Back to the roots! Mein Vater stammt ursprünglich aus dem ehemaligen Ostpreußen, wurde in Allenstein geboren und hat in der Region einen großen Teil seiner Kindheit verbracht. Und doch habe ich mich bislang noch nie mit meinen familiären Wurzeln beschäftigt. Aber es ist ja bekanntlich nie zu spät, etwas daran zu ändern. Und so verbringe ich die nächsten vier Tage in Masuren im Nordosten Polens und bin ganz gespannt darauf, die Region zu entdecken.
Ein Landstrich, der vor allem durch die Großen Masurischen Seen bekannt ist, welche oft durch Kanäle und Flüsse miteinander verbunden sind. Wer also „Seensucht“ hat, ist hier genau richtig. Zum nächsten See ist es in Masuren nie weit. Drumherum, tiefe, unberührte Wälder, durch die nicht nur Rothirsche, Rehe, Luchse und Wölfe streifen, sondern in denen sich sogar Elche wohlfühlen. Die Masurische Seenplatte mit ihren Naturreservaten ist aber ebenso Lebensraum für seltene Vogelarten. Außer unzähligen Höckerschwänen, Störchen und Wasservögeln stehen die Chancen hier ziemlich gut, Seeadler und Steinadler zu erblicken.
Vor allem im Masurischen Landschaftspark rund um Krutyń habe ich mich auf die Pirsch begeben, um die schönsten Wander-, Rad- und Wasserwege im Naturparadies für Dich auszukundschaften.
Inhaltsverzeichnis
ToggleMasuren – Das Land der 1.000 Seen
Masuren ist eine Region im Nordosten Polens, die zur Woiwodschaft (= Verwaltungsbezirk) Ermland-Masuren gehört und im Süden der früheren preußischen Provinz Ostpreußen liegt. Als größte Seenlandschaft Polens ist sie auch als „Land der 1.000 Seen“ bekannt. Was in Wahrheit sogar untertrieben ist, es sind nämlich insgesamt über 3.000 an der Zahl. Da viele der Seen durch Flüsse und Kanäle miteinander verbunden sind, sind besonders malerische Wasserwege entstanden. Die größte Dichte an Seen findest Du im Land der Großen Masurischen Seen, an der Sensburger Seenplatte und der Oberländischen Seenplatte. Aber auch entlang des Flusses Krutynia gibt es eine sehr beliebte Paddelstrecke.
Ermland-Masuren besitzt die geringste Bevölkerungsdichte Polens und ist als grüne Lunge Polens ein absolutes Naturparadies zum Wandern, Radfahren und Wassersport (vor allem Segeln und Kajaksport). Ganze 30% der Fläche in der Region sind von Wäldern, den Resten ehemaliger Urwälder, bedeckt. Hierbei sind besonders die dichten Baumbestände an Kiefern-Fichtenwäldern der Johannisburger Heide beeindruckend.
Insgesamt gibt es in der Region 8 Landschaftsparks und über 100 Naturreservate. Der größte und bekannteste ist der Masurische Landschaftspark, der die Johannesburger Heide und den größten polnischen See Spirdingsee schützt.
Allenstein (Olsztyn) ist mit über 170.000 Einwohnern die Hauptstadt des Bezirks und wohl das wichtigste Kulturzentrum von Masuren.
Masuren – Anreise
Vom Ruhrgebiet aus hast Du die extrem bequeme Möglichkeit vom Flughafen Dortmund (DTM) aus in nur 1,5 Stunden zum Flughafen Olsztyn-Mazury (SZY) zu fliegen. Die ungarische Fluggesellschaft Wizz Air fliegt mehrmals wöchentlich diese Strecke und bringt Dich direkt ins Herz der Masuren.
Ich habe selten einen entspannteren Flughafen als den in Olsztyn-Mazury erlebt. Von Wäldern umgeben hat er mich mit seiner modernen Holzkonstruktion, dem weitläufigen Besucherdeck und seiner Wohlfühl-Atmosphäre echt überzeugt.
Direkt vom Flughafen kannst Du ganz easy mit der Bahn innerhalb Polens weiterreisen und so Deinen Urlaubsort erreichen. In etwa einer Stunde bist Du so im 55 km entfernten Zentrum Allensteins.
