Schon auf der zwölften Alpe-Adria-Trail Etappe vom Millstätter See zur Alexanderhütte bin ich aus dem Schwärmen nicht mehr heraus gekommen. Denn in meinem vorigen Blogartikel habe ich Dich zum ersten Mal mit in meine heiß geliebten Nockberge genommen. Hier hast Du schon einen Vorgeschmack bekommen, was mich in den nächsten Tagen auf dem Fernwanderweg erwartet: Die „Nocky Mountains“, von denen ich gar nicht genug bekommen kann.

Rückblickend waren dies – neben den noch folgenden Etappen im slowenischen Soča-Tal mit die allerschönsten Tage auf meiner fast 750 km langen Solo-Fernwanderung.

Falls Du also vorhast, nur einen Teilabschnitt des kompletten Alpe-Adria-Trails zu gehen, kann ich Dir die Etappen in den Nockbergen nur wärmstens ans Herz legen, Du wirst es garantiert nicht bereuen!

Sanft gerundete Kuppen, eine Kulisse, die an die Weite Irlands oder Schottlands erinnert, und eine gewaltige Berglandschaft: Komm mit mir in die Nockberge Kärntens.

Couchflucht Sabrina Bechtold genießt am Kamplnock das Panorama des Millstätter Sees und der Nockberge.
Crazy in Love mit dem Panorama von den Nockbergen auf den Millstätter See, die Karawanken und Julischen Alpen

DATEN UND FAKTEN

 

Streckenlänge: 23,0 km
Dauer: 7 – 8 Stunden
Höhenmeter: 584 hm bergauf, 1.796 hm bergab
Schwierigkeit: mittel – schwierig
Nockberge wandern an der Alexanderhütte mt Blick auf den Millstätter See im Morgennebel
Gar nicht so einfach, sich von diesem Anblick am frühen Morgen wieder zu trennen.

Am Morgen kann ich mich kaum von meiner Unterkunft, der Alexanderhütte, trennen. Ich bin wie hypnotisiert vom Anblick des Millstätter Sees im Tal, der so früh noch in einen Hauch von Nebel gehüllt ist.

Aber heute wartet eine ebenso himmlisch schöne wie teuflisch anstrengende Etappe auf mich. Von der Hütte aus begebe ich mich direkt auf den Weg der Liebe/ Sentiero dell’ Amore  ob der Name wohl hält, was er verspricht?

Zunächst kämpfe ich mich am „furchterregenden“ wasserspeienden Nockdrachen vorbei zur Millstätter Hüttewo mich tatsächlich direkt der siebte Himmel höchstpersönlich erwartet. Ich streichle begeistert die niedlichen Esel und darf dann sogar als Highlight ein Baby-Schweinchen mit der Flasche füttern. Ich quietsche genauso verzückt wie das kleine Ferkel und setze meinen Weg dann maximal motiviert weiter fort.

Es geht hoch zum Kamplnock, dem auf 2.101 Meter Höhe gelegenen höchsten Punkt dieser Etappe. Die Weitsicht auf den See im Tal, den zackigen Triglav-Gipfel, die Julischen Alpen und die Karawanken ist wieder einmal atemberaubend.

Nockberge Wandern am Kamplnock auf dem Weg der Liebe
Auf dem Gratweg beim Kamplnock auf dem Sentiero Dell`Amore

Vom Granattor zur Lammersdorfer Hütte

Wie am Vortag verläuft die Wanderung in den Nockbergen nun über einen aussichtsreichen Höhenrücken mit See- und Bergpanorama par excellence. Ein Highlight des Kammweges ist das fotogene Granattor, an dem dem hohen Granatvorkommen der Region gehuldigt wird. Und so bücke auch ich mich, um einen der heiß begehrten dunkelrot glitzernden Kristalle zu finden. Aber leider keine Chance.

Nur wenig später treffe ich auf das fast schon tibetisch anmutende Stoanamandl auf der Millstätter Alpe. Hier begegne ich tatsächlich auch mal ein paar anderen Wanderern, die sich mit mir über die fantastische Aussicht freuen.

Nun geht’s abwärts zur verdienten Rast in der Lammersdorfer Hütte.

 

Mein Tipp
Unbedingt die frische Buttermilch mit Schwarzbeeren oder „Granten“ (Preiselbeeren) probieren. Ein Gedicht!

Ab hier kann es ja eigentlich nur noch weiter bergab gehen, denke ich mir, aber nix da. Ich schleppe mich doch noch ein paar Höhenmeter über Waldpfade zum Jufenkreuz hinauf. Ein lohnenswerter Abstecher, an dem ich mal wieder völlig mit mir und der wunderschönen Aussicht alleine bin.

