Eine mehrtägige Wanderung auf dem „Weg der Sinne“ – na, wenn das mal nicht verlockend und einladend klingt! Der Rothaarsteig an sich ist jetzt erstmal kein völliges Neuland für mich, war ich doch schon etliche Male im Rothaargebirge im Sauerland unterwegs. Das zählt schließlich zu einem meiner absoluten Lieblings-Wanderreviere, das ich relativ schnell und easy vom Ruhrpott aus erreichen kann. Schon einige Rothaarsteig-Spuren habe ich seitdem lieben gelernt, und auch den Fernwanderweg, der zu den Top Trails of Germany zählt, haben meine Wege schon des öfteren gekreuzt.
Allerdings war ich noch nie konsequent für mehrere Tage am Stück auf dem Rothaarsteig unterwegs, schon gar nicht in der Region Siegen-Wittgenstein. Denn ja, auch hier verläuft das Rothaargebirge, das die meisten fälschlicherweise nur mit dem etwas bekannteren Sauerland verbinden. Umso besser für mich, kann ich hier so richtig in die Ruhe und Stille des Waldes eintauchen. Und den Rothaarsteig eben – so wie er es verdient – mit allen Sinnen ganz bewusst erleben.
Was das mit der diesjährigen Top Trails Blogger-Challenge zu tun hat und was ich auf dem „Weg der Sinne“ in drei Bilderbuch-Herbsttagen im Goldenen Oktober erlebt habe, all das erfährst Du in diesem Blogbeitrag.
Inhaltsverzeichnis
ToggleRothaarsteig – Alle Infos im Überblick
„Weg der Sinne“ und „Top Trail of Germany“
Der Rothaarsteig ist zweifelsohne sowas wie ein Klassiker und seit er 2001 eröffnet wurde, einer der beliebtesten Fernwanderwege in Deutschland. Er verläuft auf etwa 154 Kilometern auf dem Hauptgebirgskamm des Rothaargebirges, einem Mittelgebirge in Nordrhein-Westfalen und Hessen.
Im Rahmen der zusätzlich bestehenden Westerwaldvariante kannst Du zudem noch einen wunderschönen 53 km langen Abstecher vom Hauptweg in den Westerwald machen. Auf diesem Weg kannst Du dann sogar mit dem Westerwaldsteig zwei Top Trails of Germany miteinander verbinden.
Der Rothaarsteig startet in Brilon am Marktplatz und führt größtenteils durch den Naturpark Sauerland-Rothaargebirge bis nach Dillenburg. Er kann in 6 (sportlich), 8 (klassisch) oder 12 (gemütlich) Tagesetappen erwandert werden. Und da der Wanderweg insgesamt recht bequem und eher einfach zu begehen ist, geht dies auch ohne Probleme das ganze Jahr über.
Der Rothaarsteig ist als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland vom Deutschen Wanderverband zertifiziert. Außerdem ist er einer der insgesamt 13 Top Trails of Germany und zählt so zu den besten Wanderwegen Deutschlands, die maximalen Wandergenuss versprechen.
Top Trails of Germany
Zu den Top Trails of Germany zählen neben dem Rothaarsteig der Albsteig, Altmühltal-Panoramaweg, Eifelsteig, Goldsteig, Harzer-Hexen-Stieg, Heidschnuckenweg, Hermannshöhen, Kammweg Erzgebirge-Vogtland, Schluchtensteig, Weserbergland-Weg, WesterwaldSteig und der Westweg im Schwarzwald.
Praktisch: Der Rothaarsteig ist durchgängig und in beiden Richtungen mit einem auf dem Rücken liegendem, weißen R auf rotem Grund markiert, so dass ein Verlaufen praktisch ausgeschossen ist.
Was den Rothaarsteig außerdem noch zu etwas ganz Besonderem macht, ist sein Charakter als „Weg der Sinne“. Obwohl er nicht weit von den Ballungszentren Rhein, Ruhr und Main entfernt ist, kannst Du in den Wäldern des Rothaargebirges ganz eins mit der Natur werden und bist weit von Lärm und Hektik entfernt.
