Außer Wellness kannst du hier auch einen grandiosen Wander- und Mountainbikeurlaub verbringen. Die Trails sind wirklich extraklasse!
4. Tag: Ein Tag in Davos
Heute legen wir einen Tag Pause vom Fahren ein. Nicht nur, um all die wunderschönen Eindrücke, die wir bislang auf der Grand Tour of Switzerland erleben durften, ein wenig sacken zu lassen, sondern auch, weil es einfach viel zu schade wäre, Davos in Graubünden direkt schon wieder den Rücken zu kehren.
Also machen wir uns als allererstes mit der Bergbahn Schatzalp auf dem Weg zum Sonnenplateau auf 1.861 Meter Höhe. Nur vier Minuten später finden wir uns auf einer einmaligen Südlage 300 Meter oberhalb von Davos wieder. Hier erwarten uns gleich zwei Highlights, auf die wir uns ganz besonders freuen: Das legendäre Hotel Schatzalp und der riesige botanische Garten Alpinum Schatzalp.
Zunächst zeigt uns Hoteldirektor Paulo Bernardo mit leuchtenden Augen die atemberaubende Aussicht von seinem ganz persönlichen Herzensprojekt. Hinter den kunterbunt blühenden Bergwiesen präsentieren sich die Berge rund um Davos wie auf einer Kinoleinwand. Ganz rechts erspähen wir sogar einen Gipfel, der mit dem berühmten Walliser Matterhorn verblüffende Ähnlichkeit hat. Das gut 1.000 Meter niedrigere Tinzenhorn ist sowas wie sein kleiner Bruder und ein richtig fotogener Charakterberg.
Das legendäre Hotel Schatzalp
Die Besichtigung des Belle Époque-Hotels Schatzalp Davos lohnt sich unbedingt. Im Jahre 1900 wurde es als Sanatorium eröffnet. In seiner Glanzzeit kämpften wohlhabende Patienten, Kaiser und Fürsten geradezu um die begehrten Plätze für eine Liegekur im luxuriösen Jugendstilgebäude. Nur einer der berühmten Besucher war Thomas Mann, den der damalige Kurort zu seinem Bildungsroman „Der Zauberberg“ inspirierte. Und der spätere Nobelpreisträger war bei weitem nicht der einzige prominente Gast auf der Schatzalp. Auch heute noch geben sich die VIP’s die Klinke in die Hand und verbringen nur allzu gerne ein paar erholsame Tage im Hotelresort.
Die Atmosphäre in der Schatzalp ist wirklich etwas ganz Besonderes und lässt sich nur schwer in Worte fassen. Zwar befindet sich das Hotel im Wandel der Zeit, doch gibt man sich die allergrößte Mühe, so viele Elemente wie möglich aus der glorreichen Sanatoriums-Ära zu erhalten. Diesen magischen Charme haben natürlich auch Filmproduzenten erkannt, so dass die Schatzalp bereits Drehort für etliche Kinofilme und Serien war. Anne und ich sind fasziniert von der Kulisse und würden am liebsten gleich selbst ein paar Tage zur Erholungskur am „Zauberberg“ einchecken. Wer Entschleunigung und Ruhe sucht, ist hier definitiv am richtigen Ort.
Im Zeitraum von Mitte Juni bis ca. Mitte Oktober kannst du das Hotel Schatzalp auch im Rahmen einer Führung besichtigen. Diese findet jeden Dienstag und Donnerstag um 14:15 Uhr statt und kostet CHF 5,- pro Person, für Hotelgäste ist sie kostenlos.
Nachdem wir uns die extravagante Pianobar, das feudale Hotelfoyer, einige Zimmer und den Spa- und Wellnessbereich angeschaut haben, zieht es uns aber erstmal wieder nach draußen.
Im Botanischen Garten „Alpinum Schatzalp“
Der Alpengarten „Alpinum“ beherbergt mehr als 5.500 botanische Raritäten aus allen Gebirgsregionen der Welt. Obergärtner Fabian führt uns hier also praktisch nicht nur durch die Schweizer Alpen, sondern auch gleich noch durch Nepal, Neuseeland, Tibet und die Appalachen. Wahnsinn, wozu die Natur auf 1.900 Metern fähig ist. Die liebevoll angelegten Gärten sind die reinste Augenweide. Über 60 verschiedene Edelweißarten sind hier zu finden, und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Variationen vom Enzian gesehen. Alles erstrahlt wie in einem einzigen, großen Farbenrausch, und an jeder Ecke sind neue Überraschungen zu entdecken. Dabei legt man größten Wert auf Arterhaltung und eine artgerechte und naturnahe Gestaltung.
