Ich bin auf einem fremden Planeten gelandet! Das ist eigentlich hoffnungslos untertrieben, denn bei meiner Wanderung auf dem Laugavegur in Island fühle ich mich eher so, als würde ich täglich mindestens sieben verschiedene Planeten erkunden. Die landschaftliche Szenerie wechselt gefühlt mit jedem Kilometer, den wir mit unserer Gruppe von Travelbase auf dem Iceland Trail zurücklegen.
Brodelnde Schlammtöpfe, dampfende Fumarolen, dunkle Lavafelder, sattgrüne Berge und kunterbunte Rhyolithberge treffen auf tosende Wasserfälle, schneebedeckte Gletscher und idyllische Täler. Kann das hier wirklich alles noch real sein? Kein Wunder, dass der Laugavegur zu den allerschönsten Wanderwegen der Welt zählt. Dass die Mehrtagestour ein einziges Naturwunder und unvergessliches Erlebnis ist, wirst du hoffentlich nach der Lektüre dieses Blogartikels genauso sehen. Komm mit und tauche ein in die atemberaubende Landschaft des Laugavegur Trails.
Aber Vorsicht – danach wirst du sofort deinen Rucksack packen wollen!
Inhaltsverzeichnis
ToggleLaugavegur – Einer der schönsten Fernwanderwege der Welt
Der Laugavegur ist wohl unumstritten Islands berühmteste Mehrtageswanderung. Er führt auf insgesamt 55 Kilometern Länge durch die abwechslungsreichen Landschaften des südlichen Hochlandes und lässt dich so richtig in die Wildnis eintauchen.
In drei bis vier Tagen – je nach Lust, Laune und Kondition – wanderst du von Landmannalaugar, welches das reinste geothermale Wunderland ist, bis in das idyllisch-grüne Tal von Pórsmörk. Dabei passiert du ein Naturphänomen nach dem anderen, während du insgesamt etwa 1.700 Höhenmeter zurücklegst. So wundert es nicht, dass die Laugavegur-Route von National Geographic zu einem der schönsten Wanderwege der Welt auserkoren wurde.
Laugavegur bedeutet übersetzt „Weg der heißen Quellen“. Neben diesen geothermalen Naturwundern und allerlei vulkanischen Erscheinungen wirst du auf dem Wanderweg auch zahlreichen Wasserfällen, schwarzen Lavafeldern, Sandwüsten und massiven Gletschern begegnen. Die Szenerie wechselt ständig und lässt nicht eine Sekunde Langeweile aufkommen. So bietet der Laugavegur nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern ein ziemlich einzigartiges Wandererlebnis, das du sicherlich niemals wieder vergessen wirst.
Der Iceland Trail – Mit Travelbase unterwegs auf dem Laugavegur
Die Route
Ich war auf dem Laugavegur mit einer tollen Wandergruppe des Abenteuerreisen-Veranstalters Travelbase unterwegs. Im Rahmen des „Iceland Trails“ sind wir nicht nur die reine Wegstrecke des Laugavegurs in insgesamt drei Tagesetappen gewandert, sondern durften zusätzlich auch noch verschiedene Rundwanderungen erleben.
So haben wir am Ankunftstag in Landmannalaugar eine wunderschöne Erkundungsrunde gedreht, in Emstrur noch eine Bonus-Tour zu einem geheimen Canyon erlebt und rund um Pórsmörk eine spektakuläre Rundtour an den Laugavegur drangehangen. Insgesamt kommst du so während der Wanderwoche auf eine Distanz von etwa 80 Kilometern.
Wandertag | Route | Distanz | Aufstieg | Abstieg | Gehzeit |
1 | Landmannalaugar – Sudurnámur – Landmannalaugar | 11 km | 402 hm | 380 hm | 4-5 Stunden |
2 | Landmannalaugar – Hrafntinnusker – Álftavatn | 24 km | 629 hm | 692 hm | 8-9 Stunden |
3 | Álftavatn – Emstrur | 15 km | 260 hm | 258 hm | 4-5 Stunden |
4 | Emstrur – Pórsmörk Langidalur | 16 km | 214 hm | 482 hm | 6-7 Stunden |
5 | Pórsmörk Langidalur – Pórsmörk Husadalur | 11 km | 228 hm | 304 hm | 4-5 Stunden |
Schwierigkeitsgrad und Anforderungen
Prinzipiell ist der Laugavegur technisch gar nicht so besonders schwierig. Die Wege sind meistens mittelschwere T2-T3 Bergwege und selten ausgesetzt. Was den Wanderweg zu einer Challenge werden lässt, ist die Unberechenbarkeit des isländischen Wetters. Daher sollte der Laugavegur niemals unterschätzt werden.
