„Wie bitte…?“ – Meine Freundin schaut mich mit ungläubigem Blick an und fragt mich mit leicht vorwurfsvollem Unterton: „Deine größte Leidenschaft ist das Wandern, und du warst tatsächlich noch nie in Irland?“. Schande über mein Haupt, bisher habe ich es wirklich noch nie auf die grüne Insel geschafft. Da diese aber schon seit Ewigkeiten zu meinen Sehnsuchtszielen zählt, ist es nun an der Zeit, mir endlich mal diesen Wunsch zu erfüllen. Es geht also für knapp eine Woche zum Wandern nach Nordirland!
Was ich mir von diesem Trip erhoffe? Weite, sattgrüne Hügellandschaften, schroffe Klippen, unzählige, blökende Schafe, aber natürlich auch lauschige Pubs mit Livemusik, in denen das Kerzenwachs auf uralte Whisky-Flaschen tropft. Und natürlich auch den einen oder anderen Regenschauer, das gehört ja wohl dazu. Was ich in Nordirland gefunden habe? Alles das und doch noch so viel mehr! „Du wirst es lieben!“ – hatte mir meine Freundin versprochen. Wie sehr sie recht behalten hat und was ich so alles zwischen dem legendären Giant’s Causeway und den mystischen Mourne Mountains erlebt habe, davon erzähle ich dir in diesem Blogbeitrag.
Inhaltsverzeichnis
ToggleNordirland – Ein kleiner Überblick
Nordirland liegt zwar – wie der Name unschwer vermuten lässt – im Norden der Insel Irland, ist aber ein Landesteil des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. In der historischen Provinz Ulster musst du dich daher auf britisches Pfund statt Euro und Meilen statt Kilometern einstellen. Ist aber alles halb so wild, denn die atemberaubende Natur Nordirlands lässt dich solche bürokratischen Kleinigkeiten eh blitzschnell vergessen.
Außer der sehenswerten Hauptstadt Belfast sind es vor allem die schroffe Küstenlinie, die saftig-grünen Wiesen und Weiden, unzählige Seen und Flüsse, wilde Moore und sanfte Berge, die das Landschaftsbild prägen. Der höchste Berg ist mit 842 Metern der Slieve Donard in den Mourne Mountains, die nur eines der insgesamt acht „Areas of National Beauty“ (AONB = Gebiete von außerordentlicher natürlicher Schönheit) bilden. Dazu zählen unter anderem auch die Antrim Coast and Glens und die Causeway Coast, die ich während meiner Reise zum Wandern in Nordirland besucht habe.
Kein Wunder, dass bei all der spektakulär und dramatisch anmutenden Landschaftskulisse etwa 70 Prozent aller Szenen der weltberühmten Serie „Game of Thrones“ in Nordirland gedreht wurden. Überall findest du Schauplätze der Serie, die dich sogleich ins fiktive Reich Westeros befördern. Fest steht: Wer die Natur, das Wandern und kleine Abenteuer zwischen dem wilden Atlantik und der Irischen See liebt, wird an Nordirland nicht vorbeikommen.
Anreise nach Nordirland
Am einfachsten und schnellsten gelangst du natürlich mit dem Flugzeug in die irische Hauptstadt Dublin. Von nahezu jedem großen deutschen Flughafen gibt es regelmäßige Direktverbindungen hierhin. Mit dem Mietwagen benötigst du ab Dublin nur etwa 90 Minuten bis nach Belfast. Du musst nur bei der Mietwagenfirma angeben, dass du auch durch Nordirland fahren willst, was aber kein Hindernis darstellt. Auch die Grenzüberquerung verläuft völlig unproblematisch – ohne Kontrollen und fast unbemerkt.
Ab Frankfurt gibt es mit Lufthansa übrigens auch einen Direktflug nach Belfast, genauso wie ab Amsterdam mit KLM.
Du kannst natürlich auch mit Zug und anschließend der Fähre anreisen. Verschiedene Reedereien verbinden Nordirland unter anderem mit Schottland und England. Stena Line bietet beispielsweise Abfahrten von Liverpool nach Belfast an. Natürlich musst du etwas mehr Zeit und Geld einplanen, wenn du auf das Flugzeug verzichten möchtest.
Also: Wenn ich als bekennender Schisser, der eigentlich sowieso und prinzipiell nicht gerne Auto fährt, das hinbekommt, schaffst du das garantiert auch!
