So viele W’s auf einem Streich! Wenn die Alliterationen gerade so übersprudeln, ist die Begeisterung meistens nicht weit. Dass die Triebfeder meiner euphorischen Wortkunst ausgerechnet das Wandern im Westerwald sein soll, wird vielleicht den einen oder anderen überraschen. Und am allermeisten vielleicht sogar mich selbst, bin ich doch gerade erst aus einer alpinen Bilderbuchkulisse zurückgekehrt.
Vor ein paar Tagen noch war ich am Tor des Kaunertaler Gletschers in Tirol wandern, habe kristallklare Bergseen bestaunt, mein erstes Edelweiß gefunden und spektakuläre Bergtouren im Dreiländereck unternommen. Und nun bin ich auf dem Weg in ein deutsches Mittelgebirge in Rheinland-Pfalz, an dem ich bisher immer achtlos auf der Autobahn A3 vorbeigefahren bin. Schande über mein Haupt! Dieses Mal soll es jedoch anders sein. Ich setze den Blinker, nehme die Ausfahrt Dierdorf und nähere mich Stück für Stück dem Ort, der das Basislager für meine Wanderungen auf dem Westerwaldsteig und den Wäller Touren sein soll: Hachenburg, die Perle des Westerwalds.
Und augenblicklich habe ich das Geträller meiner Freundin bei unserem letzten Telefonat wieder im Ohr: „Oooooh, Du schöööööner Westerwald“. Dann wollen wir doch mal sehen, ob dieses alte Volkslied nur große Töne spuckt oder demnächst auch mein Repertoire als Ohrwurm erweitern wird. Ich bin wahnsinnig gespannt auf meinen Test der Wanderwege im Westerwald.

Der Westerwald ist ein deutsches Mittelgebirge, das rechtsrheinisch zum Rheinischen Schiefergebirge gehört und sich über die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen erstreckt. Der weitaus größte Teil liegt in Rheinland-Pfalz.
Mit einer Fläche von 3.000 Quadratkilometern wird der Westerwald von den Flüssen Dill im Osten, Lahn im Süden, Rhein im Westen, Sieg im Norden und der Heller im Nordosten begrenzt. Mit knapp 657 Metern Höhe ist die Fuchskaute der höchste Gipfel des Westerwalds.
Aufgrund seiner sanften Hügellandschaft ist der Westerwald besonders bei Naturfreunden beliebt und eine tolle Region zum Wandern und Radfahren. Da er zwischen den Großstädten Köln und Frankfurt gelegen ist, hat er sich zu einem attraktiven Naherholungsgebiet für die Ballungszentren Rhein/ Main und Köln/ Bonn entwickelt.
Wie es im Westerwald ausschaut? Was diese Mittelgebirgsregion im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz auszeichnet, sind vor allem weitläufige Wiesen und Felder, Täler und Hügellandschaften, Basaltvorkommen und viele Seen und Flüsse.

Welche Naturräume gehören zum Westerwald?
Grob lässt sich der Westerwald in den Hohen Westerwald, Oberwesterwald sowie den Nieder- und Unterwesterwald einteilen. Touristisch wird er allerdings in sieben Naturräume unterteilt, die ich Dir zunächst vorstellen möchte.
WESTERWALD-SIEG
Die Region Westerwald-Sieg liegt im nördlichsten Teil von Rheinland-Pfalz. Sie wird vom Siegerland gestreift. Das größte Naturhighlight ist hier das Nationale Geotop Druidenstein. Steile Hänge, kleine Berggipfel und Felskuppen sorgen für zahlreiche Panoramablicke.
HESSISCHER WESTERWALD
Westlich vom Taunus, zwischen Lahntal und Rheingau, befindet sich der hessische Westerwald. Dieser ist vor allem für die Burg Greifenstein und die besonders prächtige Fachwerkhäuser im Städtchen Herborn bekannt.
HACHENBURGER WESTERWALD/ WESTERWÄLDER SEENPLATTE
In dieser Region rund um Hachenburg – der sogenannten Perle des Westerwalds – war ich hauptsächlich zum Wandern im Westerwald unterwegs. Zum Hachenburger Westerwald gehören die drei Naherholungsgebiete Kroppacher Schweiz, die Westerwälder Seenplatte und das Obere Wiedtal.
HOHER WESTERWALD
Der Name kommt nicht von ungefähr. Hier erhebt sich die Fuchskaute als höchster Gipfel des Westerwalds mit 657 Metern. Im Hohen Westerwald kreuzen sich die beiden Qualitätswanderwege Rothaarsteig und WesterwaldSteig, weswegen die Region besonders zum Wandern im Westerwald beliebt ist. Die Krombachtalsperre, Holzbachschlucht und der Wildpark bei der Kurstadt Bad Marienberg sind nur einige der Natur-Highlights im Hohen Westerwald.
KANNENBÄCKERLAND
Die recht kleine Region des Kannenbäckerlandes ist besonders für die berühmten grau-blauen salzglasierten Tonkrüge bekannt. Außer den zahlreichen Keramikwerkstätten lohnt dieses Gebiet zwischen Rheintal, Westerwald, dem Naturpark Rhein-Westerwald und Nassau aber auch zum Wandern und Radfahren.
SÜDLICHER WESTERWALD
Im südlichen Westerwald lockt vor allem das Gelbachtal und der Naturpark Nassau mit seinen idyllischen Bachtälern Wanderer an. Aber auch das gelbe Schloss oberhalb der Stadt Montabaur mit ihrer historischen Altstadt ist ein beliebtes Ausflugsziel. Wie oft habe ich es schon von der Autobahn A3 aus gesehen und mir jedes Mal aufs Neue gedacht, dass ich unbedingt mal hier halten muss?!

