Meine mir selbst auferlegte Mission, jeden einzelnen der insgesamt 13 Top Trails of Germany zu erwandern, geht in die nächste Runde. Nachdem ich in den vergangenen Jahren schon auf dem Rothaarsteig und den Hermannshöhen unterwegs war und auch Abschnitte des Weserbergland-Weges, Westerwaldsteigs und Kammwegs Erzgebirge-Vogtland kennenlernen durfte, ist dieses Jahr der Schluchtensteig im Schwarzwald an der Reihe.
Und damit habe ich mir wirklich ein ganz besonderes Schmuckstück herausgepickt. Spannende Felssteige, wilde Wasserfälle und urwaldähnliche Schluchtwälder stehen hier genauso auf dem Programm wie ruhige Höhenwege und Ausblicke bis hin zu den Alpen. Auf der zweiten und dritten Etappe des Schluchtensteigs wird es mit der Wutachschlucht besonders spektakulär, ist die Wutach doch einer der letzten ungezähmten Wildflüsse der deutschen Mittelgebirge.
Das alleine ist aber noch nicht aufregend genug. Natürlich erwartet mich auch dieses Mal eine ganz besondere Blogger-Challenge, die sich meine Mitstreiterinnen Janna und Lisa für mich ausgedacht haben. Ob ich sie bestanden habe, was der Schluchtensteig alles zu bieten hat und was ich an meinen Wandertagen im Naturpark Südschwarzwald erlebt habe, erfährst du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
ToggleSchluchtensteig – Alle Infos im Überblick
Top Trail of Germany im Naturpark Südschwarzwald
Der Schluchtensteig verbindet auf einer Länge von insgesamt 119 Kilometern die schönsten Schluchten im Naturpark Südschwarzwald miteinander. Von Stühlingen nach Wehr kannst du in sechs Tagesetappen von jeweils rund 20 Kilometern in einem wahren Naturparadies wandern. Wer die sportliche Herausforderung sucht, kann den Schluchtensteig auch auf nur 5 Etappen bis zu 26 Kilometern Länge aufteilen.
Da der Weg oft auf ausgesetzten Pfaden entlang steiler Felsklammen führt und insgesamt mehr als 3.000 Höhenmeter im Aufstieg zu meistern sind, ist sowohl eine ausreichende Kondition als auch Trittsicherheit nicht zu unterschätzen. Belohnt wirst du dafür mit spektakulären Tiefblicken, moosbewachsenen Bäumen, tosenden Wasserfällen und abenteuerlichen Schluchten, wie sie wilder nicht sein könnten.
Der Schluchtensteig zählt als einer der Top Trails of Germany zu den besten Wanderwegen des Landes. Auch mit dem Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ wurde er wiederholt vom Deutschen Wanderverband ausgezeichnet. Der Weg ist durchgängig mit einer grünen Raute markiert und kann in beiden Richtungen begangen werden.
Zu den Top Trails of Germany zählen neben dem Schluchtensteig der Albsteig, Altmühltal-Panoramaweg, Eifelsteig, Goldsteig, Harzer-Hexen-Stieg, Heidschnuckenweg, Hermannshöhen, Kammweg Erzgebirge-Vogtland, Rothaarsteig, Weserbergland-Weg, WesterwaldSteig und der Westweg im Schwarzwald.
Alle Daten und Fakten zum Schluchtensteig
DATEN UND FAKTEN
Highlights auf dem Schluchtensteig
Insgesamt sieben Schluchten verbindet der Schluchtensteig auf seiner einzigartigen Route durch den Südschwarzwald. Auf dem Weg von Stühlingen nach Wehr kannst du unglaublich viele Natur-Highlights erleben, die dir sicherlich lange in Erinnerung bleiben:
- Historische Sauschwänzlebahn – Das Pfeifen der Dampflok lässt Harry Potter Feeling aufkommen.