Alle Daten & Fakten zum Rothaarsteig
DATEN UND FAKTEN
Highlights auf dem Rothaarsteig
Auf seinem Weg durch den Naturpark Sauerland-Rothaargebirge führt der Rothaarsteig an einigen Highlights vorbei, die zum innehalten und verweilen einladen:
- Insgesamt 11 Quellen, darunter die Ruhr-, Sieg-, Dill- und Lahnquelle
- Zahlreiche Aussichtspunkte wie der Rhein-Weser-Turm oder die Plattform „Nase im Wind“
- Beliebte und bekannte Berge wie der Kahle Asten (842 m) in Winterberg oder der Langenberg (843 m) als höchster Berg Nordrhein-Westfalens
- Die mystischen Felsformationen der Bruchhauser Steine bei Olsberg
- Hochheidelandschaften und stille Wälder
- Die Hängebrücke bei Kühhude
- Der Waldskulpturenweg
- Das Kyrill-Tor bei Brilon und der Kyrillpfad in Schanze
- Naturdenkmäler wie die über 220 Jahre alte „Lucaseiche“
- Die Wisent-Wildnis in Wittgenstein
- Die Städte Brilon, Winterberg und Dillenburg
… und vieles mehr.
An- und Abreise zu den Etappen auf dem Rothaarsteig
Wenn Du den Rothaarsteig komplett wandern möchtest, ist die An- und Abreise ganz easy mit der Bahn möglich und absolut zu empfehlen. Egal, ob Du deine Tour im Norden oder Süden beginnst, sowohl Brilon als auch Dillenburg sind super mit der Bahn erreichbar.
Auch zahlreiche weitere Orte entlang des Rothaarsteigs sind gut an das ÖPNV-Netz angeschlossen.
Einige Touren am Rothaarsteig eignen sich jedoch ganz besonders gut für die An-und Abreise mit dem ÖPNV, da sie super erreichbar sind und Du ganz problemlos zwischen den Start- und Endpunkten hin und her kommst.
LESETIPP
Auch die Hermannshöhen im Teutoburger Wald zählen zu den Top Trails of Germany. Hier war ich im vergangenen Jahr zur Blogger-Challenge unterwegs.
Alles was ich auf diesem tollen Fernwanderweg rund um die mystischen Externsteine, das Hermannsdenkmal und die Gipfel der Velmerstot erlebt habe, erfährst Du in diesem Blogbeitrag.
Hermannshöhen im Teutoburger Wald – Wandern auf einem der Top Trails of Germany
Meine Wanderung auf dem Rothaarsteig im Rahmen der Top Trails Blogger-Challenge
Meine Top Trails Blogger-Challenge auf dem „Weg der Sinne“
Natürlich bin ich nicht nur einfach so zum Wandern auf dem Rothaarsteig unterwegs. Im Rahmen der diesjährigen Blogger-Challenge der Top Trails of Germany haben sich meine ebenfalls an der Challenge teilnehmenden Kolleginnen Janna (Outdoorblog Duitsland Actief) und Lisa (Abenteuerreiseblog Abenteuermomente) eine tolle Aufgabe für mich überlegt:
Wandern mal anders: Setze Deine Sinne so ein, dass Du die Wanderung auch für Deine Leser und Follower mit allen Sinnen erlebbar machst.
Eine richtig schöne Aufgabe, die ganz nach meinem Geschmack war und die ich mit jeder Menge Herzblut und Leidenschaft angenommen habe.
Ob ich es geschafft habe?
In meinem Instagram Story Highlight zum Rothaarsteig nehme ich Dich nochmal mit allen Sinnen auf meine Wanderung entlang des Rothaarsteiges mit. Meine Follower waren sich jedenfalls einig, dass sie sich gefühlt haben, als wären sie hautnah dabei. Also schau auch dort gerne mal vorbei.
Und natürlich hoffe ich, dass ich auch Dich mit meinem Blogbeitrag so richtig mitnehmen kann und den Rothaarsteig für Dich ganz „sinnlich“ erfahrbar mache.
Also, los geht’s!