NATURPARK RHEIN-WESTERWALD
Der Naturpark Rhein-Westerwald mit dem Wiedtal wird auch als grünes Herz der Mittelgebirgsregion Westerwald bezeichnet. Begrenzt durch den Rhein im Westen, kreuzt hier auch der Fernwanderweg RheinSteig den WesterwaldSteig. Viele Burgen und Klöster lohnen den Besuch.
Der rund 470 km2 große Naturpark Rhein-Westerwald ist einer der ältesten Naturparke in Rheinland-Pfalz. Er liegt rechtsrheinisch zwischen Neuwied und Unkel und reicht hoch hinauf bis auf die ersten Höhenrücken des Westerwaldes.

LESETIPP
Vor kurzem war ich auch in der Region Westerwald-Sieg im Landkreis Altenkirchen zum Wandern unterwegs.
Meine kleine Wander-Auszeit hat mir tierische Begegnungen, mystische Naturschätze, eine Zeitreise in einen Wallfahrtsort und spannende Entdeckungen unter Tage beschert.
Westerwald-Sieg – Wandern im Landkreis Altenkirchen zwischen Druidenstein, Klöstern und Grubenwelten
Wandern im Westerwald
Genau deswegen bin ich in den Westerwald gefahren, und genau das kann man hier besonders gut. Welche Wanderwege es hier gibt, welche davon besonders beliebt sind und welche ich persönlich getestet habe, davon möchte ich Dir nun berichten.
Fernwanderwege zum Wandern im Westerwald
WesterwaldSteig – Fernwandern auf dem Top Trail im Westerwald

Der insgesamt 235 Kilometer lange Fernwanderweg WesterwaldSteig ist natürlich der bekannteste Wanderweg im Westerwald. 16 abwechslungsreiche Etappen mit einer Länge von 6 bis 21 Kilometern führen vom Startpunkt im hessischen Herborn bis nach Bad Hönningen am Rhein.
Der WesterwaldSteig ist als Qualitätsweg „Wanderbares Deutschland“ durch den Deutschen Wanderverband zertifiziert und zählt außerdem zu einem der 13 Top Trails of Germany.
Natürlich lässt der Fernwanderweg auch die Fuchskaute als höchste Erhebung des Westerwalds nicht aus. Weitere Stationen auf seinem Verlauf sind die Holzbachschlucht, die Westerwälder Seenplatte, die Kurstadt Bad Marienberg, Hachenburg, die Klöster Marienstatt und Marienthal sowie das idyllische Wiedtal.
Hier findest Du eine Übersicht zu allen Etappen und Routenverläufen des WesterwaldSteigs.
Markiert ist der WesterwaldSteig übrigens mit einem grünen „W“ auf weißem Grund. Die Zuwege vom Steig zu den Parkplätzen, Bahnhöfen oder Sehenswürdigkeiten sind mit einem grünen „W“ auf gelbem Grund gekennzeichnet.
Natursteig Sieg
Der Natursteig Sieg führt auf 200 Wanderkilometern von Siegburg nach Mudersbach durch das malerische Siegtal. Von den insgesamt 14 Etappen zwischen 11 und 25 km Länge führen sechs durch die Region Westerwald-Sieg. Vorbei an Burgruinen, Fachwerkdörfern und idyllischen Flusstälern kannst Du auf den Etappen 9 bis 14 auf urigen Pfaden wandern. Auch der Natursteig Sieg ist als Qualitätswanderweg ausgezeichnet.
Druidensteig
Der Druidensteig ist mit rund 85 Kilometern auf 6 Etappen die längste Geo-Route Deutschlands im Nationalen GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus. Der Qualitätswanderweg gibt umfassende Einblicke in die bergbauliche Geschichte der Region und lockt mit spannenden, geologischen Besonderheiten.
Auf diesem geologischen Themenwanderweg kannst Du sechs Flusstäler, drei Geo-Infozentren, viele Aussichtspunkte und als Wahrzeichen das Nationale Geotop Druidenstein erleben.
Wiedweg
Der etwa 110 Kilometer lange Wiedweg schlängelt sich entlang des gleichnamigen Flusses von der Quelle an der Westerwälder Seenplatte bis zur Mündung am Rhein in Neuwied durch den Westerwald. Auch der Wiedweg wurde vom Deutschen Wanderverband als Qualitätsweg „Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet. Offiziell ist er in 8 Etappen unterteilt, die natürlich ganz individuell angepasst werden können. Der Erlebnisweg entlang des längsten Flusses im Westerwald ist besonders natur- und wassernah und führt durch viele Wiesen und Wälder mit tollen Aussichten.