Ein absolutes Paradies für alle Botaniker und Naturfreunde!
Der private botanische Garten, der zum Jugendstilhotel Schatzalp gehört, ist insgesamt über 5 Hektar groß und besteht aus zwei Teilen, dem historischen Alpinum direkt vor dem Hotel und dem in Terrassenlage angelegten Guggerbachtal-Alpinum. Auch benachbarte Wälder und Wiesen und sogar ein Wasserfall werden in den Garten eingebunden und verschmelzen zu einem harmonischen Ganzen. Während der historische Teil frei zugänglich ist und durchgehend von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet ist, kostet der Eintritt ins Guggerbachtal-Alpinum CHF 5,- pro Person.
Regelmäßig werden Führungen und besondere Events angeboten. Informiere dich dazu am besten auf der Homepage von Schatzalp und Alpinum.
Wanderung „Auf den Spuren Kirchners“
Genug für die Allgemeinbildung getan. In dieser herrlichen Bergkulisse muss natürlich auch gewandert werden. Wir starten direkt oben am Ausgang des Guggerbachtal-Alpinums und steigen in den Wasserfallweg ein. Auf schmalen Pfaden führt die Tour ganz gemütlich und mit traumhaften Aussichten auf Davos und die umgebende Bergwelt auch an Blumenwiesen entlang, die jetzt im Juni in voller Pracht erstrahlen. Wir können uns gar nicht satt sehen an diesem kunterbunten Potpourri aus Blüten und Bergkräutern. Besonders die knallgelbe Trollblume haben wir lieb gewonnen.
Kurze Zeit später erreichen wir einen größeren Wasserfall, kühlen unsere Füße im Gebirgsbach ab und lassen ein wenig die Seele baumeln. Hier ist die Welt noch in Ordnung, aber sowas von!
„Auf den Spuren Kirchners“ durch die Davoser Bergwelt
Von der Erbalp zur Stafalalp
An der nicht bewirtschafteten Gruenialp gibt es eine kleine Tränke, die mit Getränken gefüllt ist und auf Selbstversorgerbasis und gegen Vertrauenskasse genutzt werden kann. Wir gönnen uns eine eiskalte Rivella und spazieren weiter auf der Alpenrunde, bis wir zur Erbalp kommen. Super Aussicht, eine urige Almhütte, leckerer Kaiserschmarren – die Versuchung ist groß, hier einzukehren. Aber wir wollen noch ein paar Meter machen und entscheiden uns dafür, bis zur Stafelalp weiterzuwandern.
Auf dem Weg blühen schon die ersten Almrosen, und auch unser „Little Matterhorn“ – das zackige Tinzenhorn begleitet uns mit einem tollen Ausblick in der Ferne.
An der Stafelalp wird’s dann nochmal so richtig idyllisch. Die Wohnhütten und Ställe werden von einer Alpgenossenschaft bewirtschaftet. Bekannt wurde der Ort übrigens durch verschiedene Bilder des expressionistischen Malers Ernst Ludwig Kirchner. Auf dessen Spuren sind wir nämlich – by the way – unterwegs. Kein Wunder, dass er sich hier inspiriert fühlte und zeitweise auf der Stafelalp sogar seinen Wohnort hatte. Wir lassen uns in zwei Liegestühle an der Almhütte fallen und bestellen uns erstmal eine zünftige Brotzeit. Wunderbar entspannt ist es hier – das Kuhglockengebimmel tut sein übriges dazu, so dass es uns schwer fällt, nach der Rast wieder aufzustehen und die restlichen Meter zurückzulegen.
In Frauenkirch besteht die Möglichkeit die letzte Wegstrecke nach Davos Platz mit dem Bus abzukürzen. Ansonsten wanderst du ganz gemütlich entlang des Dammwegs bei Wassergeplätscher zurück in den Ort.