Wir selbst wurden auf unserer Tour fast durchgehend mit sonnigem und nicht zu windigem Wetter verwöhnt und hatten riesiges Glück. Bei Sturm, Nebel und Platzregen ist die Wanderung über ausgedehnte Schneefelder und durch kilometerlange Lava-Sandwüsten sicherlich eine weitaus größere Herausforderung.
Körperlich ist eine Grundfitness unbedingt erforderlich, so dass du problemlos 15 Kilometer in hügeligem Gelände wandern kannst. Gerade die erste, lange Etappe mit den meisten Höhenmetern macht ohne Kondition und etwas Muskelkraft in den Beinen garantiert keinen Spaß.
Für die Flussüberquerungen solltest du unbedingt Wanderstöcke und leichte Wasserschuhe in den Rucksack packen. Gute wind- und regenfeste Kleidung sollten sowohl wie stabile Bergschuhe der Kategorie B/C ebenfalls auf keinen Fall fehlen.
Was das Furten der Flüsse betrifft, musst du dich jedoch nicht (wie ich) vorher verrückt machen. Die Guides des Iceland Trails stehen dir hier jederzeit unterstützend zur Seite.
LESETIPP
In meiner Packliste zum Trekking mit Zelt, die sich auch bei meinen Fernwanderungen in Schwedisch-Lappland auf dem Padjelantaleden und Kungsleden bewährt hat, findest du sicherlich viele nützliche Tipps.
Da es in Island im Sommer praktisch rund um die Uhr hell ist, kannst du die Stirnlampe ruhig zuhause lassen und besser eine dunkle Schlafmaske mit in den Rucksack packen.
Ablauf der Wanderung
Während deiner Tour auf dem Laugavegur bzw. Iceland Trail mit Travelbase übernachtest du eine Woche lang in deinem eigenen Zelt direkt in der Nähe von Schutzhütten. Solltest du keine eigene Camping-Ausrüstung haben, ist das überhaupt kein Problem. Zelt, Isomatte, Schlafsack und Equipment zum Kochen kannst du über Travelbase problemlos ausleihen.
Alle Hütten verfügen über sanitäre Einrichtungen, die du mitbenutzen kannst. Gegen eine Gebühr kannst du hier meistens auch warm duschen. Bargeld ist dafür nur in Ausnahmefällen erforderlich. Als wir auf dem Laugavegur unterwegs waren, haben alle Hütten Kartenzahlung akzeptiert. Trinkwasser kannst du ebenfalls an allen Hütten problemlos auffüllen.
Beim Iceland Trail wanderst du in einer Gruppe von maximal 30 Leuten. Du kannst in Gesellschaft wandern, aber auch lange Strecken ganz alleine und mit genügend Freiraum zurücklegen. Begleitet wird die Gruppe von drei Guides. Da einer vorangeht, einer irgendwo im Mittelfeld unterwegs ist und einer das Schlusslicht der Truppe bildet, kannst du immer ganz ohne Stress dein eigenes Tempo wählen. So wandert niemals die komplette Gruppe in einer „Ameisenkolonie“, sondern kann im Laufe des Wandertages auch stark auseinandergezogen und verteilt die Strecke bewältigen.
Die Guides stehen dir jedoch immer mit Rat und Tat zur Seite, unterstützen dich in herausfordernden Situationen und sorgen dafür, dass keiner auf dem Trail verloren geht. Auch bei Flussüberquerungen wartet immer schon einer der Guides, falls du ein wenig Hilfe benötigst.
Gründe, die für Travelbase sprechen
Selbstverständlich kannst du den Laugavegur auch ganz alleine und ohne Guides wandern. Da ich selbst aber die Vorzüge des von Travelbase organisierten Iceland Trails schätzen gelernt habe, möchte ich dir unbedingt empfehlen, diesen Service ebenfalls in Anspruch zu nehmen.
Die folgenden Vorteile sprechen unbedingt für eine Buchung des Iceland Trails über Travelbase:
- Schon vor Beginn der Reise erhältst du Zugang zur eigenen Trail-App, in der alle Routen und sehenswerten Spots ausführlich beschreiben sind. So ist es praktisch unmöglich, vom Weg abzukommen.