Am Flughafen kannst Du aber auch direkt bei verschiedenen Anbietern einen Mietwagen buchen.
Wenn Du mehr Zeit zur Verfügung hast, kannst Du natürlich auch die nachhaltigere Anreise mit der Bahn ins Auge fassen. Es gibt gute Zugverbindungen nach Olsztyn (Allenstein) und Mikolajki (Nikolaiken). Auf diese Art und Weise bist Du gut und gerne 1-2 Tage unterwegs, kannst aber zwischendurch schöne Zwischenstopps in Ostdeutschland oder Polen einlegen.
Masuren – Die 11 besten Reisetipps für Deinen Urlaub in Polens Seen-Paradies
Masuren-Reisetipp #1: Besuch der Kultursiedlung in Kadzidlowo
Was für ein idyllischer Ort inmitten der Johannisburger Heide, an dem Du schnell den Eindruck bekommst, dass die Zeit stehen geblieben ist. Das von Danuta und Krzysztof Worobiec aufgebaute Freilichtmuseum in Kadzidlowo besteht aus 7 hölzernen Gebäuden, die aus Dörfern im südlichen Masuren stammen. Hier wurden sie originalgetreu und mit ganz viel Liebe zum Detail wieder aufgebaut und laden Dich dazu ein, in die Vergangenheit einzutauchen.
Im prächtigen 200 Jahre alten Bauernhaus mit Vorlauben aus Warnowo kannst Du unter anderem eine ehemalige Dorfschule, alte Wohnräume eines Landwirtes und aufwendig restaurierte traditionelle Truhen und Alltagsgegenstände bestaunen. Das Heimatmuseum der masurischen Kultursiedlung erzählt Dir alles über die bewegte Geschichte von Masuren.
Kultursiedlung im Einklang mit der Natur
Auch die Atmosphäre zwischen den alten Speichern und Bauernhäusern ist der „guten, alten Zeit“ entsprungen. Im großen Teich quaken lautstark die Frösche, Katzen strolchen über das Gelände, und im benachbarten Wildpark grast ganz friedlich eine Herde Hirschkühe. Hier ist alles noch ganz im Einklang mit der Natur, was Du überall in der Kultursiedlung spüren wirst.
Im einem der alten Bauernhäuser kannst Du sogar übernachten und so die friedliche Umgebung noch intensiver in Dich aufnehmen.
Frei nach dem Motto „Wir haben keine Zeit für Leute, die keine Zeit haben“, wird auch im „Wirtshaus zum Hund“ (Oberza pod Psem) Genuss und das Slow-Food-Konzept zum absoluten Hauptdarsteller. Hier habe ich zum ersten Mal in meinem Leben polnische Piroggen mit Ziegenkäse und eine regionale Rote-Beete-Suppe probiert. Einfach köstlich! Alle Produkte kommen aus dem eigenen Garten und von den benachbarten Bauernhöfen.
Kein Wunder, dass die hausgemachten Gerichte des urigen Restaurants immer wieder mit der Kochmütze des polnischen Gault Millau ausgezeichnet werden.
Besichtigung mit Führung
Tickets: 10 zł bzw. 6 zł (Kinder)
Sein zum diesem Zwecke gegründeter Verein kämpft gezielt gegen die Abholzung, um so die Natur zu schützen und das wertvolle Kulturgut zu erhalten!
Masuren-Reisetipp #2: Schifffahrt auf dem Spirdingsee ab Nikolaiken
Der Śniardwy-See oder auf deutsch Spirdingsee ist der größte See Polens und hat eine Fläche von 114 Quadratkilometern. Direkt von Mikolajki (Nikolaiken) aus kannst Du eine wunderbar entschleunigende 1,5-stündige Schifffahrt über den Spirdingsee erleben.
Da durch den See die Route der Großen Masurischen Seen führt, tummeln sich hier zahlreiche Segelyachten, Wassersportler und kleinere Boote. Es gibt also – besonders in den Sommermonaten – viel zu gucken.