5. Tag: Davos – Lugano (ca. 290 km)
Heute steht eine richtige Mammut-Tour auf unserem Programm. Und ich kann schon jetzt spoilern, dass diese zu den absoluten Highlights unserer Grand Tour of Switzerland zählt. Hier zunächst mal ein kurzer Überblick, was du alles auf dieser Etappe zu sehen bekommst:
- Die kurvige Flüelapassstraße ins Engadin durch eine alpine Landschaft bis zur Passhöhe auf 2.383 m
- Das Nationalparkzentrum des Schweizerischen Nationalparks in Zernez
- Das mondäne Schickimicki-Ortszentrum von St. Moritz
- Die Oberengadiner Seen Silvaplana und Silsersee mit dem bekannten Malojawind für Wind- und Kitesurfer
- Der Julierpass – die meistbenutzte Straßenverbindung ins Engadin
- Die Viamala Schlucht mit ihren bis zu 300 Meter hohen Felswänden
- Die kurvenreiche Bernardino-Passstraße mit fast 50 Spitzkehren
- Lugano mit Luganersee im Tessin
- Die Uferpromenade von Ascona am Lago Maggiore
Von Davos zum Flüelapass
Es fällt mir wirklich schwer, all diese Superlative, die wir an diesem Tag erlebt und gesehen haben, in Worte zu fassen. Ich glaube, es ist innerhalb Europas kaum irgendwo anders möglich, auch nur annähernd soviel landschaftliche Vielfalt und Abwechslung an nur einem einzigen Roadtrip-Tag geboten zu bekommen. Auf einer verhältnismäßig kurzen Strecke reihen sich die Höhepunkte aneinander wie eine Perlenkette.
Alleine die Passstraßen hätten ein eigenes Buch verdient.
Ich versuche trotzdem mal, ein möglichst kurzes Bild unserer Fahrtstrecke zu zeichnen.
Wir starten in Davos, passieren das riesige weltbekannte Kongresszentrum und den Davoser See und landen schon bald auf der Flüelapassstraße, die das Landwassertal mit dem Unterengadin verbindet. Je karger, baumloser und alpiner die Landschaft wird, desto schneller schlägt unser Bergherz. Als wir schließlich nach etlichen Kurven oben auf 2.383 Metern am Hospiz ankommen, sind wir völlig geflasht. Der Bergsee ist noch mit einer dicken Eisschicht überzogen, während sich auf den Grasflächen am Ufer zierliche Soldanella-Alpenglöckchen im Wind wiegen. Was für ein Kontrast!
Von St. Moritz zum Silsersee
Auf dem Weg nach St. Moritz kommen wir in Zernez am modernen Zentrum des größten Schweizer Nationalparks vorbei. Nur allzu gerne würden wir uns das mal genauer anschauen und auch gleich auf Erkundungstour im Nationalpark gehen, aber wir haben heute noch so viel vor uns und müssen ein wenig mit der Zeit haushalten.
In Samedan lassen wir uns aber einen Stopp an der Konditorei und Konfiserie des Laagers Restaurant nicht nehmen. Die Snackbox muss schließlich wieder aufgefüllt werden! Neben frischem Bergkräutereistee und Laugensilserli mit Bündnerfleisch freuen wir uns über Pralinen, Gebäck und sogar ein Stückchen Engadiner Nusstorte! Yeah! Ein Hoch auf unseren knallroten Begleiter!
Den mondänen und traditionsreichen Ferienort St. Moritz lassen wir links liegen und fahren weiter durch das immer breiter werdende Hochtal. Bei Silvaplana muss ein kleiner Abstecher zu den Oberengadiner Seen drin sein. Der Silvaplanasee ist ein absoluter Kitesurf-Hotspot: Hier wurde das Kitesurfen sogar erfunden. Unzählige kunterbunte Segel flattern durch den Wind und geben ein wunderschönes Bild ab.
Auch auf dem idyllischen Silsersee sind viele Surfer und Segler unterwegs, um den bekannten Malojawind zu nutzen. Hier auf 1.800 Metern über dem Meer fahren sogar Kursschiffe ihre Touren.
Julierpass und Viamala Schlucht
Nach einem kurzen Päuschen am See nehmen wir Kurs auf den Julierpass, den wir ehrlich gesagt gar nicht so richtig auf dem Schirm hatten. Umso beeindruckter sind wir, als wir uns die Haarnadelkurven der Haupt-Zufahrtsstraße ins Engadin nach oben schlängeln. Fotospots folgen Kurve um Kurve in der alpinen Landschaft, bis wir auf der Passhöhe auf 2.284 Metern ankommen. Erstmal ein Käffchen – und weiter geht’s.
Über Bivio und Savognin treffen wir in Tiefencastel wieder auf die roten Züglein der Rhätischen Bahn und landen schließlich in der schroffen Viamala Schlucht. Zwischen Thusis und Willis säumen bis zu 300 m hohe Felswände diesen spektakulären Einschnitt des Hinterrheins. Von oben schauen wir auf die mystischen Farbenspiele des Wassers und die gurgelnden Strudeltöpfe hinab. Leider bleibt nicht genug Zeit, die Stufen in die Tiefe hinabzusteigen – diese Etappe bietet einfach eine viel zu geballte Ladung an Highlights!