LESETIPP
Co-Autorin Steffi war vor kurzem auf dem Wiedweg im herbstlichen Westerwald unterwegs und ganz angetan von der abwechslungsreichen Wegführung.
Außer den vielen schmalen Pfaden haben sie auch die vielen tierischen Begegnungen mit Damwild, Hirschkühen und Rehen begeistert.
Wiedweg – Geheime Pfade für deine Mehrtagestour im Westerwald
Rundwanderwege zum Wandern im Westerwald
Natürlich kannst Du den Westerwald nicht nur auf Fernwanderwegen und Mehrtagestouren erwandern. Verschiedene Tages- und Halbtagswanderungen sind als Rundwanderwege konzipiert.
WesterwaldSteig-Erlebnisschleifen
Wenn Du besonders schöne Abschnitte des WesterwaldSteigs kennenlernen möchtest, aber am liebsten Rundwanderwege läufst, sind die WesterwaldSteig-Erlebnisschleifen wie für Dich gemacht. Neun verschiedene Touren mit einer Länge von 10,8 bis 18,5 Kilometern stehen Dir zur Auswahl. Sie verlaufen über bestehende Wanderwege, sind allerdings nicht einheitlich und eigenständig mit einem besonderen Zeichen markiert. Die Rundtouren tragen so klangvolle Namen wie „Fuchsbau, Arnika und Bergeshöhe“ oder „Kloster Marienthal und das Ende der Welt“.
Die Erlebnisschleifen bieten Dir die beste Möglichkeit, Teiletappen des WesterwaldSteigs kennenzulernen.


Die derzeit zehn verschiedenen Wäller Touren sind ebenfalls als Tagestouren und größtenteils auch als Rundwanderwege im Westerwald konzipiert, dabei aber zusätzlich als Prädikatswanderwege ausgezeichnet.
Hier wanderst Du mal ganz gemütlich über weites Weideland oder entlang von Bachläufen, mal erklimmst Du Hügel, von denen Du wunderschöne Aussichten über den Westerwald bis zum Taunus oder ins Siebengebirge genießen kannst.
Neun dieser Wäller Touren sind Tagestouren, während die Wäller Tour „Greifenstein-Schleife“ sogar eine zweitägige Wanderung mit Zwischenübernachtung in Beilstein ist.
Ansonsten haben die zertifizierten Wanderwege eine Länge zwischen 9 und 21 km.
Alle Wäller Touren sind durchgehend und einheitlich markiert, so dass Du ganz unbeschwert und entspannt wandern kannst, ohne Dich zu verlaufen.
„Hui“, weil der Wind hier stets pfeifen soll. Und „Wäller“ ist schlicht und einfach eine kurze Bezeichnung der Westerwälder Einwohner.
Kleine Wäller: Spazierwege zum Wandern im Westerwald
Falls Du es lieber etwas gemütlicher angehen möchtest oder keine Lust oder Zeit hast, so lange Strecken zu wandern, sind die „Kleinen Wäller“ perfekt für Dich geeignet. Auf diesen barrierearmen Spazierwegen und den etwas längeren Spazierwanderwegen kannst Du mal so richtig genießen und durchatmen. Oft führen die Kurztouren durch kleine Orte, lassen jedoch auch nie die Natur außer Acht.
Für die durchgängig markierten Rundtouren „Kleine Wäller“ benötigst Du auf jeden Fall keine besondere Vorbereitung oder Ausrüstung, so dass sie auch Wanderanfängern gefallen werden.
Frei nach dem Motto „Kleiner Wäller – Großer Genuss“ sind die Spazierwege zwischen 3 und 7,6 Kilometern lang, so dass Du nie länger als einen halben Tag unterwegs bist.
Von den insgesamt derzeit zehn „Kleinen Wällern“ führen drei durch den Naturpark Rhein-Westerwald, zwei durch den Hohen Westerwald, drei durch den Hessischen Westerwald und zwei durch die Region Westerwald-Sieg. Wandern im Westerwald auf die entspannte Art!