- Travelbase bereitet dich optimal auf den Laugavegur vor. Du erhältst nicht nur praktische Packlisten, sondern sogar einen individuellen Trainingsplan, der dich optimal auf das Trekking-Abenteuer vorbereitet.
- Eine eigens für deine Reise erstellte WhatsApp-Gruppe erleichtert die Kommunikation und ist eine schöne Möglichkeit für den Austausch vor, während und nach der Wanderung.
- Die logistische Organisation ist hervorragend. Die Reise enthält die Transfers im Highland-Bus zum Startpunkt und vom Zielpunkt, so dass du dich um nichts mehr kümmern musst.
- Im Basecamp vor der Tour erfährst du in einer ausführlichen Einweisung alles Wichtige zur Wanderung, kannst dir Equipment leihen und dieses in der ersten Nacht vor dem Trail ausprobieren.
- Jeden Morgen findet vor der Tagesetappe ein Briefing statt, so dass du mit Tipps und Tricks perfekt auf den Wandertag mit seinen Herausforderungen vorbereitet wirst. Oft sogar inklusive durchaus unterhaltsamen Stretching- und WarmUp-Sessions.
- Die erfahrenen Guides vor Ort sind immer für alle deine Fragen und Herausforderungen zur Stelle und geben jede Menge Sicherheit. Vor allem beim Furten der Flüsse ist das eine große Hilfe.
- Die Gruppendynamik ist erste Klasse. Du musst natürlich keinen Anschluss suchen, verpasst dann aber tolle Begegnungen und den Zusammenhalt, der sich während des Iceland Trails automatisch entwickelt.
- Wenn du willst, kannst du während der Wanderung auf dem Laugavegur einen Gepäcktransport (gegen Aufpreis) in Anspruch nehmen. Schweres Schleppen ist damit passé.
- Solltest du kein eigenes Equipment haben, bietet Travelbase die Möglichkeit, die komplette Camping-Ausrüstung auszuleihen. Von Wanderstöcken über Zelt, Isomatte und Schlafsack sowie Kocher und Adventure Food-Pack für die Verpflegung morgens, mittags und abends auf dem Trail. Nur noch ein paar Snacks solltest du selbst besorgen und in den Rucksack packen.
- Für alle hier genannten Leistungen und Services ist der Preis von Travelbase für den Iceland Trail äußerst fair und bezahlbar.
Ich kann dir jedenfalls das All-inclusive-Buchungspaket von Travelbase von ganzem Herzen und aus vollster Überzeugung empfehlen!
Zeitraum und Buchung
Der Laugavegur bzw. Iceland Trail kann nur in den Sommermonaten gewandert werden. Ideal sind Juli und August. Für das Jahr 2024 bietet Travelbase leider keine weiteren Termine an, du kannst dich jedoch jetzt schon unverbindlich vorregistrieren für die Termine im Sommer 2025. So erhältst du als erstes alle notwendigen Informationen und kannst dir deinen Platz für diese unvergessliche Wanderung schnell sichern.
Warte am besten nicht zu lange, damit du keinen der Termine verpasst und der beliebte Trail nicht schon ausgebucht ist!
Der Grundpreis für die Tour auf dem Iceland Trail mit Travelbase beträgt derzeit (Stand Juli 2024) EUR 615,- exklusive Flüge. Darin enthalten sind:
- Ausgearbeitete Route und die komplette, logistische Organisation der Reise
- 5 Übernachtungen im Zelt in der Nähe von Schutzhütten des Trails
- Begleitung durch deutschsprachige Guides
- Trail-App mit allen Infos
- Alle Transfers und Busfahrten vom und zum Trail
- Alle oben genanten Vorteile
Zusätzlich buchbare Optionen
- Flughafenshuttle vom und zum Flughafen Keflavík
- Survival Foodpack mit 3 Mahlzeiten pro Tag – inklusive Kochset
- Vermietung von Campingausrüstung (Zelt, Schlafsack, Isomatte)
- Wanderstöcke
- Reiseversicherung bzw. Reiserücktrittsversicherung
- Zusätzliche erste und letzte Nacht im Zelt im Basecamp in Hafnafjordur in der Nähe von Reykjavik (Diese kannst du aber auch individuell für dich organisieren und buchen)
- Gepäcktransport mit einem 4×4 Fahrzeug
Die Preise für alle genannten Optionen entnimmst du am besten der Website vom Iceland Trail.