Rothaarsteig – Tag 1 – Von Vormwald bis nach Benfe
DATEN UND FAKTEN
Zwar war ich schon des öfteren im Rothaargebirge im Sauerland unterwegs, die Region Siegen-Wittgenstein ist aber bislang ein weißer Fleck auf meiner Wanderkarte. Und so bin ich gespannt wie ein Flitzebogen, was mich hier erwartet.
Ich starte gegen Mittag am Bahnhof in Hilchenbach-Vormwald und erreiche den Rothaarsteig bald über den Talsperrenweg als Zubringer. Ein Abstecher zur restaurierten Ginsburg lohnt sich unbedingt. Leider hat der schöne Biergarten „Ginsburg-Schänke“ zwar montags nicht geöffnet, aber ich erklimme natürlich direkt den Aussichtsturm.
Vom Historischen Bergfried der mittelalterlichen Höhenburg genieße ich eine unglaubliche Fernsicht ins Siegerland und freue mich über all die herbstlichen Farbtupfer. Vor kurzem noch habe ich den Indian Summer in Neuengland gesucht, nun finde ich ihn quasi direkt um die Ecke vor der Haustüre!
Vom Gillerbergturm zum Ederhöhenweg
Am Rande der Ginsberger Heide vorbei führt mich der Rothaarsteig schon bald zum nächsten Highlight: Für den Gillerbergturm ist definitiv etwas mehr Schwindelfreiheit beim Aufstieg gefragt. Die schmale Wendeltreppe hinauf ist für mich zugegebenermaßen eine kleine Challenge. Und auch wenn die Rundumsicht von oben wunderschön ist, halte ich es nicht allzu lange auf der Aussichtsplattform aus und mache lieber unten ein kleines Päuschen.
Über Forst-, Wald- und Wiesenwege erreiche ich Lützel und gelange nach der kleinen Holzbrücke über die Eder auf meinen absoluten Lieblingsabschnitt der heutigen Tour. Der Höhenweg entlang der Eder ist im Grunde eine Forstraße, bei der ich normalerweise ganz sicher nicht in Begeisterung ausbrechen würde. Neben bzw. rechts unter mir schlängelt sich allerdings die pittoreske Eder dermaßen idyllisch plätschernd durch das Tal, dass ich gar nicht genug von diesem Anblick bekommen kann. Vor allem in Kombination mit den unglaublichen Herbstfarben, die gerade so intensiv leuchten, dass ich gar nicht mehr aufhören kann, zu fotografieren.
Im wilden Ederquellgebiet
Das goldene Oktoberlicht hüllt die Birken und anderen Laubbäume in der Auenlandschaft ganz sanft ein, während links von mir eher dunkle Nadelbäume vorherrschen. Skandinavisches Flair auf dem Rothaarsteig, da bin ich ganz in meinem Element! Und auch eine kleine Kuhherde fühlt sich in diesem wunderschönen offenen Waldgebiet und Wiesental offensichtlich einfach nur wohl.
Moose und zum Teil riesige Farne begleiten mich auf meinem weiteren Weg ins wildromantische und naturbelassene Ederquellgebiet. Die eigentliche Quelle ist zwar nur ein Rinnsal, der wurzelige Trail dorthin und das moorige, urwüchsige Waldgebiet drumherum gefallen mir aber umso besser. Erlen, Moorbirken, Moose, kleine Bachläufe und Rinnsale bilden eine wunderschöne Kulisse im Ederbruch.
Auf den restlichen Metern bis kurz vor Benfe nehme ich noch ein paar schöne Aussichten mit und bin dann am Ziel meiner heutigen Etappe angelangt. Von der Bundesstraße aus werde ich abgeholt und zu meiner schönen Unterkunft bei Bad Laasphe geshuttelt. Praktisch!
Meine Ohren profitieren vom Audio-Weg an der Ginsberger Heide. An verschiedenen Stationen kann ich mittels QR-Code interessante und spannende Infos über die Natur und Kultur am Wegesrand abrufen und den Stories während des Wandern lauschen. Aber auch das sanfte Geplätscher der Eder beschert mir eine auditive Auszeit für die Seele.