Die schönsten Wanderungen in Nordirland
Cavehill in Belfast – Hoch über den Dächern der Hauptstadt
DATEN UND FAKTEN
Wie es sich für einen ordentlichen Nordirland-Trip gehört, starte ich direkt in Belfast mit einer Stadtwanderung der anderen Art. Auf eine ganz schön grüne nämlich – haargenau so, wie ich mir meinen Auftakt hier vorgestellt habe. Man könnte ja meinen, dass es direkt oberhalb der Hauptstadt sicherlich nicht besonders spektakulär oder idyllisch wäre, aber Fehlanzeige!
Der Cave Hill Country Park ist weit mehr als ein schnöder Stadtpark, der zufällig in Panoramalage über Belfast liegt. Wunderschöne und gut markierte Wanderwege führen über Wälder und Wiesen und inmitten von Heideflächen bergauf in eine sattgrüne Hügellandschaft. Höhepunkt ist natürlich der Ausblick von den ziemlich steil aufragenden Klippen auf die Häuser von Belfast, die dir hier zu Füßen liegen. Vorsicht: Auf keinen Fall zu nah an den Abgrund gehen!
Übrigens bin ich heute zusammen mit der wunderbaren Eimear – Wanderguide bei „Away a ‚wee‘ walk“ – unterwegs. Am höchsten Punkt des Kliffs legen wir natürlich erstmal eine Rast ein und genießen den Blick auf die glitzernde Irische See und die Silhouetten der Mourne Mountains, die sich in der Ferne abzeichnen. Obwohl wir nur 370 Meter hoch sind, ist die Weitsicht sensationell.
Von „Napoleons Nose“ zum Belfast Castle
Beim Abstieg vom Basaltberg erhaschen wir traumhafte Ausblicke auf „Napoleons Nase“ am Rande von Belfast, die mit einem Hauch von Fantasie gut zu erkennen ist. Wir passieren auch eine der fünf Höhlen, die es hier gibt. Als ich Eimear frage, ob es sich lohnt, dort mal genauer vorbeizuschauen, winkt sie nur lachend ab – womöglich stören wir hier ein paar Teenies, die die Höhlen gerne als Treffpunkt für ihr erstes Date nutzen.
Über schmale und hübsche Pfade gelangen wir bald wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour, dem Belfast Castle. Am viktorianischen Schloss schlendern wir noch ein wenig durch den gepflegten Garten und saugen einen letzten Blick über die Skyline Belfasts mit ihren Werften und Hafenanlagen auf.
Das war auf jeden Fall ein richtig schöner Einstieg in meine Nordirlandreise – jetzt kann ich es erst recht kaum noch erwarten, mehr von Nordirlands Landschaft zu erwandern.
LESETIPP
Kennst du schon die Region Connemara in Irlands wildem Westen? Hier war ich für vier Tage mit dem Rad auf dem Wild Atlantic Way unterwegs.
Was ich auf meiner Radreise alles zwischen rostfarbenen Moorlandschaften, glitzernden Seen, alten Trockensteinmauern, grünen Hügeln und Traumstränden, davon erzähle ich dir in diesem Blogbeitrag.
Connemara in Irlands wildem Westen – Vier Tage mit dem Rad auf dem Wild Atlantic Way
Sunset-Wanderung zum Giant’s Causeway – Die legendären Basaltsäulen
DATEN UND FAKTEN
Von Belfast aus bin ich in etwa 90 Autominuten an die Causeway Coast gedüst und pünktlich zum Sonnenuntergang am Visitor Centre des Giant’s Causeway angekommen. Bevor ich hier davon schwärme, wie unglaublich schön und magisch die Abendstimmung an diesem Naturschauspiel ist, ein paar Worte zur Entstehungsgeschichte:
Der Legende nach wurde der Damm vom irischen Riesen Fionn McCumhaill gebaut, der damit seinen schottischen Widersacher Benanmdonner zum Duell herausgefordert hat. Aus den riesigen Felsen, die er aus den Klippen der Steilküste herausriss, erstellte er einen sicheren Steg nach Schottland.
Natürlich gibt es auch so einige schlaue Wissenschaftler, die behaupten, die Basaltsäulen wären stattdessen das Ergebnis eines Vulkanausbruchs und der erkalteten Lava. Du kannst dir sicherlich schon denken, welche Variante mir besser gefällt… 😉
Was für ein magischer Moment!
Mythos hin oder her, die UNESCO-Welterbestätte ist eine überwältigende Erscheinung. Und – da muss ich mich mal selbst loben – die Entscheidung, diese erst zum Sonnenuntergang bei einer kleinen Wanderung zu besuchen, war goldrichtig. Dann nämlich haben alle Touristenbusse längst den Schauplatz verlassen, und du kannst all die hexagonalen Steinformationen erst so richtig genießen.