- Naturschutzgebiet Wutachflühen mit steilen Felswänden
- Schleifenbachschlucht– und Wasserfall mit drei Kaskaden
- Die wildromantische Wutachschlucht mit spektakulären Felsgalerien (und unbedingt empfehlenswerten Abstechern in die angrenzende Lotenbachklamm und Gauchachschlucht)
- Haslachschlucht mit Rechen- und Hölllochfelsen
- Der tiefblaue Schluchsee – höchstgelegene Talsperre Deutschlands
- Windbergschlucht mit gleichnamigen Wasserfall
- Der eindrucksvolle Dom des ehemaligen Benediktinerklosters in Sankt Blasien
- Hochflächen und Wildblumenwiesen des Hotzenwaldes
- Hohwehraschlucht
- Historischer Wallfahrts- und Kurort Todtmoos
- Wehratal- und schlucht mit Aussicht zu den Schweizer Alpen
Wegcharakter und Schwierigkeit – Ist der Schluchtensteig gefährlich?
Was den Schluchtensteig ausmacht, sind seine schmalen Pfade und wilden Steige, die sich immer wieder mit stillen Forstwegen abwechseln. Besonders für die Steige durch die zum Teil steilen Bergflanken von den Wutachflühen bis zur Haslachklamm (Etappen 1-3) sind daher unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Auch die Aufstiege mit insgesamt fast 3.500 Höhenmetern machen eine gute Kondition erforderlich.
Eine ein wenig knifflige Passage wartet gleich zu Beginn der zweiten Etappe mit der etwa 8 Meter hohen, steilen Leiter hinunter in die Schleifenbachschlucht, auf die Wanderer. Wem diese nicht geheuer ist, kann den Abschnitt aber auch ganz einfach umgehen (Blumberg über Friedhofstraße, Im Winkel und Feldbergstraße). In der Wutachschlucht gibt es einige Stellen, die nah am Hang entlang gehen. Solche Abschnitte sind aber super mit Drahtseilen und/ oder Geländern gesichert.
Was ich in jedem Fall empfehlen würde, sind Wanderstöcke und eventuell sogar knöchelhohe Wanderschuhe mit sehr gutem Profil. Gerade bei Nässe können die steilen Wege in den Schluchten ganz schön rutschig und matschig sein, da sind Wanderstöcke wirklich Gold wert!
Die Wutachflühen, die Wutach-, Haslach-, und Wehraschlucht sind in verschiedene Rettungssektoren eingeteilt, so dass die Bergwacht bei Unfällen gezielt handeln kann.
Achtung: Innerhalb der Schluchten gibt es teilweise nur eingeschränkten oder gar keinen Mobilfunkempfang.
Ob der Schluchtensteig auch für Kinder oder Wanderanfänger*innen geeignet ist, finde ich persönlich immer schwierig zu beurteilen, da er schon etwas anspruchsvoller ist und die Etappen an das persönliche Können angepasst werden sollten. Wichtig allerdings: Der Schluchtensteig ist absolut nicht kinderwagentauglich!
Beste Wanderzeit für den Schluchtensteig
Grundsätzlich ist der Schluchtensteig von Anfang Mai bis Ende Oktober begehbar. Im Winter kann es bei Schnee und Frost sehr gefährlich werden, besonders in den steilen Schluchtabschnitten auf den ersten drei Etappen.
Unterkünfte am Schluchtensteig – Individuelle Wanderung oder Pauschale mit Gepäcktransport?
Wenn du dein Wanderabenteuer auf dem Schluchtensteig selbst organisieren möchtest, kannst du Unterkünfte, Campingplätze oder Trekking-Camps ganz einfach – nach Etappen sortiert – über das Gastgeberverzeichnis finden. Viele Gastgeber bieten sogar einen kostenlosen Transfer zum Wanderweg an.
Falls du nicht mit schwerem Gepäck unterwegs sein möchtest, kannst du bei Schwarzwald Gepäcktransport diesen Service buchen: 35 Euro pro Etappe (2 Gepäckstücke) bzw. einzelne Gepäckstücke 25 Euro pro Etappe.