LESETIPP
Co-Autorin Steffi war inzwischen auch auf dem Druidensteig zwischen Westerwald und Sieg unterwegs.
Lies in diesem Beitrag, was sie alles auf den drei Tagesetappen der Mehrtagestour und Georoute erlebt hat.
Meine liebsten Wanderwege und Tourentipps im Westerwald
Westerwaldsteig Etappe 10 Limbach – Kloster Marienthal
DATEN UND FAKTEN

Ich starte meine erste Wanderung im Westerwald an der alten Bruchsteinbrücke von Limbach und laufe zunächst an der Kleinen Nister entlang. Auf einem hübschen Wiesenpfad begleiten mich blau schimmernde Libellen. Und dann wird’s direkt richtig wild, denn ich bin anscheinend im grünen Westerwälder Dschungel gelandet.
Der schmale Wurzelweg mit Bachgeplätscher zur einen und Schieferfelsen zur anderen Seite zieht mich direkt in seinen Bann. So etwas hätte ich gleich zu Beginn der Tour nicht erwartet. Die Kroppacher Schweiz – so heißt diese Region im Westerwald – hat es mir jetzt schon angetan.
Schon hier erwarten mich kleinere drahtseilversicherte Passagen, so dass ein wenig Trittsicherheit nicht schaden kann.

Von der Hohen Ley zum historischen Schieferbergwerk Assberg
Am Schiefer-Aussichtsfelsen der Hohen Ley (inklusive Gipfelkreuz) genieße ich eine sehr schöne Aussicht ins Nistertal und die Kroppacher Schweiz. Ich wandere jetzt auf dem Marienwanderweg, der an manchen Stellen ein wenig zugewuchert ist, was das Urwaldfeeling noch verstärkt. Also keine Angst vor etwas Dornengestrüpp und mitunter rutschigen Wurzeln. Mit guten Wanderschuhen ist das alles überhaupt kein Ding und macht einfach nur Spaß!
Bis zum historischen Schieferbergwerk Assberg verläuft diese Westerwald-Etappe fast nur auf Pfaden, so dass der Name „WesterwaldSteig“ echt mal verdient ist.
Das Bergwerk ist frei zugänglich, kostet keinen Eintritt und kann ganz auf eigene Faust und rund um die Uhr einfach so erkundet werden. Eine tolle Sache! Am Eingang steht eine kleine Spendenbox bereit.
Ich überlege, ob ich mich über die Leitern nach unten ins Dunkle trauen soll. Schließlich atme ich ein paar mal tief durch und wage das Abenteuer. Von der Decke tropft es, und ich gelange zu einer kleinen Grotte, in der früher Schiefer abgebaut wurde. Ganz alleine ist das aber doch ein wenig spooky, und so mache ich mich lieber schnell wieder auf dem Weg nach draußen.

Entlang der Nister zum Biergarten Wilhelmsteg
Ich wandere jetzt auf einem steilen Treppenpfad wieder bergab und bin danach eine Weile auf etwas breiteren Wegen unterwegs. Entlang der Nister ist es aber herrlich idyllisch und unfassbar grün, so dass mich das nicht weiter stört. Überall gibt es kleine Holzstege und Brücken über den Bach. Am Rand des Weges wuchert der Fingerhut wie wild und sorgt für schöne Farbkleckse.
An der Brücke bei der Haßlochmühle ist der Weg wegen „Holzpflegearbeiten“ vorübergehend gesperrt. Eine gelbe Umleitung ist ausgeschildert. Leider verpasse ich anscheinend eine der Markierungen und wechsle nach einem kurzen Abschnitt durch Heuzert zu früh wieder auf den Westerwaldsteig. Was ich aber erst bemerke, als ich am Biergarten Wilhelmsteg ankomme, weil dort noch eine Wegsperre steht. Ich habe mich nämlich schon die ganze Zeit gewundert, warum hier immer noch so viele abgeholzte Bäume liegen.
Leider ist der Biergarten heute geschlossen, schade, zu einer Waffel hätte ich ganz sicher nicht Nein gesagt.