Der Weg vom Visitor Centre ist super ausgebaut und total easy zu gehen. Die Felsenlandschaft entlang der Steilküste ist schon vor dem eigentlichen Naturmonument spektakulär. Mit etwas Fantasie lässt sich in den zerklüfteten Felsen des Küstenabschnitts sogar ein Kamel erkennen.
Und dann stehe ich tatsächlich selbst an den rund 40.000 gleichmäßig geformten Basaltsäulen, die vermutlich etwa 60 Millionen Jahre auf dem Buckel haben. Auch wenn ich zu später Stunde dennoch nicht alleine hier bin, ist die Stimmung einfach magisch. Ich setze mich auf die Spitze der „Shepherd’s Steps“ und bin verdammt dankbar, dass ich diesen Moment gerade wirklich erleben darf. Weil es so unfassbar schön ist, kann ich gar nicht aufhören, zu fotografieren.
Übrigens: Vorsicht beim Herumkraxeln auf den Felsen, sie sind stellenweise ganz schön glatt und rutschig!
Zurück geht es über viele Stufen hinauf auf den schmaleren Pfad auf den Klippen, von denen du nochmal eine atemberaubende Aussicht von oben auf den Causeway und die Küste hast – zumindest dann, wenn es noch nicht zu dunkel ist, wie bei mir, weil ich mich gar nicht von den Felsen trennen konnte… 😉
The Gobbins Cliff Path – Eine dramatische Küstenwanderung
DATEN UND FAKTEN
Während meines Mini-Roadtrips entlang der nordirischen Panoramastraße Causeway Coastal Route dachte ich, dass es doch nett sein könnte, sich zwischendurch ein wenig die Beine zu vertreten. Und als ich dann auf der Karte den Gobbins Cliff Path auf der Halbinsel Islandmagee entdeckte, fand ich dass dieser einfach perfekt zu meinem Plan einer kleinen Küstenwanderung passt. Nicht im entferntesten hätte ich damit gerechnet, was für eine spektakuläre Tour mich da erwartet.
Als ich am Parkplatz des Besucherzentrums ankomme und überall die Prospekte mit der fetten Aufschrift „ A Dramatic Coastal Walk“ erblicke, wird mir allerdings klar, dass ich wohl umdenken muss. Ich werde sogleich zur Sicherheitsunterweisung gebeten, muss meinen Rucksack verstauen und bekomme einen passenden Helm in die Hände gedrückt. Ui, was wird das denn jetzt?
Etwa 2,5 Stunden dauert die geführte Tour. Mir war gar nicht bewusst, dass man den Gobbins Cliff Path nur in diesem Rahmen besuchen darf und ich nicht einfach so mir nichts, dir nichts, drauflos spazieren kann.
Los geht’s ins Klippenabenteuer
Mit einem Shuttle-Bus wird unsere 15-Personen-Gruppe zum Startpunkt des Trails chauffiert, von wo es erstmal steil nach unten Richtung Küste geht. Kaum dort angekommen, erspähe ich doch glatt eine Robbe, die neugierig ihren Kopf aus dem Wasser streckt. Das fängt ja gut an – aber leider bin ich nicht schnell genug für ein Beweisfoto. Als wir unten am offiziellen Eingang des Gobbins Cliff Path ankommen, heißt es erstmal Helme aufsetzen, und los geht’s ins Klippenabenteuer.
Durch einen engen Felsspalt erreichen wir den schmalen und super gesicherten Pfad entlang der Basaltklippen, der entlang der gesamten Strecke Panoramablicke auf die Küste freigibt. Über spannende Brückenkonstruktionen, Stege und Felstreppen geht es immer an den Felsen entlang, während die Wellen der Irischen See unter und neben uns dagegen krachen. Einer der besten Aussichtspunkte ist „The Gallery“, der an der Steilküste, fast senkrecht zum Meer liegt und einen fantastischen Blick aus der Vogelperspektive auf die tosenden Wellen darunter bietet.
Von der Höhle zur Hängebrücke
Nachdem wir kleine Meerwasserpools passieren, steigen wir durch einen Unterwasser-Tunnel in eine Höhle hinab und kommen auf der anderen Seite an einer Hängebrücke wieder hinaus. Wahnsinn, wie der ganze Weg hier konstruiert wurde! Zu gerne hätte ich das Glück gehabt, Papageientaucher aus nächster Nähe zu sehen, aber leider ist die hier brütende Kolonie schon weitergezogen, und wir sind außerhalb der Saison unterwegs.
Die Tour, die auf dem gleichen Weg zurück verläuft, ist trotzdem auf jeden Fall den Besuch wert, schon alleine wegen all der spektakulären schwebenden Stege, die sich an die Felswände schmiegen und durch die vom Meer geformte Spalten führen. Und auch die Tourguides sind extrem motiviert, erzählen spannende Stories und Hintergrundinfos und machen ihren Job verdammt gut.