Nockberge wandern auf dem Weg der Liebe an der Millstätter Alpe mit Stoanamandl
Das tibetisch anmutende "Stoanamandl" auf dem Weg der Liebe an der Millstätter Alpe

Von Matzelsdorf nach Döbriach am Millstätter See

Dann ist es aber wirklich an der Zeit für den langen und kräftezehrenden Abstieg. Fast 1.700 Höhenmeter wandere ich über Almwiesen und Steige nach Matzelsdorf bergab. Und auch wenn die Wege und Aussichten über den Millstätter See gar nicht mal so schlecht sind, protestieren meine Knie und Füße bald lautstark und wollen am liebsten nur noch streiken. Ein paar Begegnungen mit Ziegen und Lamas motivieren mich zwar zwischenzeitlich, aber irgendwann reicht es mir einfach, und ich will nur noch ankommen!

Ohne zu übertreiben, nach den 24 Kilometern dieser Etappe muss ich mich schwer zusammenreißen, um dem Wirt des Gasthauses meiner Unterkunft in Döbriach nicht dankbar um den Hals zu fallen. Aller Erschöpfung zum Trotz bin ich jedoch von einer tiefen Dankbarkeit für die heutige Etappe erfüllt, die ihrem Namen wirklich alle Ehre gemacht hat. Wer auf diesem Weg nicht seine Liebe zu den Bergen entdeckt, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen!

Ich übernachte im gemütlichen 3-Sterne Hotel zur Post*, das zwar nicht direkt am Millstätter See liegt, dafür aber am Dorfplatz, auf dem ausgerechnet diesen Abend ein Dorfmarkt mit allerhand kulinarischen Köstlichkeiten stattfindet. Da sind die schmerzenden Beine bald vergessen, und ich schlafe selig in meinem Hotelbett ein.

 

Nockberge wandern auf dem Weg der Liebe von der Millstätter Alpe nach Döbriach am Millstätter See
All you need is Love auf dem Sentiero dell`Amore

Fazit Etappe 13

Auf dem Höhenrücken durch die Nockberge zu wandern, ist einfach traumhaft. Der Weg der Liebe verspricht absolut nichts, was er nicht halten kann.

LESETIPP

Schau unbedingt auch mal bei meinem vorigen Blogartikel über all meine Erlebnisse auf den Etappen 10 bis 12 zum Millstätter See vorbei.

Millstätter See – Wandern auf dem Alpe-Alpe-Trail Etappe 10 – 12


Alpe-Adria-Trail Etappe 14 – Von Döbriach am Millstätter See zum Erlacher Haus im Langalmtal

DATEN UND FAKTEN

 

Streckenlänge: 17,0 km
Dauer: 6 – 7 Stunden
Höhenmeter: 1.166 hm bergauf, 124 hm bergab
Schwierigkeit: mittel
Kaninger Mühlen- und Kneipppfad bei den Nockbergen auf dem Alpe Adria Trail
Auf dem Kaninger Mühlen- und Kneippweg findest Du sechs restaurierte Getreidemühlen aus dem 18. Jahrhundert.

Nach einem wohl verdienten Ruhetag am Millstätter See, an dem ich bei spätsommerlichen Temperaturen sogar einen Sprung ins kühle Nass gewagt habe, schnüre ich morgens wieder meine Wanderschuhe.

Na ja, Etappe 14 ist ehrlicherweise schon ein ziemlicher Kontrast zu den vorherigen Traumtagen in den Nockbergen.

Die ersten Kilometer von Döbriach bis Radenthein verlaufen entlang des Kaning-Baches relativ eintönig. Dazu noch jede Menge Industriekulisse, die mich jetzt nicht so vom Hocker haut, auch wenn Radenthein die Stadt des Granatsteins ist. Für Interessierte gibt es dazu sogar eine Erlebnisausstellung („Granatium“) mit allem Pipapo wie einem Schürfgelände, Abbaustollen und allem, was es so rund um den „Feuerstein der Liebe“ zu lernen gibt.

Für diesen ersten Streckenabschnitt kann man jedenfalls meiner Meinung nach guten Gewissens den Bus nehmen.

Granatium und Industrieanlagen in Radenthein - Kärnten
Den ersten Abschnitt der Etappe bis nach Radenthein fand ich eher nicht so spannend.