Geschmackssinn? Als kleiner Leckerschmecker kriege ich heute nicht genug von all den Bucheckern, an deren Wanderbüffet ich mich doch nur allzu gerne bediene! Und da das Schmecken mein absoluter Lieblingssinn ist, mache ich damit doch gleich beim leckeren Abendessen im Hotel weiter. ;-)
Mein Unterkunfts-Tipp in Bad Laasphe-Feudingen: Hotel im Auerbachtal
Hier kommt man doch gerne nach einem anstrengenden Wandertag zur Ruhe. Besonders herzlich wurde ich im familiär geführten Hotel im Auerbachtal empfangen. Die gemütliche 3-Sterne-Unterkunft ist ruhig in Bad Laasphe-Feudingen im südwestfälischen Rothaargebirge gelegen. In den komfortablen Zimmern mit schöner Aussicht ins Grüne lässt es sich wunderbar entspannen. Aber auch im Wintergarten, am offenen Kamin und im hübschen Wellnessbereich mit Schwimmbad, Sauna und Dampfbad kannst Du die Seele baumeln lassen.
Mein Highlight: Das köstliche, regionale Abendessen im Restaurant. Besonders die fangfrischen Forellen sind ein Gaumenschmaus.
Ein Rückzugsort zum Wohlfühlen, an dem ich mich nur allzu gerne noch länger erholt hätte.
LESETIPP
Kennst du schon den Schluchtensteig im Naturpark Südschwarzwald?
Spannende Felssteige, wilde Wasserfälle und urwaldähnliche Schluchtwälder stehen hier genauso auf dem Programm wie ruhige Höhenwege und Ausblicke bis hin zu den Alpen. Und in der Wutachschlucht wird die Landschaft so richtig spektakulär.
Schluchtensteig im Schwarzwald – Wandern durch die spektakuläre Wutachschlucht
Rothaarsteig – Tag 2 – Von Benfe bis zur Haincher Höhe
DATEN UND FAKTEN
Weiter geht’s auf dem Rothaarsteig, und zwar genau an der Stelle, wo ich gestern aufgehört habe: am Abzweig von Großenbach nach Benfe, zu dem ich morgens vom freundlichen Besitzer des Hotels im Auerbachtal chauffiert werde.
Und hier wird mir zum ersten Mal schmerzlich bewusst, welch immense Schäden die große Trockenheit und der Borkenkäfer angerichtet haben. Große abgeholzte Flächen werden mir heute noch des öfteren begegnen. Fast überall entsteht zum Glück schon wieder neues Leben im Form einer Busch- und Strauchvegetation, die auf ihre ganz spezielle Weise reizvoll ist. Für mich hat das irgendwie etwas von einer wilden Savannenlandschaft. Außerdem ermöglichen die Rodungen natürlich zum Teil spektakuläre Weitblicke, die ansonsten so niemals möglich gewesen wären. Trotzdem laufe ich heute mit etwas gemischten Gefühlen los.
Von der Siegquelle über die Ilmquelle zur Lahnquelle
Ein hübscher, schmaler Waldpfad, an dem die Pilze alle paar Meter aus dem Boden sprießen, bringt mich zur Siegquelle, wo ich mich erstmal mit dem eiskalten Quellwasser erfrische und die letzte Müdigkeit aus dem Körper vertreibe.
Rundherum gibt es verschiedene Walderlebnispfade im „Quellenreich“, die mit allerhand Stationen wie einer Waldgitarre und einem Rindenfühler dazu einladen, die Wanderung mit allen Sinnen zu erleben. Der Rothaarsteig trägt ja schließlich nicht umsonst den Titel „Weg der Sinne“.
Überhaupt ist heute der Tag der Quellen. Über wild anmutende Trampelpfade erreiche ich bald Nummer 2: die Ilmquelle, die sich etwas unscheinbarer präsentiert. Parallel zur alten Eisenstraße führt der Rothaarsteig nun über Wurzeln, Stock und Stein – ein richtig uriger Abschnitt mit schönen Aussichten (welche zum Teil wieder der Abholzung zu „verdanken“ sind).