Die geführte Wanderung auf dem Gobbins Cliff Path sollte unbedingt im voraus unter Thegobbinscliffpath.com gebucht werden. Die Timeslots sind heiß begehrt, so dass du besser nicht allzu lange warten solltest. Tickets kosten GBP 20,- für Erwachsene.
Giant’s Causeway Cliff Path – Spektakuläre Klippenwanderung zum Naturwunder
DATEN UND FAKTEN
Puh, ich denke, ich muss mich erstmal ein wenig sammeln, bevor ich beginne, diese Wanderung irgendwie in Worte zu fassen. Ok, tief einatmen… und auuuuusatmen…
Diese Küstenwanderung ist ohne Übertreibung die allerschönste, die ich bisher in meinem Leben gemacht habe! Die Causeway Coast von Nordirland ist nämlich nicht nur wegen des Naturwunders und der UNESCO-Welterbestätte Giant’s Causeway eine Reise wert. Gut 20 Kilometer bin ich ihr heute auf meiner Tour gefolgt und kann nun mit fug und recht behaupten, dass nicht ein einziger Meter davon langweilig war. Im Gegenteil: Selten habe ich so eine abwechslungsreiche, dramatische und spektakuläre Küstenlandschaft erlebt wie hier an der Causeway Coast.
Ich starte am Carrick-a-Rede Parkplatz, von dem die gleichnamige Hängebrücke in nur etwa 20 Gehminuten zu erreichen ist. Schon auf dem Weg dorthin kann ich meine Begeisterung kaum noch im Zaum halten, begrüße freudig die ersten Schafe und bestaune das schottische Kap Mull of Kintyre, das von hier aus nur einen Katzensprung entfernt zu liegen scheint. Und auch die gegenüberliegenden Inseln Sheep Island und Rathlin Island zeigen sich heute in ihrer vollen Pracht. Die windige und wacklige Hängebrücke selbst, über die früher Lachsfischer zu ihren Booten gelangten, verbindet das Festland mit einer kleinen, unbewohnten Insel. Da sie vom National Trust instand gehalten wird, ist ein Eintrittspreis in Höhe von GBP 13,50 (am besten vorab online beim National Trust buchen) zu entrichten. Dieser lohnt sich aber nicht nur wegen des tollen Fotomotivs unbedingt. Das Panorama auf die Klippen ist atemberaubend.
Von Ballintoy Harbour zur White Park Bay
Zurück geht’s zunächst auf dem gleichen Weg zum Parkplatz und von hier aus immer der Küstenlinie entlang in Richtung Giant’s Causeway. Am malerischen Hafen von Ballintoy gibt es gleich zwei idyllische Sandbuchten, mehrere schroffe Felsnadeln und ein kleines Café. Hier wurden übrigens – wie an so vielen Orten in Nordirland – auch Szenen der Erfolgsserie Game of Thrones gedreht. Ich habe allerdings eher Augen für die Masse an Schafen, die hier direkt am Meer weiden. Mein Guide Gavin von „Away a wee Walk“ verdreht schon ein wenig die Augen und fragt sich sichtlich beunruhigt, ob ich denn wirklich JEDES Schaf fotografieren möchte. 😉 Und ja, das würde ich am allerliebsten, aber es gibt ja noch so viel mehr zu sehen, und wir haben schließlich noch eine ganz schöne Strecke vor uns.
Kurz nach dem markanten Elephant Rock, der seinen Namen natürlich nicht umsonst trägt, erreichen wir den scheinbar endlos langen Strand der White Park Bay. Ganz ehrlich, solche traumhaften und unberührt leeren Strände hätte ich nun wirklich nicht in Nordirland erwartet. Wir wandern bestimmt eine Stunde entlang des puderzuckerfeinen Sandstrandes, bevor es dann so richtig felsig und kraxelig wird und jeder Schritt gut überlegt sein will.
Auf dem Weg zum Dunseverick Castle
Achtung: An dieser Stelle unbedingt die Gezeiten beachten – nicht zu jeder Tageszeit kommt man so problemlos und ohne nasse Füße über die Felsen zum charmanten und verschlafenen Portbradden Harbour.
Auch der folgende Abschnitt ist noch etwas anspruchsvoller und nur mit ein wenig Trittsicherheit und gutem Schuhwerk empfohlen.