Unterwegs auf dem Kaninger Mühlen- und Kneipppfad

Das traditionelle Türkhaus finde ich da schon um einiges interessanter. Innen drin gibt es ein mit viel Liebe gestaltetes Heimatmuseum, das allerhand bäuerliches Kulturgut zur Schau stellt.

Dort beginnt nun auch der Kaninger Mühlen- und Kneippfad, der wirklich schön angelegt ist. Lauter Kneippbecken, Barfußpfade und sechs restaurierte Getreidemühlen aus dem 18. Jahrhundert (früher gab es im Tal ganze 22 davon) bilden schöne Fotomotive. Ich genieße es, das idyllische Tal der Mühlen mit seinen energetischen Kraftplätzen, einer Brotbackstube und vielen Schautafeln zu durchwandern. Das Plätschern des Baches begleitet mich, während ich dem Klappern der hölzernen Mühlräder lausche und mich mindestens zwei Jahrhunderte in die Vergangenheit versetzt fühle.

Der weitere Weg durch das Langalmtal verläuft in stetigem Bergauf an mehreren Almen und Einkehrmöglichkeiten vorbei. Und auch wenn die Brettljause an der Aichholzerhütte verlockend ausschaut, widerstehe ich der Versuchung und wandere schnurstracks weiter. Da ich zwischendurch überhaupt keinen GPS Empfang habe, laufe ich leider einen Teil der Strecke durch einen Lärchenwald parallel auf einer Forststraße entlang. Der eigentliche Wegabschnitt wäre sicherlich schöner gewesen. So bin ich dann echt froh, als ich am Erlacherhaus im Biosphärenpark Nockberge ankomme. 

Kaninger Mühlen und Kneipp-Weg bei den Nockbergen
Wirklich hübsch angelegt und voller Fotomotive: Der Kaninger Mühlen- und Kneipppfad

Warum auch immer, das war irgendwie nicht so mein Tag.

Im urigen Erlacherhaus übernachte ich in einem rustikalen Mini-Zimmerlein, das wirklich sehr „basic“ ausgestattet ist. Der Ausblick ins Langalmtal  von meinem Fenster über dem Bett ist allerdings wunderschön.

Nockberge wandern im Langalmtal am Erlacherhaus
Das Erlacherhaus und die Petodnighütte im Langalmtal

Fazit Etappe 14

Für mich eher eine nicht ganz so spannende Übergangsetappe, wobei der Kaninger Mühlen- und Kneippweg wirklich hübsch ist.


LESETIPP

Nicht nur die Nockberge gehören zu meinen absoluten Lieblingsorten in Österreich. Schau mal in mein persönliches „Best Of Austria“, in dem ich Dir die schönsten Orte und Regionen zum Wandern und Mountainbiken vorstelle.

Die schönsten Orte in Österreich – Meine Top 7


Alpe-Adria-Trail Etappe 15 – Vom Erlacher Haus (Langalmtal) zur Lärchenhütte

DATEN UND FAKTEN

 

Streckenlänge: 14,2 km
Dauer: 6 – 7 Stunden
Höhenmeter: 1.028 hm bergauf, 1.113 hm bergab
Schwierigkeit: mittel – schwierig
Nockberge wandern auf dem Alpe Adria Trail am Pfannock und den Pfannseen
Wieder mal eine unglaubliche Aussicht vom Gipfel des Pfannocks!

Um mal direkt zu spoilern: Diese Etappe in den Nockbergen ist der Knaller und eine meiner absoluten Favoriten auf dem gesamten Alpe-Adria-Trail!

Dabei bin ich morgens noch richtig mies drauf, weil die Umgebung in einer Nebelsuppe zu versinken scheint und ich befürchte, so gar nichts von der Bergwelt zu Gesicht zu bekommen. Also beschließe ich erstmal ganz langsam in den Morgen zu starten und trödle herum, in der Hoffnung, dass der Nebel sich doch bitte verziehen möge. Gegen 11 Uhr muss ich aber dann doch mal allmählich in die Pötte kommen und marschiere ohne große Motivation vom Erlacherhaus los in den Biosphärenpark Nockberge.

Ich wandere zunächst wie eine Schnecke auf einem Stückchen Forststraße und wechsle dann auf einen wunderschönen Steig zum Nassbodensee. Und siehe da – wie gut, dass ich mein Frühstück mal wieder ratzeputz vernichtet habe – der Nebel beginnt sich zu lichten. Ich kann mein Glück kaum fassen! Es geht durch herrlich duftende Latschenfelder, und ich staune über die beeindruckende und schroffe Felsformation der Zunderwand aus Dolomitgestein.  