An der idyllischen Anhöhe rund um das Lahnquellengebiet mit seinem Teich warten gleich zwei Einkehrmöglichkeiten für eine Rast mit gutbürgerlicher Küche: Das Forsthaus Lahnquelle mit Biergarten und ein paar Meter weiter der Lahnhof. Obwohl beide einladend ausschauen, marschiere ich weiter, mir ist es einfach noch zu früh für eine längere Pause.
Füße hochlegen an der idyllischen Ilsequelle
Ein ganzes Stück verläuft der Rothaarsteig nun übrigens parallel mit dem Lahnwanderweg, der hier startet und in 290 Kilometern von der Quelle bis zur Mündung führt.
Wurzelig und waldig geht es weiter mit Aussichten auf das Quellgebiet und bunten, herbstlichen Farbtupfern. Besonders begeistert bin ich vom Abschnitt über den idyllischen Märchenpfad „Kleiner Rothaar“, der richtig liebevoll als Erlebnisweg gestaltet ist. Dieser bringt mich zum malerischen Ilseteich und kurz darauf zur Ilsequelle, wo ich mich auf ein hölzernes Waldsofa lege und alles auf mich wirken lasse.
Hier wird gerade ganz emsig Wasser in Flaschen und Kannen abgefüllt, denn das Wasser der Ilsequelle ist schon seit Urzeiten wegen seiner besonderen Heilkräfte bekannt. Vor einigen Jahrhunderten hatte die Quelle sogar eine ähnliche Bedeutung wie die berühmte Quelle in Lourdes. Aber auch ansonsten ist das Plätzchen rund um die steingefasste Quelle ein toller Ort für eine Pause.
Gesagt, getan! Erstmal die Füße hochlegen und genießen!
Von der Kaffeebuche zur Haincher Höhe
Auf dem historischen Handelsweg der Eisenstraße, die in Römerzeiten zum Transport von Eisenerz genutzt wurde, geht es nun weiter – an alten Zollstationen und Grenzsteinen vorbei – zum höchsten Punkt des Lahn-Dill-Kreises und gleichzeitig der Landesgrenze zwischen NRW und Hessen. Am kleinen Rastplatz an der „Kaffeebuche„, der früher und heute ein beliebter Treffpunkt ist, halte ich nochmal kurz inne und rüste mich dann für die letzten Meter meiner heutigen Rothaarsteig-Etappe.
Die abgeholzten Flächen entlang des Höhenweges ermöglichen mir wieder unglaubliche Fernblicke ins Siegerland und Tal der Werthe. Wo einst dichter und dunkler Fichtenwald vorherrschte, kann der Blick nun ungestört ins Weite schweifen und neues Leben entstehen. Spannend, zu beobachten, wie sich hier eine große Chance für viel mehr Diversität bietet und die Natur ganz emsig mit den Reparaturarbeiten beschäftigt ist. Wie immer ist alles eine Frage der Perspektive!
Und genau hier, an der Haincher Höhe, beende ich meine Wanderung für heute und übernachte im Dörfchen Irmgarteichen.
Ganz bewusst wanderte ich, ohne auf Distanzen und Höhenmeter zu achten, genoss die Stille im Wald, aber auch das raschelnde Herbstlaub unter meinen Füßen.
Verschiedene Stationen auf Walderlebnispfaden luden mich erst recht dazu ein, die Wanderung mit allen Sinnen zu genießen und auf den hölzernen Waldsofas in kurzen Momenten der Ruhe all den Eindrücken nachzuspüren. Und zur Erfrischung bekam ich jede Menge Gelegenheiten, mich mit eiskaltem Quellwasser abzukühlen und meine Trinkflaschen wieder aufzufüllen!
Was für eine Wohltat!
Mein Unterkunfts-Tipp in Netphen-Irmgarteichen: Gasthof Jokebes
Der Gasthof Jokebes am ruhigen Ortsrand von Netphen-Irmgarteichen ist eine rustikale Unterkunft, in der man sich einfach wohlfühlen kann. Ich wurde herzlich von der Familie empfangen und habe besonders am Abend die gutbürgerlichen und zünftigen Spezialitäten in der gemütlichen Gaststube genossen. Allerdings war die Auswahl für meinen Geschmack ein wenig zu fleischlastig.
Die Zimmer im Bauernhaus mit Fachwerkfassade sind gepflegt, sauber und gemütlich ausgestattet und lassen keine Wünsche offen.