Unsere Tour auf dem Laugavegur mit dem Iceland Trail
Tag 1 – Ankunft und Briefing im Basecamp
Am ersten Tag kommt du am Flughafen Keflavík in der Nähe von Reykjavik an und kannst – wenn du willst – den zusätzlichen Komfort des 40-minütigen Shuttle-Services zum Basecamp in Hafnafjördur nutzen.
Angekommen im Lava Hostel erhältst du eine ausführliche Einweisung, in der du nochmal perfekt auf alles, was dich auf dem Laugavegur erwartet, vorbereitet und eingestimmt wirst.
Wenn du dich dazu entscheidest, Camping-Equipment, Wanderstöcke und/ oder Foodpack und Kochset über Travelbase zu buchen, erhältst du im Anschluss deine Ausrüstung.
Solltest du noch nicht über die nötige Erfahrung beim Zelten verfügen, stehen dir die Guides beim Zeltaufbau mit Rat und Tat zur Seite.
Den restlichen Abend hast du zur freien Verfügung und kannst dich ausgiebig auf die Erlebnisse der kommenden Trekkingtage vorfreuen. Es ist natürlich auch noch möglich, mit dem Bus von Hafnafjördur in die City von Reykjavik zu düsen und hier ein wenig durch die Gassen zu bummeln.
Tag 2 – Transfer nach Landmannalaugar und Warm-Up Hike
DATEN UND FAKTEN
Als ich nach rund 4 Stunden ziemlich abenteuerlicher und wilder Busfahrt (inklusive diverser Flussquerungen) an der Campsite von Landmannalaugar aussteige, fühle ich mich wie auf einem anderen Planeten. Ich hätte irgendwie gar nicht erwartet, dass schon die Fahrt über die unbefestigten Hochlandstraßen zum Auftakt der Wanderung so ein Erlebnis sein würde.
Mitten im isländischen Hochland angekommen, schlagen wir erstmal unser Zelt auf, gönnen uns eine Tütenmahlzeit und können es dann gar nicht mehr erwarten, die außerirdische Umgebung zu erkunden. Unser erster kleiner Warm-Up Hike, bevor wir ab morgen zum weltberühmten Laugavegur-Wanderweg aufbrechen!
Wir entfernen uns schnell vom kleinen Zeltdorf, das so etwas wie ein Hotspot der isländischen Trekking-Szene ist. Und dann tauchen wir so richtig in die bunten Berge rund um Landmannalaugar an – was für eine völlig surreale Landschaft! So etwas habe ich noch nie gesehen. Rosa, rot, goldgelb, neongrün und sogar blau schimmern die majestätischen Gipfel um mich herum. Die Szenerie zieht mich augenblicklich in ihren Bann, während wir die ersten Schritte auf dem Laugavegur setzen.
Lagerfeuer und heiße Quellen
Das breite Tal liegt bald unter uns, und ich staune über jeden Meter dieses recht einfachen Rundweges, der uns durch die Schlucht Grænagil, auf das Lavafeld Laugahraun und an den rauchenden Fumarolen und brodelnden Schlammtöpfen am Vulkan Brennisteinsalda vorbei führt. Diese Farbenpracht übertrifft in der Realität alle Bilder und muss man einfach mit eigenen Augen gesehen haben.
Nach der Tour kann ich es jedenfalls kaum erwarten, dass es ab morgen so richtig losgeht. Den Abend lassen wir am Lagerfeuer der „Mountain Mall“ (eine richtig coole Versorgungsstation rund um zwei alte US-Schulbusse mit Store und Coffeehouse) ausklingen.
Und selbstverständlich hüpfen wir im Anschluss auch noch in die natürlichen heißen Quellen an der Campsite. In einer solchen Kulisse habe ich definitiv noch nie gebadet. Es fällt mir richtig schwer, das wohlig warme Wasser wieder zu verlassen, auch weil die Sonne hier praktisch gar nicht untergeht.
Pure Magie!
Tag 3 – Auf dem Laugavegur von Landmannalaugar zum Alftavatn
DATEN UND FAKTEN
Morgens krabbele ich noch leicht zerknautscht aus meinem Zelt – es war doch ganz schön kalt in der Nacht, was mich einige Stunden Schlaf gekostet hat. Aber nun ja, der Laugavegur is calling. Und seine Rufe sollte man nicht ignorieren.