Der Uferbereich ist verhältnismäßig flach, versumpft und mit Schilf und Kalmus bewachsen – ein Paradies für sämtliche Arten von Wasservögeln. Kormorane, Haubentaucher, Blesshühner, Reiher und Schwäne sind nur einige der Vogelarten, die hier ihren Lebensraum haben. Die ruhige, spiegelglatte Oberfläche des Spirdingsees mit seinen insgesamt 8 Inseln habe ich als total entspannend empfunden und kann Dir eine solche Schifffahrt unbedingt ans Herz legen. Die Weite und Stille des „Masurischen Meeres“ tut einfach der Seele gut.
Die Schifffahrt von Mikolajki über den Mikołajki -See und Sniardwy-See wird mehrmals täglich vom Hotel Robert’s Port angeboten und kostet 30 Zl pro Person. Die Schiffe fahren an der Promenade in Nikolaiken im Hafen von Aleja Żeglarska (zwischen der Autobrücke und der Fußgängerbrücke) ab.
Auch die Stadt Nikolaiken, die ein beliebtes Ferienzentrum in Masuren ist, lohnt einen Besuch. Das „Venedig der Masuren“ lockt mit seinen Brücken, Kanälen, der hübschen Uferpromenade und den gemütlichen Fischrestaurants nicht umsonst viele Touristen an. Das masurische Städtchen, dessen geschichtliche Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, liegt einfach malerisch an der Landenge zwischen dem Mikolajskie- und Talty-See.
LESETIPP
Wenn Du gerne viel Wasser um Dich herum hast, idyllische Dörfer magst und gerne im Urlaub aktiv bist, habe ich noch einen ganz besonderen Tipp für Dich.
In Norddeutschland am Ostseefjord Schlei kannst Du tolle Wanderungen und Radtouren unternehmen. Hier kommen meine Tipps!
Ostseefjord Schlei – Wandern und Radfahren an der idyllischen Schlei
Masuren-Reisetipp #3: Wanderung im Naturreservat am Luknajno-See
Das ca. 5 km von Mikolajki entfernte Naturschutzgebiet „Jezioro Luknajno“ am Luknajno-See ist vor allem für die riesige Kolonie von Höckerschwänen bekannt, die hier ihre Brutplätze haben. Das UNESCO-Biosphärenreservat beherbergt aber auch zahlreiche andere Wasser- und Sumpfvogelarten wie Haubentaucher, Kormorane, Kraniche, Bekassine, Möwen, Seeschwalben sowie viele seltene Entenarten. Das Wasser- und Sumpfgebiet ist ein Paradies für alle Freunde der Vogelfotografie!
Am Ufer des Luknajno-Sees wurden drei Beobachtungstürme aufgestellt, von denen Du traumhafte Ausblicke über das Naturschutzgebiet genießen kannst. Außer dem Gezwitscher der Vögel und dem Quaken der Frösche kannst Du Dich hier einfach nur der unberührten Natur und der Stille hingeben. Vom 6 km langen Naturpfad lässt sich das Ökosystem und malerische Panorama des Sees am besten bewundern.
Genau zwischen dem Luknajno-See und dem Śniardwy-See (Spirdingsee) liegt ein traditionelles Herrenhaus mit dem Restaurant „Folwark Luknajno“, in das Du unbedingt einkehren solltest. Hier werden frische Fischgerichte und kulinarische Spezialitäten von Masuren in gemütlicher Atmosphäre auf den Tisch gebracht. Zum agroturistischen Betrieb gehören auch Gästezimmer mit Seeblick und ein idyllischer Zeltplatz.
Die Routenvorschläge zum Wandern, Radfahren und Paddeln bieten sogar eine Navigationsfunktion und Detailkarten.
Masuren-Reisetipp #4: Wanderung von Krutyn zum Mokre-See und auf dem Naturkundepfad Zgon
DATEN UND FAKTEN
Diese Tageswanderung startet direkt in der Ortsmitte von Krutyń und ist zweifellos eine der schönsten, die Du in Masuren unternehmen kannst. Die Gegend um den kleinen Fluss Krutynia im Masurischen Landschaftspark verbindet all das, was Masuren ausmacht: Seen, Wiesen und dichte Wälder.