Von einem anderen Wanderer erfahre ich, dass seit einigen Jahren wieder Wildlachse in der Nister angesiedelt wurden und sich scheinbar hier so richtig wohl fühlen. Was für eine schöne Entwicklung in diesem Naturparadies!
Nun komme ich zu einem meiner absoluten Lieblingsplätze auf dieser Westerwaldsteig-Etappe: dem Zusammenfluss von Großer und Kleiner Nister. Ein total idyllischer Rastplatz am rauschenden Wasser, wo man so richtig Energie tanken kann. „Das Deutsche Eck des Westerwaldes“ wird diese Stelle auch genannt.
Bald geht es mal wieder auf einen Steg über die Nister zum Lokal am Nisterstrand mit nettem Biergarten, bei meinem Glück leider auch heute geschlossen.
Na ja, dann packe ich meine Müsliriegel halt am Aussichtspunkt der „Spitzen Ley“ aus. Ein bisschen Energie zu tanken kann nicht schaden, denn als nächstes folgt ein riesiges Highlight: Der Weltende-Naturpfad.

Abenteuer auf dem Naturpfad Weltende
Was schon spektakulär klingt, verspricht definitiv nicht zu viel.
Alpines Feeling beim Wandern im Westerwald!
Der Pfad am Steilhang der Nister verlangt auf jeden Fall gutes und festes Schuhwerk und Trittsicherheit. An manchen Stellen wäre ich sogar über meine Wanderstöcke dankbar gewesen, aber mit Festhalten ging es auch so. Auf diesem wildromantischen und abenteuerlichen Naturpfad warten nämlich so einige Kraxel-Passagen mit drahseilversicherten Abschnitten, Haltegriffen und einigen Trittstufen.
Ich bin völlig begeistert, so etwas hätte ich im Westerwald definitiv nicht erwartet! Tolle Aussichten und einige spannende „Schlüsselstellen“, ich bin echt erleichtert, dass mir keine anderen Wanderer entgegen kommen.
Geschafft! Es gibt übrigens auch eine gemütlichere Variante, wenn man nicht ganz so trittsicher und schwindelfrei ist.

Über Wiesenwege zum Kloster Marienthal
Zum Ende der zehnten Etappe ändert der Steig nochmal seinen Charakter, und ich wandere nun über Wiesenwege dem Etappenziel entgegen. Ein paar weite Ausblicke und schöne Aussichten später komme ich schließlich schon gegen Abend an der Pforte des Klosters Marienthal an. Die gelbe Wallfahrtskirche des ehemaligen Franziskanerklosters sieht man schon von weitem. Im kleinen Ortsteil warten so einige Einkehrmöglichkeiten und Biergärten.
Definitiv ein perfekter Start in meine Westerwald-Wander-Woche!
Ich frage mich jetzt schon, warum ich bislang auf der A3 immer am Westerland vorbeigefahren bin. Nach der heutigen zehnten Etappe des Westerwaldsteigs bin ich fest davon überzeugt, dass sich diese Ecke wahrlich nicht hinter der Eifel, dem Sauerland oder dem Bergischen Land verstecken muss.

Ehrlich gesagt ist diese Etappe des WesterwaldSteigs nicht ganz so optimal mit dem ÖPNV zu erreichen.
Über die Oberwesterwald-Strecke gelangst Du mit der HLB-Bahn Windeck-Au-Limburg bis zum Bahnhaltepunkt Hattert. Von hier aus kannst Du mit dem Taxi nach Limbach fahren.
Für die Rückfahrt vom Kloster Marienthal nach Limbach nimmst Du wieder die HLB-Bahn bis zum Bahnhaltepunkt Hattert, von wo aus Dich wieder nur ein Taxi nach Limbach bringen kann.
Sollte Dir dies zu umständlich sein, gibt es einige Routenempfehlungen, die Teilabschnitte der zehnten WesterwaldSteig-Etappe enthalten und besser mit der Bahn angebunden sind. Schau Dir dazu mal die vorgeschlagenen Varianten für Wandertouren am WesterwaldSteig mit Bahnanbindung an.