Und wenn du dir um die Organisation gar keine Gedanken machen willst, hast du auch die Möglichkeit verschiedene Pauschalangebote inklusive Unterkünfte und Gepäcktransfer zu buchen. Verschiedene Anbieter wie Original Landreisen, Kleins Wanderreisen, Wikinger Reisen, Abenteuerwege und auch der Schwarzwald Gepäcktransport selbst (günstigster Anbieter) bieten komplette Pakete ab 595 Euro pro Person im Doppelzimmer (7 Nächte) an.
Trekking und Zelten am Schluchtensteig
Im Naturpark Südschwarzwald gibt es derzeit fünf Trekking-Camps, die du von Mai bis Oktober buchen kannst. Auf diesen offiziellen Stellplätzen ist Platz für bis zu drei Zelte, eine Feuerstelle und ein kleines Toilettenhäuschen. Wasser und Verpflegung bringst du dir selbst mit.
Bisher wurden die Trekking-Camps Windberg, Steinbruch, Felsenharte, Kohlerhau und Göschweiler eröffnet. 2023 wird das Netzwerk um die drei zusätzlichen Camps Elzhof, Fischbach und Herrenwald erweitert. Das Ziel ist es, dass die Fernwanderwege Albsteig und Schluchtensteig komplett mit dem Zelt erwandert werden können.
Die Übernachtung kostet Euro 12,- pro Zelt (3 Personen) und Nacht.
Entlang der Route liegen auch einige Campingplätze und einfache Trekking-Stützpunkte, die du nutzen kannst.
LESETIPP
Direkt im Anschluss an meine Wanderung auf dem Schluchtensteig war ich auf einem Trekking mit Zelt im südlichen Schwarzwald unterwegs. Im Landkreis Waldshut führte meine Tour entlang des Albsteigs und Hochrhein-Höhenwegs.
Übernachtet habe ich dabei in den One-Night-Camps von MyCabin. Hier geht’s zum ausführlichen Erfahrungsbericht.
Trekking-Tour mit MyCabin im Südschwarzwald – One-Night-Camps im Landkreis Waldshut
Wandern mit Hund auf dem Schluchtensteig
Auch mit dem Hund kann der Schluchtensteig normalerweise ohne Probleme begangen werden. Was eventuell kritisch werden könnte, ist der steile Leiterabstieg in die Schleifenbachschlucht bei Blumberg (Beginn der zweiten Etappe). Dieser kann jedoch umgangen werden. Auch in der Wutachschlucht gibt es zwei Treppen mit Drahtgitterrost, die manche Hunde nicht so gerne mögen. Grundsätzlich besteht für Hunde Anleinpflicht.
An- und Abreise zu den Etappen auf dem Schluchtensteig
Wenn du den Schluchtensteig komplett wandern möchtest, kannst du Stühlingen am besten mit Bahn und Bus erreichen. Bis zum Bahnhof Waldshut kommst du über Stuttgart und Singen oder über Karlsruhe und Basel. Von Waldshut aus nimmst du die Buslinie 7338 und erreichst etwa 55 Minuten später Stühlingen.
Reist du mit dem Auto an, kannst du kostenlos im Bereich der Stadthalle Stühlingen parken.
Meine Wanderung auf dem Schluchtensteig im Rahmen der Top Trails Blogger-Challenge
Meine Top Trails Blogger-Challenge auf dem Schluchtensteig
Im Rahmen der diesjährigen Blogger-Challenge der Top Trails of Germany haben sich meine ebenfalls an der Challenge teilnehmenden Kolleginnen Janna (Outdoorblog Duitsland Actief) und Lisa (Abenteuerreiseblog Abenteuermomente) eine tolle Aufgabe für mich überlegt:
Gar nicht so einfach, wie ich finde. Obwohl ich durchaus Vulkangestein von Kalkstein unterscheiden kann, bin ich nicht gerade eine Expertin im Bereich Geologie.
Ob ich die Challenge gemeistert habe?
Schau doch auch mal in mein Instagram-Story-Highlight zum Schluchtensteig. Dort nehme ich dich mit auf meine Wanderung, und du kannst mit mir gemeinsam die verschiedenen Gesteinsschichten entdecken.