Auf sandigen Pfaden begegnest Du uralten, mächtigen Eichen und scheinbar unendlich in den Himmel hineinwachsenden Kiefern. Die immer schmaler werdenden Baumkronen quietschen teilweise fast bedrohlich, wie sie so hin und herschwanken und dem Wind trotzen.
Besonders schön ist der Abstecher zum Naturreservat Zakret mit seinen märchenhaften Waldseen und schwimmenden Torfinseln. Im sumpfigen Uferbereich weht das Wollgras, das hier in Hülle und Fülle wächst, sanft im Wind. Die schmalen Waldwege sind von Blaubeersträuchern umsäumt, und Du begegnest weit und breit keinem Menschen. Was für eine unberührte Naturidylle!
Vom Mokre-See zum Naturreservat „Królewska Sosna“
Am stimmungsvollen Mokre-See (Jezioro Mokre) erreichst Du eine schöne Liegewiese mit Steg und Bademöglichkeit und läufst dann eine ganze Weile parallel am Seeufer entlang. Auch hier hat sich an der Uferlinie mit zahlreichen Buchten und Halbinseln ein üppiger Schilfgürtel entwickelt, der ein idealer Zufluchtsort für Wasservögel ist. Wenn Du Glück hast, kannst Du Seeadler, Fischadler, Rotmilan, Schreiadler und Graureiher entdecken.
Nachdem Du genügend Ausblicke auf den See genossen hast, gelangst Du in einen dichten Laubwald, in dem die gewaltigen Baumriesen einmal mehr besonders faszinierend sind. Im Naturreservat „Królewska Sosna“ gibt es gleich drei Waldseen, von denen einer schöner als der andere ist. Die sumpfige Pflanzenwelt in diesem Hochmoor erinnert mich teilweise an die tiefe skandinavische Wildnis.
Hier habe ich an einem Steg sogar einen Seeadler gesehen, der allerdings zu schnell für meine Kamera war. Ich war einfach nur baff und dankbar für diese unverhoffte Begegnung! Zwar ohne Beweisfoto, dafür aber voll von Glücksgefühlen, ging es schließlich weiter zur alten Wassermühle von Krutyński Piecek und wieder zurück durch masurische Kulturlandschaft nach Krutyń.
Die Wanderung kannst Du übrigens mit einem Besuch des kleinen Bauernmarktes in Krutyń wunderbar abschließen und vielleicht noch etwas frisch geernteten Honig als Souvenir mitnehmen.
Masuren-Reisetipp #5: Gravel-Bike-Tour durch den Masurischen Landschaftsschutzpark
Masuren ist einfach wie geschaffen zum Gravel-Biken und für ausgedehnte Radtouren, und das sage ich nicht nur einfach so. Ich habe selten so wunderschöne Gravelstrecken auf den Forstwegen in den tiefen Wäldern gesehen.
Die meisten Wege sind hervorragend mit einem Nummernsystem markiert, so dass Du Dich mit dem gängigen Kartenmaterial und einer Navigations-App wie Komoot wunderbar orientieren kannst.
Der hier vorgestellte Routen-Vorschlag verbindet meine Masuren-Reisetipps Nummer 6, 7 und 8 miteinander, die ich Dir in den folgenden Abschnitten nochmal ganz ausführlich vorstelle. Von Dobry Lasek aus geht es zum Ernst Wiechert-Naturkundepfad bei Pierslawek, zur mehr als sehenswerten Hirschstation bei Kosewo Górne und zum Schluss zum Vogelparadies am Naturlehrpfad rund um den Teich von Piecki. Eine großartige Tour mit wundervollen Naturerlebnissen!
DATEN UND FAKTEN
In der App des Masurischen Landschaftsparks findest Du noch andere empfehlenswerte Fahrrad-Touren, die Dich entlang von Waldpfaden, Feldwegen und ruhigen Straßen zu den schönsten Orten in Masuren führen:
- Mokre-See 26 km
- Kultur-Historischer Radweg 21 km
- Ernst-Wiechert-Route 34 km
- Krutiner Naturschutzgebiete 14 km
- Um den Śniardwy-See 88 km
- Schleife Beldany 34 km
- Wojnowo-Schleife 38 km
- Schleife Szeroki Bór 22 km
- Bärenroute 53 km
Falls Du mehrere Tage am Stück mit dem Fahrrad unterwegs sein möchtest, schau Dir mal die Langstreckenroute Green Velo an. Die mit insgesamt 2.000 km längste Fahrradstrecke Polens verläuft über fast 400 km durch die Woiwodschaft Ermland-Masuren. Auf der Route siehst Du viele Natur- und Kultursehenswürdigkeiten der Region.