Vom San Bernardino Pass nach Lugano und Ascona
Und wir haben nicht lange Zeit, um zu verschnaufen. Durch den Rheinwald kommen wir zur kurvenreichen Bernardino-Passstraße mit fast 50 Spitzkehren. Pass Nummer 3 an diesem Tag, und wir haben noch lange nicht genug! 17 Kilometer kurven wir nach San Bernardino.
Ganz oben am Bündner Pass gönnen wir uns noch einen Espresso und lauschen all den italienischen Stimmen um uns herum. Wir sind zweifelsohne im Tessin angekommen!
Mittlerweile schon ein wenig reizüberflutet wechseln wir bei Bellinzona auf die Einstiegsetappe der Grand Tour in Richtung Chiasso. „Palme e neve“ ist das Motto der Sonnenstube der Schweiz im Kanton Tessin. Hier am Südrand der Alpen erfreuen wir uns nun am mediterranen Flair, das wir mit jedem zurückgelegten Meter mehr und mehr spüren. Bei Lugano blicken wir auf den riesigen gleichnamigen Lago, düsen aber noch weiter südlich bis zum Lago Maggiore. Der absolute Wahnsinn!
Wir stehen schließlich am tiefsten Punkt der Schweiz auf 193 Meter Seehöhe und schlendern mit Gelato an der Seeuferpromenade von Ascona entlang. Rechts und links von uns schlürfen Touristen und Locals ganz entspannt ihren Aperol Spritz, und wir schütteln nur noch ungläubig mit dem Kopf.
Was für ein unglaublicher Tag! Was für Kontraste!
Morgens noch am vereisten Bergsee am Flüelapass, abends unter Palmen am Lago Maggiore. Die Grand Tour of Switzerland macht’s möglich. Salute!
Mein Unterkunftstipp in Agra bei Lugano: B&B Grotto Flora
Das Grotto Flora ist ein absolut authentisches Bed and Breakfast im schnuckeligen und ruhigen Dörfchen Agra bei Lugano. Die Zimmer sind gemütlich, urig und romantisch eingerichtet – jedes für sich ganz individuell. Das Personal ist wahnsinnig herzlich und erfüllt jeden Wunsch. Tessiner Flair herrscht auch im verwinkelten Garten, wo wir ein hervorragendes Menü mit regionalen Spezialitäten genossen haben.
Limoncello Spritz, Safranrisotto, Tessiner Salsiz und Zabaione-Creme – alles war ein Gedicht!
LESETIPP
Hast du Lust auf einen spektakulären und intensiven Roadtrip durch das Land aus Feuer und Eis?
Dann schau dir mal meinen Beitrag zu unserem Island-Roadtrip mit Dachzelt und den „Nordic Nomads“ an.
Komm mit auf eine unvergessliche Rundreise durch Island!
Island-Roadtrip – 7 Tage mit dem Dachzelt durch den Hohen Norden
6. Tag: Lugano – Luzern (ca. 181 km)
Ein wenig wollen wir natürlich noch vom Tessin sehen, bevor wir unsere Route auf der Grand Tour of Switzerland fortsetzen. Wir fahren zum Parcheggio Bellavista bei Mendrisio, der in der Nähe der Mittelstation der Historischen Zahnradbahn hinauf zum Monte Generoso liegt. Die schmale Serpentinenstraße hierhin ist ordentlich abenteuerlich, und wir hoffen die ganze Zeit, dass uns doch bitte bloß niemand an einer ungünstigen Stelle entgegenkommt Ich würde dir daher ehrlich gesagt lieber empfehlen von der Talstation in Capolago aus direkt mit der Zahnradbahn zum Gipfel hochzufahren.
Seit über 130 Jahren tuckert die Zahnradbahn vom Luganersee aus über eine 9 Kilometer lange Strecke durch die Berglandschaft des Naturschutzgebietes. Auf der Fahrt kannst du nicht nur die Zeit der Belle Époque wieder aufleben lassen, sondern auch herrliche Ausblicke genießen.
Auf dem Monte Generoso
Am Monte Generoso selbst gibt es ein gut ausgebautes Wanderwegenetz von 51 Kilometern. Und auch Mountainbiker und Trailrunner finden hier jede Menge coole Trails, um ihre Sportart auszuüben. Das Panorama vom Gipfel, das du in ca. 15 Gehminuten von der Bergstation der Zahnradbahn aus erreichst, ist ein Traum.