Mein Unterkunfts-Tipp in Blumberg: Hotel Gasthof Hirschen
Dank angekündigtem Bahnstreik bin ich schon einen Tag früher in Blumberg angereist und kann die Vorzüge des Hotels Gasthof Hirschen ganz in Ruhe testen. Obwohl die Unterkunft nicht besonders idyllisch an der Straße in Blumberg gelegen ist, sind die Zimmer trotzdem angenehm ruhig und gemütlich im Landhausstil eingerichtet. Der Gasthof ist der perfekte Ausgangspunkt, wenn du direkt zur zweiten Etappe auf dem Schluchtensteig starten willst.
Was mich besonders begeistert hat, ist die unglaubliche Gastfreundschaft der Gastgeber Jochen und Rosi, die ihren Job sichtlich mit Herzblut und Leidenschaft leben. Als ich beim Frühstück meine Bedenken äußere, dass es in der Wutachschlucht vielleicht ganz schön rutschig werden könnte, werden mir direkt Wanderstöcke an den Tisch gebracht, die ich mir für meine Wandertage ausleihen darf. Was für ein Service!
Auch das Abendessen in Büffetform hat mir super gefallen und geschmeckt. Es gibt eine gute Auswahl an vegetarischen Gerichten und auch Schwarzwälder Spezialitäten wie Käsespätzle und Aufläufe werden angeboten. Lecker!
LESETIPP
Hast du Lust auf eine sportliche und abwechslungsreiche Mehrtagestour im Nördlichen Schwarzwald?
Auf der dreitägigen Rundwanderung „Stiefelreise Naturerlebnis“ rund um Calw kannst du in völlig unberührte und dichte Wälder im Schwarzwald abtauchen.
Nördlicher Schwarzwald – Wandern auf der „Stiefelreise Naturerlebnis“ rund um Calw
Schluchtensteig Etappe 2 – Von Blumberg zur Schattenmühle/ Lotenbachklamm
DATEN UND FAKTEN
Das Abenteuer Wutachschlucht ruft! Auch wenn das Wetter noch nicht ganz auf meiner Seite ist, starte ich frühzeitig und mache mich auf dem Weg zu meiner ersten kleinen Mutprobe. Der steile Serpentinenweg hinunter in die Schlucht des Schleifenbachs ist nämlich echt nicht ohne, vor allem da die Pfade – dem Regen sei dank – ganz schön matschig und rutschig sind. Treppen und Metallleitern führen mich immer näher an den Wasserfall, der in drei Kaskaden 20 Meter in die Tiefe stürzt. Bevor ich diesen aber in seiner ganzen Pracht bewundern darf, muss ich ich erst noch eine ca. 8 Meter lange, ziemlich steile Leiter überwinden.
Nachdem ich die malerischen Schleifenbachwasserfälle ausgiebig genossen habe, mache ich mich auf den weiteren Weg durch eine idyllische Tallandschaft in Richtung Achdorf. Inklusive bunten Frühlingswiesen, die direkt für eine herrliche Stimmung sorgen. Am hübschen, historischen Gasthaus Scheffellinde und einem traditionellen Mühlrad vorbei, erreiche ich bald das kleine Dörfchen Aselfingen und wandere nun schon entlang der Wutach, die hier noch recht lieblich plätschert. Und dann ist es endlich soweit: Ich stehe vor der Wutachmühle und bin am Einstieg in die bekannte Wutachschlucht angekommen. Hier könnte ich am Kiosk mit Imbiss noch einen kleinen Snack bekommen, aber mich zieht es lieber wieder zurück in die Natur.
Das Abenteuer Wutachschlucht geht los
Ab dem holzgedeckten Kanadiersteg, wo die Gauchach in die Wutach mündet, wird der Weg durch die Wutachschlucht nun zunehmend wilder. Willkommen in einem der größten Canyons Deutschlands! Begleitet vom Wasserrauschen gelange ich in eine wilde, urwaldähnliche Landschaft, die mich sofort in ihren Bann zieht. Im Auf und Ab wandere ich an der Seite der hohen Felswände und bestaune die verschiedenen Gesteinsschichten. Kein Wunder, dass die Wutachschlucht auch ein Paradies für Geologen ist. Und überhaupt: „Wildromantisch“ ist hier nicht nur Marketing-Slang, sondern könnte nicht besser passen.