LESETIPP
Auf meinem viertägigen Frühlingstrip im Elsass habe ich die schönsten Wanderwege für dich entdeckt und bin dabei in die Vergangenheit eingetaucht.
In den Wäldern der Vogesen mit Buntsandsteinformationen und ebenso rund um die Dörfer der Elsässischen Weinstraße findest du unzählige Wandermöglichkeiten, die keine Wünsche offen lassen.
Masuren-Reisetipp #6: Naturkundepfad „Pierslawek“
Das Forsthaus Pierslawek ist das Elternhaus des masurischen Dichters Ernst Wiechert und zugleich ein kleines Museum, in dem Werke des Schriftstellers und andere persönliche Gegenstände ausgestellt werden.
Direkt in der Nähe verläuft die Route des 3,8 km langen Naturlehrpfades. Sie führt durch einen unberührten Wald über urige, sattgrüne Wiesenwege und schmale Pfade.
Masuren-Reisetipp #7: Hirschstation in Kosewo Górne
Die Hirschstation „Ferma Jeleniowatych“ in Kosewo Górne war eines der absoluten Highlights meines Masuren-Trips und hat mich wirklich schwer beeindruckt. Hierbei handelte es sich nicht um einen gewöhnlichen Wildpark, sondern um eine inzwischen leider ehemalige Forschungseinrichtung des Instituts für Parasitologie der Polnischen Akademie der Wissenschaft. Zusammen mit einem Guide durfte ich die riesigen Weideflächen besuchen, auf denen unter ganz natürlichen Bedingungen verschiedene Hirscharten und Wildtiere gezüchtet wurden.
Rotwild, Damhirsche, Sika-Wild und sogar Elche lebten hier in großen Herden und konnten bei einer Führung beobachtet werden. Jede Herde hatte spezielle „heilige“ Schutzzonen als Rückzugsort, in der sie nicht von Besuchern gestört werden konnten.
Leider haben sich die Elche im Sumpfgebiet vor mir versteckt, aber dafür hatte ich das Glück, die meisten anderen Hirscharten hautnah erleben zu dürfen.
Besonders Hirschkuh Gabi, die als Kalb ihre Eltern verloren hat und von Hand aufgezogen wurde, geht direkt mit mir auf Tuchfühlung. Mein Guide Pawel Bogdaszewski hat für Gabi, die nie so wirklich gecheckt hat, dass sie eigentlich eine Hirschkuh und kein Mensch ist, die Vaterrolle übernommen. Und so akzeptiert sie auch mich gleich als Teil der Herde und fordert ihre Streicheleinheiten ein. Da geht mein Herz natürlich direkt auf, und ich strahle bis über beide Ohren.
Was für ein wunderbares Erlebnis!
Auch wenn die anderen Hirsche naturgemäß weitaus größeren Abstand zu uns halten, erfahre ich jede Menge spannende Fakten über die einzelnen Arten und ihre Besonderheiten. Im dazugehörigen Museum lernte ich zum Abschluss sogar die verschiedenen Laute der Hirscharten zu unterscheiden, und zwar für Männlein, Weiblein und den Kindergarten.
Update Januar 2024: Leider existiert das Naturreservat in der damaligen Form nicht mehr. Der einzigartige Lebensraum für Hunderte von Hirschen in soll verschwinden und durch einen Obstgarten und Blumenwiesen ersetzt werden. Eine durchaus umstrittene Entscheidung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die auf Kritik stößt.
Masuren-Reisetipp #8: Natur-Lehrpfad „Um den Teich in Piecki“
Der 1,8 km lange Lehrpfad um den Teich in Piecki wurde erst 2020 eröffnet und ist einfach wunderschön angelegt. Weitläufige Steganlagen und Holzbrücken wechseln sich mit Vogelbeobachtungs-Plattformen und Schutzhütten ab.