Also, los geht’s! Heute stehen eigentlich gleich zwei Etappen auf dem Programm, da wir nicht nur bis zur Hütte Hrafntinnusker wandern, sondern gleich auch noch weiter bis zum See Alftavatn.
Die Wanderung startet genauso spektakulär wie die vorige aufgehört hat. Lavafelder, Schwefelgeruch, brodelnde Schlammtöpfe und farbenfrohe Rhyolithberge begleiten uns ab dem ersten Meter. Jules Verne hat mal behauptet, dass in Island der Einstieg zur verborgenen Welt liegt. Wen wundert es in dieser surrealen Kulisse?!
Überhaupt fällt es mir zunehmend schwerer, die richtigen Worte zu finden, angesichts solch einer Überfülle von landschaftlicher Schönheit und all den atemberaubenden Weitsichten, die sich vor uns ausbreiten. Geothermische Aktivität, wohin ich auch blicke, neongrün verfärbtes Gestein, heiße und dampfende Quellen – ich bin überfordert, und meine Sinne kapitulieren fast vor lauter Reizüberflutung.
Über Schneefelder zur Hrafntinnusker Hütte
Bei allerschönstem, völlig untypischem Island-Wetter führt uns der Laugavegur nun weiter über kilometerlange Schneefelder, die unsere Schritte automatisch langsamer und bedachter werden lassen. Das ist durchaus anstrengend, so dass ich mehr als erleichtert bin, als ich die Hütte von Hrafntinnusker erblicke.
Zeit für einen Tüten-Lunch und die verdiente Pause am höchsten Punkt des Trails, bevor wir uns weiter auf den Weg machen. Von hier an soll es eigentlich nur noch bergab gehen, aber der Laugavegur erlaubt sich des öfteren kleine Scherze, so dass es zwischendurch auch immer mal wieder steil nach oben geht.
An glänzenden Obsidianfelsen vorbei stapfen wir weiter durch den Schnee, bis sich die Landschaft drastisch verändert. Die wunderschön gefärbten Berge gehen in mächtige, dunkle Hügel über. Und da Island auch gerne zu Übertreibungen neigt, blitzen dahinter natürlich imposante, schneebedeckte Gletscher hervor.
Über eine Hochebene gelangen wir schließlich zu einer Aussicht ins Tal und auf den noch recht weit entfernten See Alftavatn, die mir endgültig den Atem raubt. Wie soll man solche Dimensionen jemals in ein Foto hineinpressen? Ich habe es versucht und bin kläglich gescheitert!
Zu guter Letzt müssen wir noch einen Fluss furten und tauschen Wanderstiefel fix gegen Wasserschuhe. Ein über den Fluss gespanntes Seil verleiht ein wenig Sicherheit, so dass die Querung weitaus harmloser ist, als ich es befürchtet hatte. Zum Glück!
Tipps zum Furten von Flüssen
Auf den letzten Kilometern bis zur Campsite am Alftavatn laufen wir mal wieder gefühlt durch Ölgemälde und Postkartenmotive, bis wir schließlich erschöpft, aber überglücklich den Zeltplatz erreichen.
Das ist alles so unglaublich, dass ich mich mittlerweile noch nicht mal mehr wundere, wie perfekt die Hütte und der See in die Hochebene eingebettet liegen. Kann mich bitte irgend jemand mal kneifen?
LESETIPP
Du kannst – wie ich – gar nicht genug von Island bekommen? Dann schau dir mal meinen Beitrag zu unserem Island-Roadtrip mit Dachzelt und den „Nordic Nomads“ an.
Auch während unserer unvergesslichen Island-Rundreise kam das Wandern natürlich nicht zu kurz. Komm mit auf einen intensiven Roadtrip durch das Land aus Feuer und Eis!
Island-Roadtrip – 7 Tage mit dem Dachzelt durch den Hohen Norden
Tag 4 – Auf dem Laugavegur vom Alftavatn nach Emstrur
DATEN UND FAKTEN
So langsam gewöhne ich mich wieder an das Zeltleben. In der letzten Nacht habe ich schon viel besser geschlafen und breche morgens motiviert in Richtung Emstrur auf. Wir folgen dem Lauf eines tiefblau schimmernden Flusses inmitten von sattgrünen Bergen und treffen schon bald auf unsere erste Flussquerung des Tages an der Bratthalskvisl Furt. Bei strahlendem Sonnenschein und recht schwacher Strömung ist diese jedoch schnell gemeistert und bringt den Kreislauf am frühen Morgen in Schwung.