Das Tal wird immer wilder und schmaler, und der Pfad führt über dichtes Wurzelwerk (und leider auch jeder Menge Matsch bei Regenwetter) an der Wutach entlang. Was für eine Vegetation entlang des Wildflusses – Grüntöne in allen Facetten sind eine Wohltat für meine Augen. Und zwischen dem hohen Gras am Wegesrand entdecke ich sogar einen leuchtenden Feuersalamander!
Besonders eindrucksvoll ist der sogenannte Wutachaustritt, wo das knapp drei Kilometer flussaufwärts versickernde Wasser aus der Felswand sprudelt. Entlang der Felsplatten, über die ich vorsichtig steige, kann ich mich zum Glück an einem Drahtseil festhalten. Die Vorstellung, dass die Wutach wenig später auf meinem Weg in einem unterirdischen System aus Millionen Jahre alten Muschelkalksedimenten versickert, ist unglaublich faszinierend.
Weiter geht es auf dem schmalen Felsenpfad entlang des Flussbettes. Ich überquere zahlreiche Brücken inmitten der Felskulisse und wandere über Stock und Stein der abwechslungsreichen Pfade, bis ich an den Steilwänden der Wutachversickerung ankomme. Ein spektakulärer Ort, an dem ich erstmal ein kleines Päuschen auf dem Kiesbett einlege. So viele Reize müssen schließlich auch anständig verarbeitet werden.
Tannegger Wasserfall
Bald führen mich natürliche Steintreppen hoch über der Wutach entlang. Aber auch hier ist die Passage an der Felsengalerie super mit Drahtsteilen gesichert, so dass ich nichts befürchten muss. Der Tiefblick auf den Wildfluss ist atemberaubend! Kaum denke ich, dass doch langsam mal Schluss sein müsste mit all den Highlights, stehe ich am Tannegger Wasserfall. Wow! Über 15 Meter tief fällt das Wasser hier über moosige Wände und einen Felsvorsprung aus Kalktuff. Wunderschön und zerklüftet schaut das aus, und ich nutze gleich die Gelegenheit für eine kleine Erfrischung in der kleinen Höhle unter dem Wasserfall.
Zwischen uralten, verkrüppelten Eichen laufe ich weiter zur malerischen Waldkapelle von Bad Boll, die unter Denkmalschutz steht – schon wieder so ein hübsches Fotomotiv! Hier gibt es übrigens auch einen richtig einladenden Rastplatz inmitten von Wiesenblumen. Ein paar Meter weiter treffe ich wie aus dem Nichts auf zwei uralte, riesige Mammutbäume, die wohl Überbleibsel des früheren Kurortes sind. So langsam wundert mich hier nichts mehr.
Im Land der Feen, Elfen und Trolle
Aber dann – kurz nach der Dietfurtbrücke – bin ich schon wieder schockverliebt. Der Wasserfall, der wie ein breiter Vorhang gleichmäßig von den moosbewachsenen Felsen herunterrieselt, ist ein verwunschener Ort, der geradewegs einem Märchenbuch entsprungen scheint. Ich halte nach Feen, Elfen und Trollen Ausschau und kann mich gar nicht satt sehen an diesem Naturschauspiel. Das ist ja fast schon zu kitschig-schön, um überhaupt noch wahr zu sein.
Über wurzelige und niemals langweilige Pfade komme ich schließlich an der Schattenmühle an, wo ein großer Landgasthof mit Biergarten zur Einkehr einlädt. Mittlerweile bin ich ganz schön erschöpft und fast schon reizüberflutet. Die Wutachschlucht zählt zweifelsohne zu meinen persönlichen Wander-Highlights in Deutschland.