Bald erreichen wir die Ruinen von Dunseverick Castle, und das mit den trockenen Füßen hätte ich mal besser nicht zu laut gesagt. Es fängt nämlich in Strömen an zu regnen, so dass wir ab hier erstmal Regenjacke und Regenhülle für den Rucksack herauskramen. Leider bleibt der kräftige Regen unser Begleiter, während wir weiter entlang der sattgrünen Klippen wandern. Wir sind jetzt offiziell an dem unter Naturschutz stehenden Abschnitt der Causeway Coast angekommen und genießen einen spektakulären Ausblick nach dem anderen. Die Schönheit der schroffen Küstenlandschaft mit all ihren Klippen und Buchten lässt sich einfach nicht in angemessene Worte fassen und ist schier atemberaubend.
Von Hamilton’s Seat zum Giant’s Causeway
Hamilton’s Seat ist nur einer der unvergesslichen Aussichtspunkte, an denen Millionen von Jahren geologischer Geschichte mit den unterschiedlichen Gesteinsschichten sichtbar werden. Stück für Stück nähern wir uns nun dem Giant’s Causeway von oben, werfen Blicke in das beeindruckende „Amphitheater“ mit seinen dramatischen Basaltfelsformationen, die teilweise an Kirchenorgelpfeifen erinnern. Hier hat die Natur wirklich alle Register gezogen! Da es mittlerweile echt wie aus Eimern schüttet und wir bis auf die Unterhosen durchnässt sind, gehen wir allerdings nicht mehr nach unten zu den Basaltsäulen. Zum Glück habe ich sie am Vortag schon im allerschönsten Licht zum Sonnenuntergang erlebt.
Am Visitor Centre angekommen, schauen wir uns noch kurz die Ausstellung an und wärmen uns bei Kaffee und Kuchen ein wenig auf, bevor es dann mit dem Bus 402 (regelmäßige Verbindungen innerhalb der Saison mit Translink) wieder zurück zum Carrick-a-Rede Parkplatz geht.
Was für eine großartige und unvergessliche Wanderung! (Und wenn man zu so einem Urteil kommt, obwohl es nach der Tour keine einzige trockene Stelle am Körper gibt, muss da wohl was dran sein…)
Auf dem Brandy Pad durch die wilden Mourne Mountains – Von Schafen und dem großen Highland-Feeling
DATEN UND FAKTEN
Von meiner Unterkunft in Downpatrick sind es etwa 40 Autominuten bis zu den Gipfeln der Mourne Mountains in der Grafschaft Down. Nicht umsonst zählt der Gebirgszug zu einer der insgesamt 8 Areas of National Beauty in Nordirland und somit ganz klar zu einer der schönsten Flecken hier. Obwohl die Mourne Mountains die höchsten Erhebungen im Land sind, sind es nicht die Höhenmeter, die sie so besonders machen. Vielmehr ist es die mystische Atmosphäre, die wie aus einer anderen Welt anmutet und mich sogleich in ihren Bann gezogen hat.
Ich starte – gemeinsam mit Bergführer Peter Rafferty von Walk the Mournes –, der die Berge hier so gut wie seine eigene Westentasche kennt – am Wanderparkplatz an der Trassey Road. An einem Bach entlang tauchen wir bald in das Hochland ein und treffen die ersten von unzähligen Schafen, die uns ein wenig verdutzt ansehen, als wollten sie uns fragen, was wir denn bei diesem Wetter hier wollen. In der Tat regnet es ordentlich, und ich mache mir ein wenig Sorgen, ob wir überhaupt etwas von der Bergwelt der Mourne Mountains sehen werden. Je weiter wir aber ganz allmählich bergauf steigen, desto mehr verzieht sich der Nebel und gibt immer wieder neue Ausschnitte der Landschaft frei.
Auf dem Brandy Pad zum Bergpass „Hare’s Gap“
Und die ist wirklich gewaltig! Diese weite und schroffe Landschaft, zusammen mit dem rötlich verfärbten Heidekraut, übt einfach einen unvergleichlichen Reiz auf mich aus. Der früher von Schmugglern genutzte Brandy Pad ist ein schmaler, von Felsen durchsetzter Pfad, der manchmal gar nicht so leicht zu erkennen ist und beschert uns bald einen tollen Blick auf den Stausee Ben Crom Reservoir. Oben am dramatischen Bergpass „Hare’s Gap“ angekommen, treffen wir auf die riesige Granitsteinmauer „Mourne Wall“, die insgesamt 22 Meilen lang ist und in 18 Jahren Bauzeit errichtet wurde. Sie diente dazu, das Gebiet mit den Stauseen zur Trinkwasserversorgung abzugrenzen und Weidevieh daran zu hindern, das kostbare Wasser zu verschmutzen.