Ab der etwas verschlafen wirkenden Campsite-Hütte von Hvanngil ändert sich das Landschaftsbild fast schlagartig. Schwarze Lava bestimmt nun die Szenerie, in die wir fasziniert eintauchen. Kilometerlang wandern wir über dunkle Lavafelder und haben endlich einmal die Gelegenheit, unsere Gedanken schweifen zu lassen. War mein Kopf gestern noch von all dieser Reizüberflutung fast überfordert, komme ich heute zur Ruhe und genieße es einfach nur Schritt für Schritt in den weichen Lavasand zu setzen. Langweilig ist es aber deswegen noch lange nicht. Immer wieder passieren wir kleine und versteckte Wasserfälle und legen an den Stromschnellen eines Flusses eine kleine Pause ein. Hier könnte ich ewig sitzen bleiben und dem Rauschen des Wassers lauschen.
Mittagspause am Wasserfall
Bevor ich einen fast meditativen Zustand erreiche, katapultiert mich die nächste Furt über den Blafjallakvisl-Fluss wieder auf den Boden der Erde zurück. Diese ist etwas tiefer und länger als die vorherige, aber dennoch – Gottseidank! – nicht allzu herausfordernd. Auf der folgenden Lava-Schotterstraße begegnen uns immer wieder die abstrusesten und abgefahrensten Fahrzeuge – Monstertrucks sind teilweise nichts dagegen. Es ist zwar durchaus spannend zu beobachten, wie sie sich ihren Weg durch das Gelände und die Flüsse bahnen, aber es stört für mich dann doch ein wenig das Wildnis-Feeling.
Daher bin ich froh, als wir uns am Innri-Emstrua von der Schotterstraße trennen und erstmal die Idylle am Fluss und Wasserfall genießen. Zeit für ein Mittags-Lunch aus der Tüte an diesem wunderschönen Fleckchen Erde! Wir können unser Glück gar nicht fassen, als sogar die Sonne mit aller Kraft aus den Wolken herausbricht und wir mit nackten Füßen und kurzen T-Shirts im Gras relaxen.
Sind wir gerade wirklich in Island, oder haben wir klammheimlich mal wieder den Planeten gewechselt?
Durch eine Mondlandschaft zu den Hütten von Emstrur
Das gleiche denke ich mir wenig später erneut, als wir über eine surreale Ebene wandern, die mich wie frisch auf dem Mond gelandet fühlen lässt. Eben noch habe ich in der Sonne gebrutzelt, nun zeigt mir der isländische Wind, was er auf Lager hat. Wir ziehen unsere Kapuzen über, um uns vor dem Lavasand zu schützen, der uns gnadenlos in die Augen weht.
Vulkane wie der Hattafell sorgen für einen grünen Kontrast zur schwarzen Wüste. Ein großartiger Anblick, der mich schon wieder demütig werden lässt! Nach einem letzten Anstieg erreichen wir die Hütten von Emstrur, wo uns gleich ein Zeltplatz zugewiesen wird. Das muss aber erstmal warten – das Panorama auf die schneebedeckten, massiven Gletscher von Myrdalsjökull und Eyjafjallajökull (Genau! Das ist der, den vor Jahren beim Vulkanausbruch keiner im Fernsehen richtig aussprechen konnte…) ist einfach zu spektakulär, um sofort zur Pflicht zu schreiten. Was für ein traumhaft gelegener Campingplatz entlang des Laugavegurs!
Bonus-Evening Hike: Canyon-Runde ab Emstrur
DATEN UND FAKTEN
Eigentlich sollte man ja meinen, wir wären heute schon genug gewandert. Als wir aber hören, dass sich nur einen kurzen Fußmarsch von unserem Zeltplatz in Emstrur entfernt ein spektakulärer Canyon befindet, können wir gar nicht anders.
Dunkel wird es ja sowieso nicht richtig, also wandern wir noch los zum Markarfljótsgljúfur Canyon.