Obwohl der Teich so nah an dem kleinen Städtchen liegt, wartet hier eine unvergleichliche Naturidylle auf Dich. Der „Lärm“ der unzähligen Wasservogelarten ist schon fast ohrenbetäubend. Alle Arten, die hier brüten, aufzuzählen, ist fast unmöglich. Trauerseeschwalben, Lachmöwen, Sturmmöwen, Höckerschwäne, Reiherenten, Schellenten, Grau- und Silberreiher machen nur einen Bruchteil unter ihnen aus. Darüber hinaus kannst Du Greifvögel wie Fischadler, Rohrweihe, Rotmilan und Seeadler antreffen. Und wenn Du Glück hast, entdeckst Du vielleicht auch einen Fischotter oder Biber.
Um die Brutbedingungen für die Wasservögel zu verbessern, hat die Polnische Gesellschaft für Vogelschutz im Teich sogar eine 3000 Quadratmeter große künstliche Insel angelegt.
Der Lehrpfad ist mit vielen informativen Schautafeln, Bänken und einer Lagerfeuerstelle ausgestattet.
Also Fernglas und Teleobjektiv in den Rucksack packen, viel Zeit mitbringen und ganz in Ruhe auf Vogelschau gehen!
Masuren-Reisetipp #9: Kajak-Tour auf der Krutynia Paddel-Route
Je weiter Du Dich Krutyń näherst, umso mehr bunt übereinander gestapelte Kajaks wirst Du schon vom Straßenrand aus erblicken können. Schnell wird klar: Krutyń und die Umgebung sind ein Eldorado für Kajakfahrer.
Die Paddelroute auf dem Fluss Krutynia, die zum Teil durch den Masurischen Landschaftspark führt, hat den Ruf eine der schönsten in ganz Polen zu sein. Auf einer Länge von insgesamt 100 Kilometern startet sie in der Ortschaft Sorkwity am Lampackie-See und endet am Nidzkie-See in Ruciane-Nida.
Die Kajak-Wanderstrecke wurde zwar nach dem 26 km langen Fluss Krutynia benannt, verläuft aber nicht nur auf diesem, sondern auch auf verschiedenen Seen, die durch Flüsse und Wasserläufe miteinander verbunden sind. Jede der 8-10 Tagesetappen startet und endet an einer Station der PTTK (Polnische Gesellschaft für Tourismus und Heimatkunde), was ziemlich praktisch ist, da Du hier kostengünstig in einfachen Unterkünften oder im Zelt übernachten kannst. Ein tolles Abenteuer, das ich mir sogar selbst zutrauen würde, da die Strecke auch für Einsteiger geeignet ist!
Einen 7 km langen Teilabschnitt der Krutynia-Paddelroute habe ich selbst getestet und bin an der PTTK Station „Stanica Wodka Cierzpiety“ gestartet. Von hier aus ging es zunächst einmal quer mit dem Kajak über den tiefen Mokre-See und schließlich in seichtere Gewässer. Im Schilf am Uferrand konnte ich wieder viele Wasservögel wie Reiher, Kraniche und verschiedene Entenarten beobachten. Jetzt im Mai waren auch besonders viele Schwanen-Familien mit ihren Babies unterwegs. Zu gucken gab es also einiges in all der Naturidylle.
Unterwegs auf den verwunschenen Wasserpfaden der Krutynia-Paddelroute
Am Jezioro Krutyńskie schließlich entspringt dann die Krutynia, die sich ganz verträumt mit blühenden Seerosen durch die Landschaft schlängelt. Sie ist tatsächlich so seicht, dass auf ihr nur Kajaks mit geringem Tiefgang und Stakboote fahren können.
Eine Tour über die verwunschenen und kurvenreichen Wasserpfade der Krutynia-Paddelroute kann ich Dir definitiv ans Herz legen.
Hier solltest Du unbedingt auf der hübschen Terrasse des zugehörigen Restaurants Karczma Krutyń einkehren. Von hier aus hast Du nicht nur einen schönen Blick auf die Krutynia, sondern genießt leckere masurische Küche mit tollen Fischgerichten.