Vom schweizerisch-italienischen Grenzberg auf 1.701 Metern blickst du auf den sanft geschwungenen Luganersee und die Endausläufer der Alpen. Bei klarer Sicht kannst du nicht nur die Seenlandschaft Norditaliens, sondern auch die Alpenkette des Gran Paradiso, vom Monte Rosa bis Cervino, von der Jungfrau bis zum Gotthard-Massiv aus der Ferne bewundern. Einfach herrlich und wohl der schönste Aussichtspunkt im südlichen Tessin!
Zurück zur Mittelstation kannst du auch eine tolle Wanderung unternehmen, bei der du nur gemütlich bergab läufst. Wunderschöne Blicke, aber auch Ziegen und Kühe begleiten dich, während du genussvoll den schmalen Pfaden folgst. Dem Gebäude „Fiore di Pietra“, der Blume aus Stein, direkt an der Bergstation der Zahnradbahn, solltest du unbedingt einen kleinen Besuch abstatten.
Dieses vom weltberühmten Architekten Mario Botta entworfene Bauwerk thront seit 2017 am felsigen Rand des Monte Generoso. Nicht nur das 360 Grad-Panorama zwischen Alpen, Alpenninen, Seen und Tälern weiß zu beeindrucken. Im Inneren und auf der großen Aussichtsterrasse findest du auch ein lichtdurchflutetes Panoramarestaurant mit traditionellen lokalen Spezialitäten.
Kleine Wanderung Monte Generoso
Auf der weiteren Wanderung zurück zur Mittelstation kommst du auch an einigen runden „Nevere“ aus Stein vorbei. Die einstigen Schneekeller-Kühlhäuschen für die Alpenmilch sind richtig schöne Fotomotive. Durch Kastanienwälder erreichst du schließlich wieder das Ristorante Buffet Bellavista, in dem du unbedingt einkehren solltest. Der Service ist unglaublich herzlich und auf hohem Niveau. Risotto und Polenta schmecken Weltklasse, und der Tessiner Spezialitätenteller mit verschiedenen Käse- und Salamivariationen ist ein Gedicht!
Weiterreise entlang der Grand Tour nach Luzern
Gegen Mittag setzen wir unsere Fahrt auf der Grand Tour of Switzerland in Richtung Luzern fort. Bis Bellinzona folgen wir wieder der Einstiegsetappe vom Vortag und wechseln dann zurück auf die Hauptroute.
Auf unserem Weg von Lugano nach Luzern bzw. unserem heutigen Etappenziel Stans erwarten uns die folgenden Highlights:
- Die Stadt Bellinzona mit ihren drei mächtigen mittelalterlichen Burgen (UNESCO-Welterbe)
- Alte Tunnel und Viadukte der Auto- und Eisenbahn in der Leventina
- Die berühmte Passstraße Tremola über den Gotthardpass
- Das Säumerdorf Hospental im Urserental
- Der wunderschöne Vierwaldstättersee mit seiner Raddampfer-Flotte
- Luzern mit Kapellbrücke und Museggtürmen
Tremola-Passstraße am San Gottardo
Ab Biasca wird es kurvenreicher, und wir sehen immer wieder neue imposante Viadukte der Auto- und Eisenbahn. Bis Airolo fahren wir jedoch schnurstracks durch, obwohl es natürlich auch hier auf dem Weg einiges zu sehen gäbe. Jetzt wird’s nochmal richtig aufregend. Wir haben der Tremola-Passstraße schon entgegen gefiebert, und sie hält, was sie verspricht!
13 Kilometer, ein Höhenunterschied von 900 Metern, 37 Serpentinen und holpriges Kopfsteinpflaster – wir haben es uns schon spektakulär vorgestellt. Die Tremola aber selbst zu erleben und vor allem zu befahren, ist kaum in Worte zu fassen. Die Strecke ist ein historisches Kurvenwunder und wohl die Crème de la Crème für jeden, der sich gerne einmal ganz genussvoll eine Passstraße hinaufschlängeln möchte. Unterwegs staunen wir nicht schlecht, als uns sogar eine Postkutsche mit Pferdegespann entgegenkommt!
Der Himmel färbt sich jedoch zunehmend in ein bedrohliches Grau, und so stehen wir schließlich oben am Hospiz des San Gottardo (2.106 Meter) in einem heftigen Gewitter. Während Platzregen auf unsere Autoscheiben prasselt, genießen wir ganz entspannt eine Tüte Chips und leckere Schweizer Schokolade. Dazu schmettern wir lauthals alle Italo-Klassiker, die im Radio gespielt werden, mit. Bei diesem Wetter wirken die historischen Straßenkehren und die schroffe Bergkulisse um uns herum gleich noch dramatischer.