Wenn du wie ich bei Regenwetter unterwegs bist, kann es zwar ganz schön rutschig und matschig werden (Vorsicht ist wirklich angebracht!), dafür musst du die Schlucht aber nur mit wenigen anderen Besuchern teilen.
Normalerweise endet die zweite Etappe des Schluchtensteigs an der Schattenmühle, ich steige jedoch noch durch die wildromantische Lotenbachklamm zum Wanderparkplatz an der B315 hinauf. Dieser gut 30 Minuten längere Abstecher lohnt sich unbedingt, da du ein zusätzliches, einmaliges Schluchterlebnis erhältst. An der Bushaltestelle steige ich in den Bus in Richtung Gündelwangen-Holzschlag, wo meine heutige Unterkunft liegt.
Mein Unterkunfts-Tipp in Holzschlag: Gasthaus Krone
Als ich ziemlich erledigt am Gasthaus Krone in Holzschlag ankomme, werde ich besonders herzlich in Empfang genommen und freue mich erstmal auf die warme Dusche in meinem urgemütlich eingerichteten Zimmer. Hier ist alles mit Liebe zum Detail gestaltet, und mir fallen direkt all die geschmackvollen Dekorationen auf. Eine Unterkunft mit Ambiente zum Wohlfühlen!
Das Abendessen in der typischen Schwarzwälder Gaststube ist erste Klasse, ich genieße frischen Spargel mit Sauce Hollandaise und bin ganz begeistert von der feinen, regionalen Küche mit heimischen Produkten. Besser könnte ein anstrengender Wandertag nicht enden, und so falle ich hundemüde in mein Bett und freue mich schon jetzt auf die nächste Schluchtensteig-Etappe.
LESETIPP
Im Norden des Schwarzwalds warten noch weitere wunderschöne Wandertouren auf dich. Co-Autorin Steffi war kürzlich auf drei Genießerpfaden rund um Ottenhöfen unterwegs.
Die Rundwanderwege KARLSRUHER GRAT, LAUTENBACHER HEXENSTEIG und den MÜHLENWEG solltest du unbedingt einmal erleben.
Schluchtensteig Etappe 3 – Von der Lotenbachklamm/ Schattenmühle nach Schluchsee-Fischbach
DATEN UND FAKTEN
Heute starte ich wieder an der Lotenbachklamm, die ich mit einer kurzen Busfahrt vom Gasthaus Krone Holzschlag erreiche. Und nun nehme ich mir so richtig Zeit für die Schlucht, durch die ich am Vorabend ehrlich gesagt ziemlich gehetzt bin, um noch meine Busverbindung zu erwischen.
Ich freue mich riesig, dass nun auch die Sonne zwischen den Baumkronen hervorblitzt und magische Lichtspiele zwischen den moosbewachsenen Felsen und dem Wasser zaubert. Richtig verwunschen ist es hier, und ich wandere über wurzelige Pfade, kleine Holzbrücken, Stege und Felsbrocken.
Im Gegensatz zur Wutachschlucht ist es hier unglaublich ruhig und beschaulich, so dass ich ganz verträumt die Kaskaden des Lotenbachs genießen kann. Auch hier herrscht eine urwaldähnliche Vegetation inmitten der abenteuerlichen Schlucht. Klein, aber äußerst fein, die Lotenbachklamm braucht den Vergleich mit ihren „großen Schwester“ – der Wutachschlucht – definitiv nicht zu scheuen. Ich kann mich kaum losreißen vom doppelten Wasserfall in der Mitte der Schlucht.
Am Räuberschlösslefelsen in der Wutachschlucht
Wieder an der Schattenmühle angekommen, steige ich einen schmalen, steilen Treppenpfad den Waldhang hinauf, auf dem ich meine Waden vom gestrigen Wandertag mehr als deutlich spüre. Ganz schön fies so am frühen Morgen. Weiter geht es leicht ansteigend bergauf, und schon bin ich wieder in der Wutachschlucht und tauche in die wunderschöne Natur ein, immer wieder mit schönen Tiefblicken auf den Fluss.