Nockberge Wandern auf dem Alpe Adria Trail an der Zunderwand
Die imposante und massive Zunderwand aus Dolomitgestein

Nockberge-Gipfelglück #1 auf dem Predigerstuhl

Der weitere Weg zum ersten Gipfel, dem Predigerstuhl auf 2.170 Meter Seehöhe ist durchaus anspruchsvoll. Zum Teil muss ich über Felsbrocken kraxeln, und der Steig am Hang ist für meinen Geschmack ganz schön ausgesetzt. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit können hier nicht schaden, so dass ich ganz schön ins Schwitzen komme. Und das nicht nur vor Anstrengung.

So wunderschön und alpin der Pfad auch ist, meine zitternden Knie sind da anderer Meinung…

Als ich aber oben ankomme, ist all die Nervosität wie weggeblasen. Was für ein traumhaftes Panorama! Ich stehe ganz alleine oben und bin zutiefst erfüllt vom Gipfelglück.  

Diese grasbedeckten Nockberge auf der Hochebene haben es mir echt angetan. All die runden Kuppen um mich herum, diese unglaubliche Weite – ich fühle mich, als wäre ich geradewegs in die schottischen Highlands oder nach Island gebeamt worden. Muss mich schwer zusammenreissen, nicht lautstark „FREIHEIT“ zu rufen, weil ich mich wie Mel Gibson in der Filmkulisse von „Braveheart“ fühle. Und der Ausblick auf die Karnischen und Julischen Alpen und den Gletscher der Hochalmspitze ist nicht weniger gigantisch.

Wanderweg in den Nockbergen in Kärnten zum Predigerstuhl
Dieser Wandersteig führt auf den Gipfel des Predigerstuhls.

Nockberge-Gipfelglück #2 auf dem Pfannock

Total beflügelt und voller Euphorie setze ich meine Gipfeltour fort und wundere mich, dass ich auf dem Pfannock – mit 2.254 m der höchste Punkt der Etappe – schon wieder keinen einzigen Menschen antreffe. Wo sind die denn alle? Ist dieses Panorama hier etwa nicht „instagrammable“ genug? Mal wieder frage ich mich, warum viele Menschen bei ihren Bergtourenplanungen so furchtbar unkreativ sind und immer die gleichen Hotspots ansteuern. Gleichzeitig bin ich aber zutiefst dankbar, dass ich diesen Moment ganz für mich alleine habe und mit keinem anderen teilen muss.

Auf dem Weg zu den idyllisch schönen Pfannseen begegne ich einer Herde wilder Schafe, die furchtlos durch die Steilhänge kraxeln. Die haben sich definitiv mal die perfekte Heimat ausgesucht.

 

Mein Tipp
Auf den Hochplateaus der Nockberge kann es ganz schön windig und zugig werden – also eine winddichte Jacke nicht vergessen!
Nockberge Wandern an den Pfannseen am Pfannock in Kärnten
Die idyllisch schönen Pfannseen am Fuße des Pfannocks

Nockberge-Gipfelglück #3 auf dem Mallnock

Das dritte Gipfelglück des Tages wartet dann auf dem Mallnock (2.226 m) auf mich. Dass das Nockberge-Panorama und der Blick auf den Großen Rosennock von hier gewaltig ist, brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen. Ich erblicke sogar die Zacken des Großglockners, dem Ort, an dem ich vor 15 Tagen losgelaufen bin. Ein erhabenes Gefühl!

Jetzt im Frühherbst blüht und duftet es an jeder Ecke, überall leuchten Büsche voller Preiselbeeren in feuerroten Farbschattierungen. Auch der Speik, eine baldrianähnliche Heilpflanze, die für die Region hier typisch ist, riecht schon von weitem herb-würzig.

Als ich bergab durch den Lärchenwald zu meinem Etappenziel, der Lärchenhütte, wandere, beginnt es schon langsam zu dämmern, aber ich habe noch einige Tiefenmeter vor mir. Da ich so spät morgens erst aufgebrochen bin und so viel mit Genießen und Fotografieren beschäftigt war, kommt mir Hüttenwirtin Heidi schon wild winkend entgegen. Sie hatte sich tatsächlich schon Sorgen gemacht und war kurz davor, eine Vermisstenanzeige aufzugeben. 

Nun beginnt also der gemütliche Teil des Tages. Bei einem zünftigen und feuchtfröhlichen Hüttenabend „versacke“ ich mit Heidis selbstgebranntem Zirbenschnaps in der urigen Lärchenhütte. Heidi schenkt fleißig nach und kennt kein Pardon, so dass ich irgendwann ordentlich angesäuselt zu meinem urgemütlichen Zimmer torkele und in einen tiefen Schlaf falle. Was für ein Tag!