Dort angekommen, bin ich überglücklich, dass meine Faulheit nicht gesiegt hat. Die beiden Aussichtspunkte, die wir auf unserer kleinen Bonus-Rundwanderung ansteuern, machen mich sprachlos. Tief schneiden sich die felsigen Wände des Canyon in die Landschaft ein, die Farben des Gesteins sind mal wieder nicht von dieser Welt.
Vom zweiten Panoramapunkt aus haben wir sogar noch einen phänomenalen Blick auf den Myrdalsjökull-Gletscher. Wenn du deine Augen offen hältst, begegnest du womöglich auch noch dem einen oder anderen versteinerten Troll. Kein Wunder, dass Island das Land der Legenden von Feen, Elfen und Trollen ist!
Am Abend taucht das unglaubliche Licht die umgebenden Berge und den Gletscher in pastellrosafarbiges Licht. Wie soll man denn hier bitte zum Schlafen kommen, wenn einem die Lichtstimmung und diese Szenerie ständig die Sprache verschlägt?
Tag 5 – Auf dem Laugavegur von Emstrur nach Pórsmörk Langidalur
DATEN UND FAKTEN
Ich weiß nicht, ob es irgendwie möglich ist, eine Lieblingsetappe auf dem Laugavegur auszuwählen, aber wenn man mich dazu zwingen würde, wäre es wohl diese. Die Vielseitigkeit der Landschaften ist an diesem Tag, der zugleich schon die finale Etappe des offiziellen Laugavegurs bildet, einfach unschlagbar. Von surrealen Mondlandschaften bis hin zu grünen Zauberwäldern voller Blümchen ist alles dabei. Dazu werden wir noch mit dem schönsten Wanderwetter belohnt, das man sich nur wünschen könnte. Mittlerweile weiß ich echt nicht mehr, womit ich das verdient habe und wandere voller Demut am Morgen in Emstrur los.
Noch dazu geht es heute hauptsächlich bergab, so dass wir uns noch viel mehr auf den Genuss der Tour konzentrieren können. Mit Myrdalsjökull-Gletscherblick folgen wir dem Trail, der zunächst ganz schön hügelig bergauf und bergab führt. Teils sind die Lava-Schotter-Pfade ziemlich steil, und ich bin mal wieder froh über meine Wanderstöcke. Die sattgrünen Berge weichen bald felsigen Lavaformationen. An einer Art Pass haben wir einen traumhaften Blick auf den Fremri-Emstruá-Canyon und die weite Sandar-Ebene. Hier legen wir erstmal ein Päuschen ein und können dann unseren Augen kaum trauen.
Begegnung mit einem Polarfuchs
Von weitem kommt ein sichtlich angeschlagener Polarfuchs angehumpelt, der es offenbar auf unsere Wandersnacks abgesehen hat. Zunächst freue ich mich riesig über diese seltene Begegnung, aber als ich erkenne, dass er nur noch drei Beine hat, schwanke ich zwischen Mitleid und Sorge. Trotzdem: Was für ein unvergesslicher Moment!
Wir wandern nun immer am beeindruckenden Canyon entlang, bewundern die steil eingeschnittenen Felswände und lassen unseren Blick über die weite Ebene schweifen. Es geht auf einem ebenen und sandigen Pfad weiter, der sich durch die surreale Mondlandschaft schlängelt. An unserer rechten Seite begleitet uns fortan ganz treu ein Bergmassiv, das mich ein wenig an ein riesiges Nilpferd oder Nashorn erinnert. Vielleicht ist es auch ein Einhorn, höchstwahrscheinlich aber einfach nur die Magie des Laugavegurs, die meine Fantasie zum Übersprudeln bringt.
Auf dem Weg in den Zauberwald von Pórsmörk
Schließlich wandern wir durch eine Schlucht und über eine Brücke über den Fluss Ljósá. Schon wieder ändert sich die Landschaftsszenerie dramatisch. Es wird grüner, denn an den Schluchtwänden wachsen Birken empor. Solche Birkenwälder sind in Island etwas ganz Besonderes und eine tolle Abwechslung.
Am Fluss Pröngá steht schließlich unsere einzige Flussquerung des heutigen Tages an. Dafür hat es diese aber in sich. Die Strömung ist recht stark, das Wasser gnadenlos eiskalt und das Bachbett so breit, dass man mitunter mehrmals durch verschiedene Ströme des Flusses furten muss. Ganz vorsichtig setze ich einen Schritt vor den anderen, kämpfe etwas mit der Strömung, komme aber schließlich am anderen Ufer an. Geschafft!