Bergab nach Newcastle
Wir klettern hinüber und steigen auf der anderen Seite, an den Hängen des höchsten Berges Slieve Donard entlang, wieder bergab in Richtung Newcastle. Die Wegführung ist total schön, und bald werden wir vom neben uns plätschernden Glen River begleitet. Kaum haben wir ein altes Lagerhaus für Eis hinter uns gelassen, eröffnet sich ein wunderschöner Blick auf Newcastle und die Irische See. Durch einen wundervollen Waldabschnitt wandern wir an Wasserfällen und gewaltigen Baumriesen vorbei ins Tal und tauchen schließlich wieder in der Zivilisation in Newcastle auf. Die Tour endet standesgemäß am O’Hares Pub, wo wir uns noch einen Drink genehmigen und uns dann wieder mit einem Taxi zurück zum Wanderparkplatz an der Trassey Road kutschieren lassen.
LESETIPP
Auch auf den dänischen Ostseeinseln Südseeland und Møn findest du spektakuläre Steilküsten und wunderschöne Landschaften.
In diesem Blogbeitrag nehme ich dich mit auf zwei spannende und erlebnisreiche Wanderungen entlang der Kreidefelsen von Stevns Klint und Møns Klint.
Südseeland & Møn – Wandern entlang Dänemarks spektakulärer Steilküsten
Noch mehr Tipps für Sehenswürdigkeiten und Touren in Nordirland
Erlebe die Game of Thrones Studio Tour in Banbridge
Und schon wieder muss ich etwas beichten. Ich gehöre zur seltenen Spezies derjenigen Menschen, die noch nie eine einzige Folge der legendären Serie „Game of Thrones“ gesehen haben! Da aber der allergrößte Teil der Szenen eben dieser Serie in der dramatischen Landschaft Nordirlands gedreht wurde, kommt hier eigentlich keiner daran vorbei. Und das ist auch gut so, sonst hätte ich hier ganz schön was verpasst.
Völlig ahnungslos betrete ich also das Gelände der Game of Thrones Studio Tour in den Linen Mill Studios bei Banbridge, das etwa 32 Kilometer von Belfast entfernt liegt und schnell von hier aus erreicht ist (übrigens ein super Zwischenstopp direkt auf dem Weg, wenn du am Flughafen Dublin ankommst und weiter mit dem Auto nach Belfast fährst). Und es geht wirklich überraschend schnell – die Welt der sieben Königreiche von Westeros zieht auch mich als Nicht-Kennerin in den Bann und ich tauche völlig in dieses für mich ganz neue Universum ein.
Warum sich der Besuch der Studio Tour unbedingt lohnt
Was hier geboten wird, ist einfach irre! Du siehst nicht nur Original-Kulissen, Requisiten und Drehorte von Game of Thrones, sondern erfährst so viel über die Entstehung der Serie, das aufwändige Kostümdesign und die Modellplanung der Schauplätze. Atmosphärische Musik, Licht- und Soundeffekte begleiten dich durch die Tour, und es gibt jede Menge interaktive Spielereien, bei denen ich natürlich sofort am Start war. Dank Motion Capture und Green Screen-Technologie verwande ich mich in einen White Walker, posiere auf dem legendären Eisernen Thron, lasse mein Gesicht in der Hall of Faces verewigen, und und und.
Auch wenn der Eintrittspreis (zwischen GBP 29,63 und GBP 39,50 – je nach Wochentag und Besuchszeit) nicht von schlechten Eltern ist, lohnt sich der Besuch der Game of Thrones Studio Tour unbedingt und macht eine Menge Spaß – selbst wenn man wie ich eigentlich gar kein Fan der Serie ist. Plane mindestens zwei bis drei Stunden für den Aufenthalt ein. Es gibt sogar All-Inclusive-Pakete inkl. Bustransfer ab/ bis Dublin oder Belfast, falls du nicht selbst mit dem Auto anreisen möchtest.
Besuche das Titanic Museum in Belfast
Ich bin ja eigentlich ganz und gar nicht der Typ für Museen, aber genau wie die Game of Thrones Studio Tour hat mich auch das Titanic Museum in Belfast total begeistert. Auch wenn mich die Geschichte vom Untergang des Kreuzfahrtschiffes schon immer berührt hat, hätte ich irgendwie nicht erwartet, dass es ein Museum schafft, mich so zu fesseln und faszinieren. Nicht umsonst hat sich das Titanic Museum in den letzten Jahren als Nummer 1-Attraktion in Belfast entpuppt und wurde bereits als eines der besten Museen in Europa ausgezeichnet.