Couchflucht Sabrina Bechtold in den Nockbergen am Nassbodensee und auf dem Gipfel des Predigerstuhls
Ein paar Impressionen von Zunderwand, Nassbodensee und dem Gipfel des Predigerstuhls

Fazit Etappe 15

Eventuell merkt man meinen Schwärmereien an, dass dies eine meiner absoluten Highlight-Etappen auf dem kompletten Alpe-Adria-Trail war!


Alpe-Adria-Trail Etappe 16 – Von der Lärchenhütte nach Bad Kleinkirchheim

DATEN UND FAKTEN

 

Streckenlänge: 19,3 km
Dauer: 7 – 8 Stunden
Höhenmeter: 1.195 hm bergauf, 1.731 hm bergab
Schwierigkeit: mittel – schwierig
Nockberge Wandern am Bergrücken des Großen Falkert
Der Gratrücken am Großen Falkert in den Nockbergen

Die nächste Knallertour durch die Nocky Mountains wartet auf mich. Ich freue mich riesig darauf, noch mehr vom Biosphärenpark Nockberge kennenzulernen. 

Ich starte von der Lärchenhütte auf einem wahnsinnig schönen Waldpfad und komme schon bald kräftig ins Schnaufen. Der Anstieg über einen Hang entlang eines kleinen Berg-Bächleins wird immer steiler. Früh morgens ist die Wiese noch total gefroren, und die vereisten Grasbüschel sehen richtig hübsch aus. Oben an der Hundsfeldscharte angekommen führt der offizielle Alpe-Adria-Trail eigentlich direkt wieder nach unten zum Falkertsee und zur belebten Heidi Alm inklusive Hotel.

Aber nicht für mich! Ich beschließe über den Großen Falkert (2.308 m) mit seinen massiven Felswänden weiter nach oben zu steigen, was ich nicht bereuen werde. Die Nockberge enttäuschen einfach nie mit ihren grandiosen Ausblicken. Und auch der anschließende Weg über den Grat zum höchsten Punkt der Etappe, dem Rödresnock auf 2.310 Meter Höhe, finde ich wieder einmal gigantisch schön. Erneut rieche ich überall den würzigen Duft der Speik-Heilpflanze, der auf dieser Etappe sogar eine Skulptur gewidmet wurde. 

Nockberge Wandern auf dem Alpe Adria Trail am Großen Falkert und Falkertsee
Ein Blick zurück auf den Großen Falkert und den Falkertsee im Tal

Von Nockberge-Kraftplätzen und Glückskatzen

Vom Rödresnock wandere ich über sanfte Almwiesen bergab zum Schwarzkofel auf 1.723 Metern, einem tollen Kraftplatz, wo ich es tatsächlich sogar kurz schaffe, innezuhalten und ein wenig zu meditieren. Die eigens hierfür errichtete Meditationsplattform sieht zu verlockend aus, um einfach daran vorbeizueilen. Und so schaue ich einen Moment lang einfach mal nur in die Weite und genieße das Sein.

Nachdem ich wieder genügend Kraft aufgetankt habe, wandere ich weiter durch einen märchenhaften Wald mit uralten Lärchen und Fichten. Der Waldboden ist mit Moos bedeckt, und die ersten Pilze sprießen als Herbstboten überall hervor. Eine echte Zauberwaldstimmung!

Der lange Abstieg wird schließlich immer steiler, wovon meine Knie nicht ganz so begeistert sind. Einkehrmöglichkeiten gibt es leider fast keine auf dieser Etappe, dafür aber jede Menge kuschelbedürftige (Glücks-)Katzen, von denen ich mich kaum trennen kann.

Das ist mittlerweile eh zum heimlichen Motto „meines“ persönlichen Alpe-Adria-Trails geworden: „Und wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ´ne Katze her…“

Nockberge Wandern am Schwarzkofel mit Gipfelkreuz und Kraftplatz
Die Meditationsplattform am Schwarzkofel auf 1.723 Metern - ein wunderbarer Kraftort!

Über Almwiesen und einen asphaltierten Höhenweg durch das langgezogene Tal erreiche ich endlich hungrig Bad Kleinkirchheim, das scheinbar ein Kurort und Ski-Eldorado für viele italienische Urlauber ist. Es gibt nämlich jede Menge Pizzerias und Trattorias, so dass ich mir als Belohnung erstmal eine riesige Pizza gönne. 