Nach einigen waldigen Kilometern öffnet sich der Weg auf einer Anhöhe mit Wiesen voller Wildblumen. Eine schöne Abwechslung mit Fernblick. Ich treffe kaum andere Wanderer, bis ich am Räuberschlösslefelsen ankomme. Und der ist ein echtes Highlight! Von hier aus blicke ich 80 Meter in die Tiefe und sehe weit unten die wilde Wutach schäumen. Übrigens ein echt toller Platz für eine erste Rast.
Dass man sich bei einer Wanderung durch die Wutachschlucht auf eine Reise durch mehrere 100 Millionen Jahre Erdgeschichte begibt, merke ich am Felsenkranz des Räuberschlössle übrigens mal wieder sehr deutlich. Während ich am Vortag überwiegend durch die Muschelkalkschlucht mit ihren hellen, steil aufragenden Wänden gewandert bin, aber auch rötlichen Buntsandstein bewundern konnte, bin ich nun in der engen Grundgebirgsschlucht angekommen. Hier sind Gneise und Granite die vorherrschenden Gesteinsschichten.
„Challenge completed“ – würde ich mal behaupten!
Im Steilhang des Bergwaldes schlängelt sich der Schluchtensteig nun vorbei am kleinen Flusskraftwerk Stallegg. An der idyllischen Rötenbachmündung solltest du auf jeden Fall einen Augenblick verweilen. Der kleine Wutachstrand hier ist einfach ein unglaublich entspanntes und romantisches Plätzchen.
Von der Wutachschlucht in die Haslachschlucht
Das Plätschern der Wutach begleitet mich weiter über einen schönen Pfad, der mal am Hang und mal direkt am Wasser entlang führt, und von Wurzeln und felsigem Gestein gesäumt wird. Ein hübscher Ort ist auch die Stelle, wo Haslach und Gutach zusammenfließen und von hier an zur Wutach werden. Der Name kommt übrigens nicht von ungefähr und leitet sich von „wütender Ach“ ab, was ich an einer Infotafel erfahre. Die Kraft des Wassers ist auf jeden Fall beeindruckend.
Nun ist es tatsächlich an der Zeit, Abschied von der Wutachschlucht zu nehmen. Da ich aber direkt in die imposante und enge Haslachschlucht wechsle, gibt es keinen Grund, lange traurig zu sein.
Im Gegenteil – Rechenfelsen und Höllochfelsen bieten beeindruckende Tiefblicke von den Aussichtskanzeln an den Felsvorsprüngen, und die Pfade sind nicht weniger abenteuerlich. Auch hier sind Trittsicherheit und gute Wanderschuhe unbedingt empfehlenswert. Schon wieder so eine wilde Schluchtenlandschaft im Naturpark Südschwarzwald.
An der Haslach entlang wandere ich weiter in Richtung Luftkurort Lenzkirch, dessen Kirchturm ich schon von weitem erblicke. Der hübsche Kurpark und das kleine Ortszentrum laden zum Verweilen ein, aber ich marschiere schnurstracks weiter und gelange an traumhaften Wiesen und schönen Schwarzwaldhöfen vorbei zum heutigen Etappenziel nach Schluchsee-Fischbach. Was für eine schöne Etappe!
Mein Übernachtungs-Tipp bei Sankt Blasien: Trekking-Camp Windberg
Die folgende Schluchtensteig-Etappe würde von Schluchsee-Fischbach nach Sankt Blasien führen. Ich werde nun allerdings mit dem Auto von meiner Freundin und Blogger-Kollegin Magda vom Outdoor- und Reiseblog Wanderfolk abgeholt, und wir parken direkt in Sankt Blasien.
Von hier aus wandern wir in etwa 30 Minuten bergauf zum Trekking-Camp Windberg, wo wir mit dem Zelt übernachten. Endlich mal wieder unter dem Sternenhimmel schlafen – wie habe ich das vermisst!