LESETIPP
Kennst Du schon die Vulkaneifel rund um Daun und Manderscheid? Hier kannst Du im Sporthotel & Resort Grafenwald einen tollen Wohlfühlen- und Aktivurlaub verbringen.
In meinem Blogartikel stelle ich Dir die schönsten Wanderungen und Mountainbike-Touren in der Vulkaneifel vor.
Sporthotel Grafenwald – Wandern und Mountainbiken in der Vulkaneifel
Wäller Tour Bärenkopp
DATEN UND FAKTEN

Die Wäller-Tour „Bärenkopp“ soll eine der schönsten Rundwanderungen im Westerwald sein. Na, dann schauen wir doch mal, was da dran ist.
Ich starte im „Weihnachtsdorf“ Waldbreitbach bei schönstem Sonnenschein und wundere mich noch über die Wettervorhersagen für den Tag. Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass es tatsächlich heute noch ein Unwetter geben soll.
Über die Brücke an der Wied und am Krippenmuseum vorbei gelange ich schnell zum Startpunkt der Tour. Ich steige in einen wunderschönen Pfad mit Panoramablick auf den Luftkurort Waldbreitbach ein. Genauso darf es von mir aus gerne weitergehen. Und das geht es auch!
Hinter dem Campingplatz Wiedhof wechsle ich auf die andere Wiedseite und wandere wieder auf einem schmalen Trail an einem alten jüdischen Friedhof vorbei. Irgendwie mystisch ist es hier.
Ich laufe über den wurzeligen Boden der urigen Pfade und bewundere den moosbewachsenen Wegesrand. Am Hochscheider Bach entlang geht es nun im Zickzack immer weiter bergauf Richtung Bärenkopp.

Steil bergauf zum Bärenkopp
Für den Aufstieg zum Bärenkopp gibt es zwei Varianten – einen steileren und anspruchsvolleren Weg und eine gemütlichere, dafür aber etwa 1 Kilometer längere Alternative.
Wenn schon, denn schon, denke ich mir und wähle den schwierigeren Aufstieg. Puh, ich komme gehörig ins Schwitzen und erreiche mit völlig durchnässten Haaren das Gipfelkreuz. Was aber nicht nur am steilen Aufstieg liegt. Die Luft ist furchtbar schwül, und das angesagte Gewitter ist nun echt nicht mehr von der Hand zu weisen. Es grummelt und grollt und donnert immer mehr, was vielleicht auch einfach nur am knurrenden Magen des Bären liegt. Jedenfalls nehme ich die Beine in die Hand und verwandle mich kurzerhand in eine Trailrunnerin, von der ich noch gar nicht wusste, dass sie in mir steckt.

Oben auf 304 m Höhe angekommen, genieße ich daher nicht allzu lange den Blick ins schöne Wiedtal und den Ausblick, der an klaren Tagen bis ins Siebengebirge reicht.
Bald darauf – direkt an der Landstraße – habe ich noch eine weitere Sicht über nahezu den kompletten Naturpark Rhein-Westerwald bis hin zur Eifel. Ein Platz zum Innehalten.
Da das Magengegrummel des Bären jedoch nicht nachlässt und die Wolken über und hinter mir immer dunkler und dramatischer werden, setzte ich lieber meine Trailrunning-Session fort.

Vom Bärenkopp zum malerischen Luh-Kapellchen
Über Feld- und Wiesenwege mit wunderschönem Panorama erreiche ich bald ein weiteres Highlight meines Wandertages: Das malerische Luh-Kapellchen, welches der Heiligen Apollonia gewidmet ist und an einem Feldweg steht. Die Kapelle ist mit all den Weizenfeldern, die sie umgeben, ein wunderschönes Fotomotiv. Eine Bank davor lädt zu einer Pause ein, die ich auch gerne gemacht hätte…
Aaaaaber…. genau…. die Sache mit dem drohenden Unwetter schon wieder! Das immer lauter werdende Zirpen der Grillen um mich herum scheint die Prognose zu bestätigen.
Die Runde ist echt herrlich und eigentlich perfekt, um mal so richtig zu entschleunigen. Nur die bedrohlichen Wolken scheinen nicht unbedingt auf meiner Seite zu stehen.
Ich will es unbedingt schnellstmöglich zum nahe gelegenen Kloster schaffen. Denn wo sonst sollte ich besser Zuflucht finden als in eben diesem?