Der lange Anstieg in der ersten Tageshälfte und schließlich der noch anstrengendere Abstieg hatten es echt in sich! Ich kann es gar nicht mehr erwarten, meine Füße und Beine ausgiebig zu erholen! 

In der netten Pension Hubertushof*, die ideal an der Talstation der Kaiserbrunnbahn liegt, bin ich der einzige Gast und lasse mich müde aufs Bett plumpsen.

 

Mein Tipp
Bad Kleinkirchheim eignet sich auch super für einen Pausentag, denn mit dem Thermal Römerbad und der St. Kathrein Therme sorgen gleich zwei Wellness-Tempel für Entspannung der müden Wanderbeine.

Für Mountainbiker wartet im Bikepark von Bad Kleinkirchheim mit mehr als 15 Kilometern Strecke der längste Flow Country Trail Europas. Ein Grund mehr für mich hierhin einmal wiederzukommen!

Nockberge wandern am Großen Falkert auf dem Alpe-Adria-Trail
Na, was war wohl mein persönliches Highlight auf dieser Etappe? ;-)

Fazit Etappe 16

Eine gelungene Fortsetzung des vorigen Tages. Auch wenn diese Etappe durch die Nockberge ganz schön lang und anstrengend ist, begeistert sie mal wieder mit aussichtsreichen Bergkämmen und tollen, alpinen Wegen. 


LESETIPP

Falls Du auch überlegst, den kompletten Alpe-Adria-Trail zu wandern, schau doch mal in meine ersten Etappenberichte über die Etappen 1-3 in den Hohen Tauern, Etappen 4-6 im Mölltal und Etappen 7-9 vom Danielsberg zum Hühnersberg.

DATEN UND FAKTEN

 

Streckenlänge: 18,1 km
Dauer: 6 -7 Stunden
Höhenmeter: 1.223 hm bergauf, 1.365 hm bergab
Schwierigkeit: mittel – schwierig
Panorama ins Tal von Arriach beim Wandern auf dem Alpe Adria Trail in den Nockbergen
Ich liebe es, wenn die Berge verschiedene Schichten bilden.

Asche über mein Haupt! Die Pension Hubertushof liegt einfach zu verführerisch direkt an der Talstation der Kaiserbrunnbahn. Ich kann nicht widerstehen und nehme die Bergbahn hoch zum Wöllaner Nock.

So spare ich mir faulerweise knapp 1.000 Höhenmeter und 7 Kilometer Aufstieg. Ehrlich gesagt kämpfe ich tatsächlich ein wenig mit meinem schlechten Gewissen. Aber da meine Beine an diesem Morgen so schwer und müde sind und auch meine Motivation noch friedlich schlummert, gönne ich mir diesen Luxus einfach mal. Schließlich darf auch der innere Schweinehund mal gewinnen, oder?

Ich muss mir ja selbst nichts beweisen und wandere den Alpe-Adria-Trail nicht um neue Rekorde aufzustellen. Meine Weitwanderung soll vor allem eines: Spaß machen und nicht zur Quälerei werden. Im wahrsten Sinne des Wortes – „I do it my way…“

 

Mein Tipp für Deine Weitwanderung
„Hike your own Hike“ – Jeder geht aus anderen Gründen weitwandern. Und jeder auf seine ganz eigene Weise.

Wähle Dein eigenes Tempo. Lege Pausentage ein oder nicht.

Übernachte im Zelt oder in Pensionen. Schleppe Deinen schweren Rucksack oder buche einen bequemen Gepäcktransport.

Es ist allein DEINE Weitwanderung! Und die soll ganz alleine Dich erfüllen und glücklich machen, nicht andere!

Couchflucht Sabrina Bechtold wandert bei starkem Wind in den Nockbergen auf dem Wöllaner Nock.
Vom Winde verweht.... oder so... ;-)

Vom Wöllaner Nock nach Arriach

Oben auf 2.145 m angekommen stelle ich sogleich fest, dass ich alles richtig gemacht habe! Es ist dermaßen nasskalt und stürmisch auf dem Gipfel, dass ich fast davon fliege. Der fiesen Wetterlage zum Trotz sind ganz schön viele Menschen auf dem Wöllaner Nock unterwegs. Klar, wo eine Bergbahn ist, sind die Touris nicht fern. Ich muss mich erstmal daran gewöhnen, „meine“ Nockberge mit anderen Wanderern zu teilen.