Insgesamt ein solider Qualitätsgastgeber „Wanderbares Deutschland“ mit unheimlich freundlichem und hilfsbereitem Servicepersonal.
LESETIPP
Der Rothaarsteig ist natürlich nicht der einzige Fernwanderweg, den du im Sauerland erkunden kannst.
Rund um die Sauerland-Wanderdörfer Medebach, Willingen und Winterberg warten drei spannende Mehrtagestouren auf dich. Co-Autorin Steffi war auf dem Uplandsteig, dem Medebacher Bergweg und der Winterberger Hochtour unterwegs und erzählt in diesem Blogbeitrag von ihren Erlebnissen.
Die schönsten Wanderwege im Sauerland – Unterwegs in Winterberg, Willingen & Medebach
Rothaarsteig – Tag 3 – Von der Haincher Höhe bis nach Rodenbach
DATEN UND FAKTEN
Heute starte ich wieder an der Haincher Höhe auf den Rothaarsteig und beginne meine Tour direkt mit unglaublichen Weitblicken. Die riesigen gerodeten Flächen stimmen mich jedoch immer noch ein wenig nachdenklich und berühren mich sehr. Da erscheint mir die Dillquelle, die wirklich hübsch gestaltet ist, fast wie eine kleine Oase. Rund um das sanfte Geplätscher erwacht die Natur überall deutlich sichtbar zu neuem Leben. Eine Schutzhütte, schöne Sitzgelegenheiten und ein Grillplatz stehen für Besucher parat.
Der sich anschließende Höhenweg beschert mir nun praktisch einen Nonstop-Panoramablick. Unendliche Weiten breiten sich links und rechts des Weges vor mir aus. Und Du ahnst es schon, daran sind all die Abholzungen natürlich nicht ganz unschuldig. Mit schönen Ausblicken auf Gernsdorf und das ganze Siegerland erreiche ich an der Gernsbacher Höhe den höchsten Punkt (529 m) der Tour.
Heute fallen mir – neben den Windrädern – vor allem viele kleine und liebevolle Holzschnitzereien am Wegesrand auf, die mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Außerdem treffe ich in regelmäßigen Abständen auf historische Grenzsteine, die früher die Grenze zwischen dem Herzogtum Nassau und dem Königreich Preußen markierten.
Eine längere Pause lege ich dann an der Aussichtsplattform „Nase im Wind“ auf der Tiefenrother Höhe ein. Zwei geschwungene Holzsofas laden dazu ein, einfach mal die Seele baumeln und den Blick über das weite Panorama des Siegerlandes und Naturparks Lahn-Dill-Bergland schweifen zu lassen. Einfach herrlich und einer meiner absoluten Lieblingsplätze auf dem heutigen Abschnitt!
Westerwald- oder Dillvariante?
Der Rothaarsteig führt mich an einem ehemaligen Steinbruch, den sich die Natur zurückerobert hat, vorbei und bringt mich schließlich zum Wegepunkt „Kalteiche„, einer entscheidenden Wegkreuzung. Hier teilt sich der Rothaarsteig nämlich in die Westerwald- und Dillvariante. Wer mag und die Westerwaldvariante wählt, kann auf der Fuchskaute sogar den Westerwaldsteig mit dem Rothaarsteig – also gleich zwei der Top Trails of Germany – verbinden.
Ich entscheide mich jedoch für die Dillvariante Richtung Dillenburg und treffe bald auf den urigen Haubergspfad Wilgersdorf, der sich als Abstecher unbedingt lohnt. Hier erfahre ich allerlei über die traditionelle Bewirtschaftung des Waldes – ein sowohl lehrreicher als auch hübscher kleiner Umweg.
Breite Forstwege durch einen Buchen-Mischwald wechseln sich mit schmalen Waldpfaden ab, bis ich die Lucaseiche erreiche – ein mehr als 200 Jahre altes Naturdenkmal an einer Wegkreuzung.
Was für ein schöner Pausenplatz an diesem imposanten Baum mit einem Stammesumfang von fast vier Metern! Der schreit ja geradewegs nach einer Umarmung, der ich natürlich nicht lange widerstehen kann.