Das Trekking-Camp Windberg befindet sich nördlich des Windbergwasserfalls an einer großen Hangwiese auf 810 Metern Höhe. Wunderschön und idyllisch gelegen bietet es Platz für bis zu drei Zelte. Es eignet sich super als Übernachtungs-Spot, wenn du auf der 3. Etappe des Schluchtensteigs oder der 3. bzw. 4. Etappe des Albsteigs unterwegs bist. Beide Fernwanderwege kreuzen sich nämlich in Sankt Blasien.
Direkt am Platz gibt es eine gefasste Quelle mit einem Holzbrunnen, aus dem du Wasser abfüllen kannst. Außerdem fließt in der Nähe des Camps der Windbergbach. Achte aber in beiden Fällen darauf, das Wasser vor der Benutzung abzukochen bzw. zu filtern. Ein kleines Toilettenhäuschen mit einer Komposttoilette ist ebenfalls vorhanden.
Was den Handyempfang angeht, kann es etwas schwierig werden. Je nach Netzanbieter musst du eventuell ein paar Meter Richtung St. Blasien laufen, um Empfang zu haben. Ein wenig Digital Detox finde ich jedoch mittlerweile immer mehr als begrüßenswert, so lässt es sich noch besser inmitten der Natur abschalten.
Lagerfeuerromantik
Besonders schön ist die steinerne Feuerstelle mit Sitzgelegenheiten drumherum. Brennholz steht bereit – allerdings war es für uns durch die Nässe der vergangenen Tage gar nicht so einfach, ein Feuer damit zu entfachen. Da ich aber mit der „Queen of Firemaking“ schlechthin unterwegs war, konnten wir den Abend schließlich doch ganz gemütlich am Lagerfeuer ausklingen lassen. Einfach herrlich!
Alle Trekking-Camps im Schwarzwald sind von Mai bis Oktober buchbar. Die Übernachtung kostet 12 Euro pro Zelt (3 Personen) und Nacht.
LESETIPP
Der Heidschnuckenweg ist ein inzwischen mehrfach ausgezeichneter Weitwanderweg und Top Trail of Germany.
Er führt auf 223 Kilometern von Hamburg quer durch die Lüneburger Heide bis in die niedersächsische Residenzstadt Celle. Und er hat richtig was zu bieten.
Wandern auf dem Heidschnuckenweg: Über 200 Kilometer durch die Lüneburger Heide
Meine Buchtipps zum Schluchtensteig
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Ich glaube, du hast schon gemerkt, dass ich in den höchsten Tönen vom Schluchtensteig im Naturpark Südschwarzwald schwärme. Dieser Top Trail of Germany zählt wirklich zu meinen absoluten Favoriten, und ich kann dir nur ans Herz legen, diesen Fernwanderweg auch einmal zu wandern.
Besonders die wilden Pfade in der Wutachschlucht haben mich total in ihren Bann gezogen. Ein unvergessliches Naturerlebnis!
Warst du selbst schon einmal im Schwarzwald unterwegs? Bist du vielleicht schon eine oder mehrere Etappen des Schluchtensteigs gewandert und hast einen ganz bestimmten Lieblingsabschnitt?
Erzähle mir in den Kommentaren unter diesem Beitrag davon und hinterlasse auch gerne deine Fragen, die noch offen geblieben sind.
Liebe Grüße,
Deine Sabrina
Liebe Sabrina,
von dem Schluchtensteig habe ich schon oft gehört, allerdings habe ich mir nicht viel darunter vorstellen könne. Vor allem nicht, dass wir im Schwarzwald soooo beeindruckende Schluchten haben.
Ein sehr toller Beitrag, der die Weitwanderung zusammenfasst. Und deine Bilder machen echt Lust darauf, dort unbedingt wandern zu wollen.
LG, Janine
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar, Janine. Ich war auch wahnsinnig begeistert und hätte mir die Schluchten dort nicht so gewaltig vorgestellt.
Vielleicht ja ein Ziel für deine nächste Weitwanderung? Ich wette, du kommst genauso happy zurück.
Liebe Grüße und hab eine entspannte und sonnige Woche,
Sabrina