Wöllaner Nock, der Gratrücken und der Schwesterngipfel Vorderer Wöllaner Nock bieten wieder einmal eine Grasberge-Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Fern vom Remmidemmi des Skizentrums und Weltcup-Ortes Bad Kleinkirchheim genieße ich die Ausblicke auf die Nockberge, den Nationalpark Hohe Tauern mit seiner Majestät, dem Großglockner, die Julischen Alpen und Karawanken. Auch die markanten Zacken des slowenischen Triglavs (2.864 m) kann ich schon in der Ferne erblicken. Eine aufgeregte Vorfreude macht sich in mir breit.

Vom Doppelgipfel aus geht es relativ gemütlich bergab über Forststraßen und Waldwege ins idyllisch gelegene Arriach. Am geographischen Mittelpunkt Kärntens treffe ich auf eine Plattform, auf der man mittels Selbstauslöser-Webcam ein Foto von sich machen kann. Dieses ist anschließend als Souvenir online im Web Archiv von arriach.at abrufbar und kann auch per Postkarte versendet werden. Selfie-Alarm! Ich posiere gekonnt und grazil wie Kärntens Next Top Model und lache mich über mich selbst schlapp.

Ausblick vom Wöllaner Nock in den Nockbergen auf die Julischen Aloen und Karawanken
Vom Wöllaner Nock hast Du einen grandiosen Ausblick auf die Hohen Tauern, die Julischen Alpen und die Karawanken.

Die Kandelaberfichte – Ein Naturdenkmal am Fuße der Nockberge

An wunderschönen alten Bauernhöfen und Weiden (inklusive Lamas) vorbei gelange ich zu einer circa 500 Jahre alten, knorrigen Kandelaberfichte. Mit ihren sieben Baumwipfeln und knapp 8 Meter Umfang ist sie ein beeindruckendes und mächtiges Naturdenkmal. Was die wohl schon alles erlebt hat!? Wie ein antiker Kerzenhalter mutet sie mit ihrer Form und einer Höhe von 35 Meter an. Rundherum warten zahlreiche Ruhe- und Erholungsmöglichkeiten nur darauf, dass ich nochmal ein kleines Päuschen einlege. Na gut, das lasse ich mir nicht zweimal sagen und entspanne noch einen Moment, bevor ich den Endspurt einlege.

Über den schönen Arriacher Hofwanderweg erreiche ich schließlich mein Etappenziel und übernachte im stilvollen Gasthof Alte Point am Dorfplatz von Arriach.

Nockberge wandern von Bad Kleinkirchheim über das Wöllaner Nock nach Arriach
Eine wilde Mischung aus Bikepark, Lama, Kandelaberfichte, Wöllaner Nock und Selfie-Plattform

Fazit Etappe 17

Durch meine Abkürzung mit der Bergbahn aufs Wöllaner Nock war diese Etappe eher eine gemütliche Halbtagestour. Die Grasberge-Landschaft der „Nocky Mountains“ hat mich auch heute wieder nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil!


Alpe-Adria-Trail Etappe 18 – Von Arriach zur Gerlitzen Alpe

DATEN UND FAKTEN

 

Streckenlänge: 15,3 km
Dauer: 5 -6 Stunden
Höhenmeter: 1.245 hm bergauf, 218 hm bergab
Schwierigkeit: mittel
Nockberge Wandern Landschaft bei Arriach
Ein Blick zurück auf Arriach auf dem Weg zur Gerlitzen

Ein allerletztes Mal geht es heute für mich in die Nockberge, und ich bin fast ein wenig wehmütig. Das Ziel der 18. Etappe ist die Gerlitzen, der südlichste Hauptgipfel der Kärntner Nockberge und auch als Feuerberg bekannt.

Vom idyllischen Örtchen Arriach wandere ich zunächst gefühlt endlos eine Forststraße entlang, immer weiter bergauf.

Zwar habe ich hier und da ein paar schöne Rückblicke auf Arriach und die Berge der Umgebung, aber anfangs ist die Etappe wirklich ziemlich zermürbend. Wer hier nicht die Kunst der Meditation beherrscht, tut gut daran, ein Hörbuch zu konsumieren oder einen unterhaltsamen Gesprächspartner dabei zu haben.

Ich entscheide mich also fürs Hörbuch und trotte Schritt für Schritt die einfachen und wenig abwechslungsreichen Waldwege entlang.

Nockberge Wandern Arriach Dorf und Umgebung
Arriach bildet den geographischen Mittelpunkt des Bundeslandes Kärnten.