Schon alleine optisch und architektonisch ist das Gebäude am Standort der ehemaligen Werft der Titanic eine Wucht. Auf dem Außengelände findest du das Original-Dock, auf dem das Schiff errichtet wurde. Ich war mit einem Audio Guide in der detailreichen und unheimlich toll gemachten Ausstellung unterwegs. Du erfährst dort nicht nur alles über die Geschichte des Schiffes von der Planung über den Bau und Stapellauf bis hin zum Untergang und zur Bergung des Wracks, sondern auch über die Historie von Belfast als Industriestandort mit den harten Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit. Überall gibt es interaktive Stationen, du kannst Nachbildungen der Kabinen von der ersten bis zur dritten Klasse sehen und sogar mit einer Art Gondelbahn durch die nachgebauten Docks der früheren Werft fahren.
Eine ergreifende Ausstellung
Vor allem der Bereich, der den Untergang der Titanic thematisiert, ist unglaublich emotional und ergreifend präsentiert. Ich konnte mit jedem Schritt durch das Museum spüren, wie die Besucher um mich herum immer stiller wurden und ausnahmslos jeder vom Schicksal der Passagiere betroffen war.
„Schlussakt“ ist schließlich eine ziemlich beeindruckende Vorführung, wie das Wrack der Titanic im Jahre 1985 gefunden wurde.
Lass dich nicht vom recht hohen Eintrittspreis von GBP 24,95 abschrecken. Dieser ist absolut berechtigt, denn du kannst hier mindestens einen halben Tag verbringen und wirst die sowohl informative als auch unterhaltsame Erlebnisreise ganz sicher nicht bereuen. Buche dein Ticket am besten schon vorab online unter Titanicbelfast.com.
Erkunde die spannende Stadt Belfast
Auch wenn Nordirland praktisch an jeder Ecke spektakuläre Landschaften bereit hält, solltest du es nicht verpassen, die Hauptstadt Belfast an mindestens einem Tag zu entdecken. Sie versprüht einen ganz besonders herben Charme, und ich habe mich hier als Ruhrpottpflanze total wohl gefühlt. Die Wanderung im Belfast Cavehill Country Park sowie das Titanic Museum habe ich dir ja bereits vorgestellt. Aber auch das Stadtviertel Titanic Quarter rund um das Museum ist eine Erkundungstour wert. Das riesige Hafengelände ist Nordirlands größtes Stadterneuerungsprojekt und zollt der maritimen und industriellen Vergangenheit Belfasts Tribut.
Überhaupt hat Belfast eine spannende und bewegte Geschichte, an die nicht nur die lebhafte Streetart-Szene erinnert. Schlendere unbedingt mal durch das bunte Kultur- und Ausgehviertel Cathedral Quarter, spaziere durch den großen Botanischen Garten und schau dir bei der Gelegenheit auch gleich die wunderschöne Queen’s University aus der Tudor Zeit an.
Fahre entlang der Panorama-Routen Causeway Coastal Route und Mourne Coastal Route
Die Mourne Coastal Route und besonders die Causeway Coastal Route sind unbestreitbar zwei der allerschönsten Küstenstraßen der Welt. Alleine entlang dieser Panoramarouten könntest du schon mehrere Tage verbringen, wenn du jedes der kleinen Hafenstädtchen und alle Sehenswürdigkeiten erkunden willst.
Da ich für meine Fahrt von Ballintoy nach Belfast auf der Causeway Coastal Route und anschließend von Belfast über Strangford bis nach Downpatrick auf der Mourne Coastal Route jedoch nur einen Tag zur Verfügung hatte, beschränke ich mich schweren Herzens auf nur einige Highlights und Stopps entlang der Traumstrecken.
Besonders gut gefallen haben mir die unzähligen Rastmöglichkeiten, Picknickplätze, Aussichtspunkte und Haltebuchten auf der Causeway Coastal Route. So konnte ich ganz entspannt fahren, immer wieder Pausen einlegen und einfach mal relaxt den Blick auf das glitzernde Meer und die spektakuläre Landschaft der Steilküste genießen. Es war ein irres Gefühl, abwechselnd oberhalb des Meeres und dann wieder direkt am Wasser entlang zu fahren. Traumhafte Ausblicke überall inklusive!
Die Causeway Coastal Route führt über insgesamt etwa 120 Meilen (ca. 190 km) von Derry/ Londonderry nach Belfast. Diese Stopps habe ich hier eingelegt:
1. Abstecher zur Torr Head Scenic Route zwischen Cushendun und Ballycastle
Über diesen hügeligen Küstenabschnitt der Antrim Countys windet sich eine der wohl schönsten Nebenstrecken Irlands. Die Fahrt auf der schmalen Straße Torr Head Scenic Route war stellenweise allerdings ganz schön abenteuerlich für mich, und ich habe mehrmals gebetet, dass mir jetzt bitte bloß kein anderes Auto entgegen kommt. Letztlich hat aber alles super und problemlos geklappt, und ich konnte hinter jeder Biegung und Haarnadelkurve eine neue Landschaftsidylle bewundern. Besonders hübsch war der Aussichtspunkt von Torr Head am Ende der Straße. Zwischen blökenden Schafen bin ich hinauf gewandert und habe einen atemberaubenden Ausblick auf die schroffe Küste und hinüber nach Schottland bestaunen können.