Zuflucht im Kloster St. Marienhaus
Das Kloster St. Marienhaus mit seinen neogotischen Türmchen ist übrigens bereits das dritte in Folge, seitdem ich hier im Westerwald unterwegs bin. „A Kloster a day keeps the doctor away…“ oder so….
Ich schaue mir jedenfalls erstmal das Mutterhaus der Waldbreitbacher Franziskanerinnen an, werfe einen Blick in die Kirche und lasse mich von der friedlichen und entspannten Atmosphäre anstecken. Wenn ich es bis hierher trockenen Fußes geschafft habe, schaffe ich den Rest ja wohl auch noch locker-flockig.
Also ab auf den Kreuzweg, der in Serpentinen wieder bergab führt und echt schön zu laufen ist. Von hier aus geht´s wieder über eine Brücke auf die andere Seite der Wied. Ein schmaler wurzeliger Waldpfad führt mich schließlich zurück zum Ausgangspunkt der Wäller Tour.
Und das ist jetzt kein dramaturgisches Stilmittel: Just in dem Moment, als ich den Parkplatz wieder betrete, fängt es an zu regnen. Aber so richtig. Während sich das Gewitter nun endlich über mir entlädt, sitze ich gemütlich wieder in meinem Auto, lausche noch ein wenig dem gegen meine Scheiben prasselnden Regen und kann es kaum fassen, dass ich es tatsächlich trockenen Fußes geschafft habe.
Das war alles in allem eine total empfehlenswerte Wanderung mit Gipfelglück durch das schöne Wiedtal – beim nächsten Mal dann aber hoffentlich ein klitzekleines bisschen weniger gehetzt und mit viel mehr Muße.

- Paganetti’s Gasthof zur Erholung in Breitscheid-Verscheid
- Diverse Restaurants und Cafés in Waldbreitbach

LESETIPP
Vor kurzem bin ich in zwei Tagen auf dem Wispertaunussteig vom Wispertal im Taunus bis nach Lorch am Rhein im Oberen Mittelrheintal gewandert.
Ein kurzes, aber durchaus knackiges Wanderabenteuer mit spannenden Pfaden, urwüchsigen Wäldern und betörender Stille.
Wispertaunussteig – Wandern auf abenteuerlichen Pfaden vom Taunus in den Rheingau
Kleiner Wäller „Wolfsteine“ bei Bad Marienberg
DATEN UND FAKTEN

Da ich heute nur einen halben Tag Zeit zum Wandern im Westerwald habe, habe ich mir eine kleinere Tour ausgeguckt. Der „Kleine Wäller Wolfsteine“ klingt wie für mich gemacht und nach einer runden Sache. Jede Menge Tiere, bizarre Felsformationen und dazu noch ein kleiner Stadtbummel durch die Altstadt von Bad Marienberg.
Meine Wanderung startet am Wildpark von Bad Marienberg, wo ich natürlich zuerst einmal standesgemäß die Schottischen Hochlandrinder und Alpakas begrüße. So viel Höflichkeit muss einfach drin sein.
Der kostenlos zugängliche Wildpark scheint ziemlich groß und schön zu sein. Auf einer Fläche von 20 Hektar sind rund 100 Tiere untergebracht, darunter Wisente, Nandus, Rot- und Schwarzwild. Ein kleiner Streichelzoo, eine Almhütte und ein Abenteuerspielplatz machen ihn zu einem beliebten Ausflugsziel für Groß und Klein.
Für den 4 Kilometer langen Rundweg fehlt mir jedoch leider die Zeit, und ich widme mich dem „Kleinen Wäller“.

Wandern im Westerwald zum Kleinen Wolfstein
Am großen Kletterwald von Bad Marienberg ist ganz schön Remmidemmi angesagt, da gerade mehrere Kindergruppen auf den Parcours unterwegs sind. Mit jedem Schritt wird es aber ruhiger, und als ich schon nach recht kurzer Zeit am Kleinen Wolfstein ankomme, bin ich alleine hier und genieße die Stille. Direkt neben den beeindruckenden Felsformationen auf 557 Meter Höhe befindet sich eine Waldkirche mit einem großen Holzkreuz. Ein richtig idyllischer und friedlicher Ort, an dem man sogar mitten im Landschaftsschutzgebiet Marienberger Höhe heiraten kann.
Die Felsen des Naturdenkmals selbst laden zum Kraxeln ein und sind Überreste eines Basaltlavastroms vor etwa 23 Millionen Jahren aus der Tertiärzeit.

Über einen sehr schönen Waldpfad auf dem Wolfsteinrücken bin ich dann auch schon recht schnell am zweiten Geotop, dem Großen Wolfstein, angelangt. Um diesen ranken sich so einige Sagen, und auch als keltische Kultstätte soll er mal gedient haben. Ich finde ihn vor allem geologisch und landschaftlich spannend und kann mal wieder nicht widerstehen, eine kleine Kraxelpartie einzulegen.
Danach setze ich mich eine Weile auf einen Baumstumpf am Rande und mache mir einen Spaß daraus, die verschiedensten Gesichter und Figuren in den Felsen zu entdecken. Hier ein grimmig blickender Riese, der seine Faust ballt, dort ganz eindeutig eine Hundeschnauze mit aufgestellten Ohren, und ganz rechts, ja, das könnte doch der Kopf einer Schildkröte sein…
Bevor meine Fantasie mit mir durchgeht, verlasse ich die Felsformationen vulkanischen Ursprungs und wandere weiter in Richtung Bad Marienberg.
An einem kleinen Wall aus Basaltsteinen vorbei führt mich der Weg zu einer weiten Lichtung mit Blick über die Westerwaldhöhen. Was mich ein wenig traurig stimmt, sind die großen abgeholzten Flächen, die dem Klimawandel zum Opfer gefallen sind.