Ab hier tauchen wir in den Wald von Þórsmörk ein, der nicht umsonst als Wald von Thor gilt. Zwischen den schmalen und dicht bewachsenen Pfaden erhaschen wir kurze Blicke auf den Gletscher des Eyjafjallajökull und wandern schließlich vorbei an einer garantiert von Trollen bewohnten Höhle immer weiter bergab.
Ankunft im schönsten aller Basecamps
Der Blick auf den Gletscherfluss und das abgelegene Tal, in dem unser heutiges Basecamp Þórsmörk Langidalur liegt, ist wunderschön und verspricht so einiges. Als wir dort ankommen, fühle ich mich wie in einer Oase. Was für ein wunderschön gelegener und idyllischer Zeltplatz. Wir lassen erstmal alles stehen und liegen, legen uns auf unsere Isomatten in die Sonne und platzen fast vor Glück. Zur Krönung gibt es im kleinen Shop am Campingplatz sogar Chips. Keine zehn Pferde kriegen mich jemals von diesem Paradies wieder weg…
LESETIPP
Wenn du gar nicht genug von abenteuerlichen Mehrtagestouren bekommen kannst, solltest du dir unbedingt auch einmal den Fernwanderweg Peaks of the Balkans anschauen.
Im August war ich eine Woche lang mit einer Gruppe von Travelbase auf dem Balkan Trail in Albanien, Kosovo und Montenegro unterwegs. Ein unvergessliches Erlebnis!
Balkan Trail – 5 Tage abenteuerliches Trekking durch Albanien, Kosovo & Montenegro
Tag 6 – Wanderung von Pórsmörk Langidalur nach Husadalur
DATEN UND FAKTEN
Offiziell haben wir den Laugavegur ja gestern schon beendet. Das hält uns aber nicht davon ab, heute noch eine ganz besondere Extraschleife zu drehen. Zwar könnten wir auch einfach nur die gut zwei Kilometer zum Basecamp Pórsmörk Husadalur, in dem wir später übernachten, rüberwandern, aber dafür ist die Umgebung im Pórsmörk Nature Reserve einfach viel zu schön.
Wir laufen ein Stückchen am Flussbett des Krossá entlang und steigen dann in einen schmalen Waldpfad ein, dem wir unermüdlich bergauf folgen. Rechts und links des Weges blüht es wie wild zwischen den verschlungenen Birken, und wir passieren kleine Wasserfälle und einen Bachlauf. Herrlich idyllisch ist es hier! Nur die Blaubeeren sind leider noch nicht reif, wie ich mit leichtem Bedauern feststelle.
Oben kommen wir an einer recht großen Höhle vorbei, die – wie sollte es auch anders sein? – selbstverständlich Trollrevier ist. Der Pfad schlängelt sich ab hier ziemlich ausgesetzt am Steilhang entlang und erfordert durchaus eine Portion Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.
Traumblick vom Aussichtspunkt Stangarháls
Absoluter Highlight der Rundwanderung ist der Aussichtspunkt Stangarháls, von dem wir ein traumhaftes Panorama ins Tal und das weit eingeschnittene Flussbett in der Schlucht haben. Und auch die inzwischen schon lieb gewonnenen Gletscher von Myrdalsjökull und Eyjafjallajökull blitzen in der Ferne zwischen den Wolken hervor.
Zunächst auf dem Grat entlang geht es nun teilweise steil bergab. Die eine oder andere Stelle ist sogar etwas kraxelig und durchaus anspruchsvoller als das, was wir in den letzten Tagen vom Laugavegur gewöhnt sind. Wir haben jedenfalls eine Menge Spaß auf diesem spannenden Pfad. Zurück an der Campsite von Langidalur bis zu den Volcano Huts von Husadalur ist es fast nur noch ein Katzensprung.
Hier sind wir fast schon wieder in der Zivilisation gelandet. Es gibt eine kleine Fasssauna, mehrere Glamping-Tipizelte und sogar ein Restaurant, in dem wir uns heißhungrig Burger und Pommes bestellen. Das schmeckt zwar hervorragend, aber irgendwie bin ich noch gar nicht bereit dazu, der Wildnis schon wieder den Rücken zu kehren. All die Eindrücke der letzten Tage muss ich erstmal sacken lassen – das war alles irgendwie viel zu schön, als dass es wirklich real gewesen sein könnte…