2. Abstecher zum Glenariff Forest Park mit Wasserfällen
In der Nähe der Antrim Coast liegt der Glenariff Forest Park, der unbedingt einen Abstecher wert ist. Auf einer Fläche von mehr als 1.000 Hektar kannst du hier mystische Wälder, idyllische Seen, wilde Bäche und sogar Wasserfälle besuchen und findest jede Menge tolle Wandermöglichkeiten. Ich habe mir nur kurz vom Parkplatz bei Laragh Lodge aus die Wasserfälle angeschaut und wäre am liebsten gleich zu einer längeren Wanderung aufgebrochen. Die von Moos, Flechten und Farn bewachsenen Waldpfade sahen jedenfalls sehr einladend aus.
3. Glenarm Castle
Eigentlich hatte ich gehofft, die Burg selbst besichtigen zu können, aber da sie im Privatbesitz ist und von der Familie des Earl of Antrims bewohnt wird, geht das nur im Rahmen von speziellen Führungen. Dafür gibt es hier aber richtig hübsche Cafés und einen tollen eingefriedeten Garten, den Glenarm Walled Garten, den ich unheimlich gerne noch besucht hätte, wenn mehr Zeit da gewesen wäre.
4. Geführte Wanderung auf dem Gobbins Cliff Path
Diese habe ich ja weiter oben bereits beschrieben und kann ich wirklich nur wärmstens weiterempfehlen.
5. Carrickfergus Castle
Die normannische Burg Carrickfergus Castle zählt zu der spektakulärsten Burgen der Grünen Insel und ist ganz sicher auch eine Besichtigung wert. Aus Zeitgründen hat es bei mir allerdings nur für einen schnellen Schnappschuss von außen gereicht.
Ab Belfast bin ich auf die Panoramastraße Mourne Coastal Route gewechselt, die von dort über North Down, die Arts Halbinsel, die Küstenlinie des County Downs über die Mourne Mountains bis zur Stadt Newry führt. Leider hatte ich auf dem Weg bis nach Downpatrick nicht mehr so viel Zeit, wie die Mourne Coastal Route es sicherlich verdient hätte und habe nur noch wenige Stopps eingelegt. Die Wanderung auf dem Gobbins Cliff Path hatte doch mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich es gedacht hatte.
6. Donaghadee mit Leuchtturm und Hafen
In der kleinen und quirligen Küstenstadt Donaghadee ist besonders der Leuchtturm am Hafen ein hübsches Fotomotiv. Hier befindet sich Nordirlands nächster Punkt zu Schottland, so dass man fast das Gefühl hat, rüberspucken zu können. Außerdem gibt es im Zentrum den urigen Pub Grace Neill, der angeblich sogar der älteste Pub in ganz Irland ist.
7. Ballywalter
Ballywalter sah so schnuckelig und einladend aus, dass ich einfach anhalten musste. Nicht nur, um mir eine Tüte Chips zu kaufen, sondern vor allem, weil es hier einen richtig tollen und langen Sandstrand gibt. Der Blick auf die Küste der Irischen See ist auch hier wieder ganz bezaubernd und die Lichtstimmung am alten Hafen einfach magisch.
8. Portaferry
Eigentlich wollte ich in der Kleinstadt Portaferry unbedingt noch an der Waterfront entlang bummeln, mir in Ruhe die bunten Häuschen anschauen und auch dem Pub Fiddlers noch einen kurzen Besuch abstatten. Hier gibt es nämlich eine der zehn handgeschnitzten Original-Türen aus Game of Thrones zu bewundern. Aber du ahnst es schon, meine Zeit war knapp, und ich wollte ungern erst in Downpatrick ankommen, wenn es stockfinster ist.
Von daher habe ich direkt die nächste Autofähre zum gerade mal 1 km entfernten Strangford am gegenüberliegenden Ufer des Sees Strangford Lough genommen.
Von Strangford aus bin ich dann schließlich in knapp 15 Autominuten am Ziel in Downpatrick angekommen! Was für ein erlebnisreicher und idyllischer Roadtrip-Tag! Ich falle todmüde, aber glücklich-beseelt von all den tollen Eindrücken ins Bett.