Im Kurpark von Bad Marienberg
Nun laufe ich durch die Bad Marienberger Innenstadt, ein kleiner Abschnitt, der natürlich zwangsläufig nicht ganz so naturnah ist. Der gepflegte Kurpark wiederum gefällt mir richtig gut. Vor allem der riesige Barfußpfad im „Park der Sinne“ und der Apotheker- und Kräutergarten – der nach Pfarrer Kneipp angelegt und bepflanzt wurde – sind eine Augenweide.
Nach einem kleinen Bummel durch die Bismarckstraße voller Geschäfte und Cafés verlasse ich das Stadtgebiet wieder und komme zu einem weiteren Highlight: Dem Basaltpark von Bad Marienberg!

Basaltpark von Bad Marienberg
Der große, grün schimmernde Basaltsee mit der massiven und steilen Steinbruchwand im Hintergrund ist sowohl idyllisch als auch beeindruckend. Ein kleiner Fuchs läuft mir über den Weg, überall zwitschern Vögel, und Libellen schwirren am Wasserrand.
Einige Hinweistafeln geben Informationen zur Tier- und Pflanzenwelt, aber auch zur Geschichte des Basaltabbaus in der Region und den harten Arbeitsbedingungen der vergangenen Zeit. Die Wege rund um den Basaltsee und den rekultivierten Steinbruch sind schön angelegt, und es gibt wirklich viel zum Schauen und Erkunden.
Was mich am meisten fasziniert: Die unglaublich weiten Teppiche aus Seerosen, die den See bedecken. Einfach traumhaft und so schön anzusehen, was hier für ein Naturparadies entstanden ist.


Nun ist es nicht mehr weit zurück bis zum Wildpark bei Bad Marienberg. Ein schöner Feldweg führt mich am Wildpark-Hotel vorbei zum 18 Meter hohen Hedwigsturm, auf den ich natürlich gleich nochmal hinaufsteige. Von hier aus habe ich nicht nur eine tolle Panorama-Aussicht auf das Nistertal und die sanften Höhenzüge des Westerwalds, sondern kann auch noch ein paar der Wildpark-Bewohner aus der Drohnenperspektive fotografieren.
Auch wenn ich den Abstecher durch die Innenstadt von Bad Marienberg nicht unbedingt gebraucht hätte, hat mir diese kleine Runde vor allem aufgrund der Wolfsteine und des Basaltparks richtig gut gefallen. Das war mal Wandern im Westerwald auf die gemütliche Art!
Und auch in der Stadtmitte von Bad Marienberg kannst Du in einem der zahlreichen Cafés und Restaurants einkehren.

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Kennst Du schon den Frankenwald ganz im Norden Bayerns? Eine unheimlich schöne Region zum Wandern und Trekking, denn hier kannst Du sogar mit Deinem Zelt auf 5 Trekkingplätzen übernachten.
Radfahren im Westerwald
Natürlich kannst Du im Westerwald mit seiner sanften Hügellandschaft nicht nur hervorragend wandern, sondern auch tolle Fahrradtouren unternehmen.
Wenn Du den Westerwald mehrere Tage lang mit dem Rad erkunden willst, bietet sich der Radrundweg WW1 an, der auf rund 200 von Hachenburg aus einmal quer durch den Westerwald führt. Dieser Radweg verläuft an zahlreichen Aussichtspunkten, Sehenswürdigkeiten, Flüssen und Seen vorbei und ist eine wunderbare „Best of Westerwald“-Etappentour.
Verschiedene Streckenradwege wie den Nister-Radweg, Wied-Radweg und die Westerwaldschleife sowie etliche Radrundwege für Tagestouren findest Du auf dieser Übersicht der Radwege im Westerwald.
Für Mountainbiker ist besonders das Mountainbikeroutennetz bei Altenkirchen im nördlichen Westerwald empfehlenswert. Fünf verschiedene Rundkurse bieten hier flowige Trails und sportliche Herausforderungen. Hier geht’s zu den Mountainbike-Touren im Westerwald.
Last but not least kannst Du im Westerwald auch einen durchau