LESETIPP
Hast Du schon einmal etwas von den dänischen Ostseeinseln Lolland und Falster gehört?
Sie liegen nur eine kurze Seereise mit der Fähre von Deutschland entfernt und sind ein echtes Naturparadies. In meinem Blogartikel verrate ich dir die schönsten Orte, Wanderungen und Naturerlebnisse in der „dänischen Südsee“.
Lolland & Falster – Die 12 schönsten Orte und Aktivitäten in der dänischen Südsee
Masuren-Reisetipp #10: Wanderung auf dem Naturkundepfad durch das Naturschutzgebiet Krutynia
Willst Du die Naturidylle und all die grünen Facetten der Krutynia nicht nur vom Wasser aus, sondern auch mal auf dem Landweg erleben? Dann ist die 2,4 km lange Wanderung auf dem Naturkundepfad durch das Naturschutzgebiet Krutynia genau das Richtige für Dich!
Du startest in Krutyń an der Brücke und wanderst auf einem schmalen Uferpfad immer entlang der Krutynia bis zum Krutyńskie-See. Von hier aus kannst Du all die Kajaks und Stakboote vorüberziehen lassen und Ausschau nach Wasservögeln halten. Vielleicht hast Du ja Glück und erblickst einen der kunterbunt schillernden Eisvögel?
Masuren-Reisetipp #11: Besuch im Reha-Zentrum für Störche und Zentrum für Naturkunde- und Kulturerziehung in Krutyń
In manchen Dörfern in Masuren gibt es tatsächlich mehr Störche als menschliche Bewohner, so dass man alle paar Meter ein Storchennest am Straßenrand sehen kann.
Für alle, denen Natur- und Tierschutz am Herzen liegt, habe ich zum Schluss noch einen ganz besonderen Tipp: Im Ortszentrum von Krutyń findest Du direkt nebeneinander zwei Einrichtungen, die den Besuch lohnen.
Hier gibt es ein Zentrum für die zeitbegrenzte Rehabilitierung von Störchen, in dem jährlich ca. 40-60 Störche betreut und wieder aufgepäppelt werden. Viele von ihnen haben gebrochene Flügel oder Beine, weil sie aus dem Nest gefallen sind. Ohne das Zentrum hätten sie kaum eine Überlebenschance. Manchmal benötigen auch andere Vogelarten, wie etwa Höckerschwäne oder Seeadler ambulante Hilfe, bis sie schließlich wieder in die Freiheit entlassen werden können.
Gleich schräg gegenüber findest Du in einer historischen Scheune das Zentrum für Naturkunde- und Kulturerziehung. In der Galerie werden wunderschöne Natur- und Tierfotografien aus der Region ausgestellt. Im Raum für Naturkunde gibt es über 300 Exponate in für den Masurischen Landschaftspark charakteristischen Biotopen. Alle Wildtiere und Wasservögel, die Du in der freien Natur verpasst hast, kannst Du hier nochmal ganz in Ruhe bewundern.
Masuren-Unterkunfts-Tipp: Oaza Mazurska in Dobry Lasek bei Krutyń
Die Unterkunft Oaza Mazurska liegt in Dobry Lasek und ist etwa 7 Kilometer von Krutyń entfernt mitten im Masurischen Landschaftspark gelegen. Von hier aus kannst Du alle im Beitrag vorgestellten Orte und Touren wunderbar erreichen.
Es gibt kleine, gemütliche Gästezimmer und total schnuckelige Holzhäuschen, die direkt an einem kleinen Badeteich liegen. Jedes der hübsch eingerichteten Häuschen hat sogar einen eigenen Badesteg samt Tretboot. Ringsherum laden Hängematten zum Chillen ein. Wer will, kann sich aber auch sportlich betätigen. Entweder auf dem Beach-Volleyballfeld oder einfach eines der zur Verfügung stehenden Fahrräder (inkl. Mountainbikes) schnappen und die idyllische Umgebung erkunden.
Wenn Du lieber Kajak fahren willst, ist das auch kein Problem. Die unglaublich herzliche Gastgeberfamilie shuttelt Dich gerne zum nahe gelegenen Mokre-See, wo Du nach Herzenslust paddeln kannst.