Vom Forsthaus Steinebach nach Rodenbach
Wunderschön leuchten die Herbstfarben gerade am Forsthaus Steinebach, das ganz lauschig am Waldrand liegt und ein echter Blickfang ist. An mehreren Fischteichen im Wald vorbei (Wenn Du Glück hast, hat der „Forellen-Franz“ geöffnet und verkauft Getränke und natürlich Forellen), komme ich bald zum Vogelschutzverein Fellerdilln. Dieser kümmert sich nicht nur um den Naturschutz, sondern ist ebenfalls ein toller Ort für eine kleine Pause. Wenn jemand da ist, werden in der urig-gemütlichen Holzhütte Getränke ausgeschenkt.
Ich mache mich nun aber auf meine letzten Meter bis nach Rodenbach und genieße noch eine große Portion landschaftlicher Idylle, bevor ich wieder in den Zug steige und all die Eindrücke von meinen 3 Tagen auf dem Rothaarsteig Revue passieren lasse.
Es war eine Tour voller Gegensätze. Intensiv leuchtende Herbstfarben, sprudelnde Quellen, grandiose Weitblicke über Siegen-Wittgenstein, aber eben auch all diese gerodeten Flächen, die Stück für Stück wieder zu neuem Leben erwachen und eine ganz andere neue Form der Wildnis erschaffen.
Besonders am Aussichtspunkt „Nase im Wind“ auf der Tiefenrother Höhe konnte ich das auf den für den Rothaarsteig so typischen Waldsofas mal wieder so richtig spüren. Meine Wanderkilometer haben mir nicht nur atemberaubende Fernblicke, sondern die allerschönste Form der aktiven Entspannung beschert.
Und auch mein Tastsinn hat bei der ausgiebigen Kuschelsession mit dem altehrwürdigen Baumstamm der Lucaseiche innerlich jubiliert.
Mission erfüllt und Blogger-Challenge bestanden – das würde ich hier doch glatt mal behaupten! 😉
LESETIPP
Wenn Dir nicht so der Sinn nach Mehrtagestouren oder Etappenwanderungen steht und Du lieber auf Rundwanderwegen unterwegs bist, schau doch mal in meinen folgenden Blogbeitrag.
Im Sauerland habe ich einige der schönsten Rothaarsteig-Spuren getestet und erzähle Dir gerne von meinen Erfahrungen.
Meine Buchtipps zum Rothaarsteig
Wenn Du etwas über diese Links buchst oder kaufst, dann erhalte ich eine kleine Provision.
Wichtig: Für Dich ändert sich der Preis dadurch nicht.
Tausend Dank für Deine Unterstützung!
Ich hoffe, dass ich Dich auf meiner Wanderung auf dem Rothaarsteig als „Weg der Sinne“ gut mitnehmen konnte, so dass auch Du das Gefühl hattest, den Fernwanderweg mit allen Sinnen zu erleben. In den Wald eintauchen, mich mal wieder richtig erden, die Nähe und Idylle der Natur spüren, Stille hören und den herrlichen Duft des Herbstes genießen – das sind nur einige der Dinge, die mir der Rothaarsteig geschenkt hat.
Warst Du selbst auch schon einmal auf dem Rothaarsteig unterwegs und hast ähnliche Erfahrungen gemacht?
Hat Dir vielleicht ein bestimmter Abschnitt besonders gut gefallen?
Oder bist Du schon einmal auf einem der anderen Top Trails of Germany gewandert?
Wie immer freue ich mich über Deine Fragen, Anmerkungen und Kommentare unter diesem Beitrag.
Liebe Grüße,
Deine Sabrina
Tolle Informationen und Tipps zum Rothaarsteig. Der Blog-Beitrag zeigt auf, wie vielfältig Wandern sein kann und das dabei wirklich für jede*n was dabei ist. Danke auch für die Empfehlung der Lesetipps.
Vielen Dank, Marcel, für dein nettes Feedback, über das ich mich sehr freue. 😊 Warst du selbst auch schon auf dem Rothaarsteig unterwegs?
Liebe Grüße,
Sabrina