Von der Hinterbuchholzer Hütte zur Gerlitzen, dem Feuerberg der Nockberge

Nach circa 2,5 Stunden wird es dann endlich spannender. An der Hinterbuchholzer Hütte wechsle ich auf einen wunderschönen Waldsteig. Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich drei wild lebende Pferde auf, die mitten im Zauberwald grasen. Was sich zunächst ganz surreal und mystisch anfühlt, ist mir nach einer Zeit nicht mehr ganz so geheuer. Ein besonders vorwitziger Hengst, der Pippi Langstrumpfs „Kleinem Onkel“ Konkurrenz macht, hat so gar keine Lust auf meine Fotosession und drängt mich immer aufdringlicher in Richtung eines Zaunes. Da mache ich mich dann doch lieber schnell aus dem Staub und wandere weiter durch den lichten Fichten- und Lärchenwald. 

Das letzte Teilstück über die Skipiste hat es dann nochmal ganz schön in sich. Entweder etwas gemächlicher über Serpentinen oder in der Direttissima geht es steil hinauf zum Gerlitzen Gipfelhaus auf 1.911 Meter Höhe. Leider ist das Wetter umgeschlagen, und ich habe bei dem nebligen Regenwetter null Aussicht.

Vom angeblich unglaublichen Panorama über die gesamte Gebirgswelt des Alpe-Adria-Raumes und dem Tiefblick auf die Seenwelt Kärntens sehe ich vorerst gar nichts.

Nockberge wandern auf dem Weg zur Gerlitzen mit wilden Pferden im Wald
Der vorwitzige "Kleine Onkel" begutachtet kritisch, ob ich mich auch wirklich aus dem Staub mache.

Also hoffe ich auf den Sonnenaufgang und trockne erstmal meine klatschnassen Klamotten im Gerlitzen Gipfelhaus. Jetzt im letzten Septemberdrittel bin ich tatsächlich der allerletzte Gast der Saison. Am nächsten Tag wird die Hütte zugesperrt, und so genieße ich den VIP-Service in vollen Zügen. Mein Zimmer ist nicht nur urgemütlich, sondern auch tiptop-modern und frisch renoviert.  Ein Ort zum Wohlfühlen! 

Ich bin gespannt, ob der nächste Morgen mir beweist, warum die Gerlitzen einer der beliebtesten Aussichtspunkte des Landes ist.

Nockberge Wandern von Arriach zur Gerlitzen mit Couchflucht Sabrina Bechtold
Es könnte sein, dass ich ein klitzekleines bisschen genervt vom Wetter auf dieser Etappe war...

Fazit Etappe 18

Der lange Aufstieg auf den Forststraßen und asphaltierten Wegen zieht sich gefühlt ins Unendliche. Erst im letzten Drittel der Etappe sinkt der Asphaltanteil, und der Weg zur Gerlitzen wird reizvoller. Hier ist eher das Ziel der Weg als umgekehrt.

Nockberge Wandern auf dem Gratweg am Mallnock
Na, hast Du jetzt auch Lust bekommen, mal in den Nockbergen zu wandern?

LESETIPP

Willst Du wissen, wie es mit meiner Fernwanderung auf dem Alpe-Adria-Trail weiter geht?

In den folgenden Etappen 19-21 bin ich in der Kärntner Seewelt unterwegs und wandere zum Ossiacher See, Faaker See und Wörthersee. Außerdem wird es ziemlich emotional…

Kärntner Seen – Wandern auf dem Alpe-Adria-Trail Etappe 19 – 21


*Transparenz
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Schlusswort

Nach diesen insgesamt 18 Etappen habe ich nun fast die Halbzeit auf dem Alpe-Adria-Trail erreicht. Was für ein unglaubliches Gefühl! Dabei habe ich mich ganz schön in die sanfte, und doch irgendwie schroffe Landschaft der Nockberge Kärntens verliebt.

Auf den folgenden Etappen 19-21 werde ich mit dem Ossiacher See, Wörthersee und Faaker See die Kärntner Seen erkunden, bevor ich dann über die Karawanken die Grenze zu Slowenien passieren werde.

Sei also gespannt auf meine nächsten Etappenberichte, in denen Du erfährst, wie mein bislang größtes Weitwanderabenteuer weitergeht.

Wenn Du Lust auf noch mehr Fotos, Stories und Eindrücke hast, schau gerne auch mal auf meinem Couchflucht Instagram-Account vorbei. Hier findest Du in den Story Highlights meine mit viel Herzblut gestalteten Stories für jede einzelne Etappe des Alpe-Adria-Trails.

Warst Du selbst schon einmal in den Nockbergen unterwegs? Wenn Du nur einen Teilabschnitt des Alpe-Adria-Trails wandern möchtest, kann ich Dir die Etappen 12-18 unbedingt empfehlen.

Liebe Grüße,

Deine Sabrina