Auf dem weitläufigen Gelände der Oaza Mazurska findest Du neben einem Kinderspielplatz auch noch einen hübschen Pool mit Hottub, um Dich nach all den Aktivitäten ausgiebig zu entspannen.
Morgens kannst Du dann nach einem abwechslungsreichen und unheimlich liebevoll zubereitetem Frühstück wieder ganz gestärkt in den neuen Tag starten.
Eine wunderbare Unterkunft, die ich von ganzem Herzen weiterempfehle!
Alternative Übernachtungsmöglichkeiten in Krutyń und Nikolaiken
Falls Du nach einer alternativen Übernachtungsmöglichkeit direkt in Krutyń suchst, schau Dir auch die am Waldrand gelegenen Häuser und Gästezimmer von Szuwary an.
Und wenn Dir der Sinn nach etwas mehr Luxus steht und Du Dir mal etwas ganz Besonderes gönnen möchtest, empfehle ich Dir das 5-Sterne-Hotel Mikolajki in Nikolaiken. Es liegt direkt auf einer Halbinsel im Mikolajskie-See und bietet Dir einen atemberaubenden Blick auf den See mit all seinen Yachten und der wunderschönen Natur ringsherum.
Wenn Du etwas über diese Links buchst (oder kaufst), dann erhalte ich eine kleine Provision.
Wichtig: Für Dich ändert sich der Preis dadurch nicht.
Tausend Dank für Deine Unterstützung!
Wunderschöne und ganz besondere Tage mit intensiven Naturerlebnissen in Masuren liegen nun hinter mir. Die unberührte und wilde Natur mit all den Seen, tiefen Wäldern und verwunschenen Flüssen hat mir unglaublich gut getan. Masuren ist für mich die perfekte Region für einen entspannten Aktivurlaub, in dem man gleichzeitig mal so richtig entschleunigen kann.
Nun weiß ich, wo mein Vater ursprünglich herkommt und bin seinen Wurzeln ein ganzes Stück näher gekommen. Vielleicht ein Grund, warum ich mich Masuren auf Anhieb sehr verbunden fühle und mir gut vorstellen kann, hierher zurückzukehren.
Warst Du selbst schon einmal in Masuren oder einer anderen Region im ehemaligen Ostpreußen unterwegs? Hast Du vielleicht sogar selbst familiäre Wurzeln in der Ecke?
Erzähle mir gerne in den Kommentaren unter diesem Beitrag mehr darüber.
Liebe Grüße,
Deine Sabrina
Hallo Sabrina,
vielen Dank für die traumhaft schönen Bilder und deine wunderbare Reisebeschreibung. Das ist ja wirklich paradiesisch!
Ich habe keine Wurzeln in der Gegend, aber das würde ich wirklich gerne kennenlernen. Ganz toll!
Liebe Grüße
Karen
Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar, Karen. Mir hat die Region auch unglaublich gut gefallen. Freue mich, dass Dir mein Beitrag gefällt und ich Dir ein wenig Lust gemacht habe, auch mal Masuren zu besuchen.😊
Liebe Grüße und noch ein tolles Pfingstwochenende!
Sabrina
Vielen Dank fuer so einen Artikel, wunderschoene Fotos und Reisetipps. Von meiner Seite empfehle ich auch natuerlich Wasserparadies und das Besichtigen von den Masurischen Seen direkt vom Bord eines Bootes! Lieben Gruss an Dich!
Przem
Lieber Przed,
vielen lieben Dank für Deinen nettem Kommentar! Einen Hausbooturlaub auf den Masurischen Seen stelle ich mir auch extrem schön und entschleunigend vor.
Liebe Grüße,
Sabrina
Wundervoll all das, wir haben schon eine phantastische Kajaktour in den Masuren unternommen. Solche „verrückten“ Deutsche wie wir habe ich dort kaum gesehen. Das sagt mir einiges über die Interessen und den geistigen Zustand hier in Deutschland. Es tut mir leid, ich möchte wirklich niemanden beleidigen, aber wenn schon Kinderbuchautoren sich so abfällig über unser Land äußern, was mögen die über ein anderes Land denken.
Ich bin sehr traurig…