Schon als ich im vergangenen Jahr auf dem Lechweg von Füssen im Allgäu bis zum Formarinsee in Vorarlberg gewandert bin, habe ich Feuer gefangen für die Bergwelt im westlichsten Bundesland Österreichs. Nach der Wanderung auf der Montafoner Hüttenrunde im Sommer war es dann endgültig um mich geschehen, und ich wollte unbedingt mehr von Vorarlbergs Wanderwegen erkunden.
Gesagt, getan! Für meine „Tour de Vorarlberg“ durch alle sechs Regionen bin ich im Herbst – meiner allerliebsten Jahreszeit zum Wandern – losgezogen. Wenn die Blätter sich allmählich in den strahlendsten Rot-, Gelb- und Orangetönen verfärben und Wälder und Berge in goldenen Sonnenschein getunkt werden, gibt es schließlich nichts Besseres, als die Wanderschuhe zu schnüren und das spektakuläre Farbenspiel der Natur zu genießen.
In diesem Blogbeitrag stelle ich dir sechs ganz besonders lohnenswerte und vielfältige Wanderungen vor – in jeder Region Vorarlbergs genau eine. Von gemütlichen Feierabendrunden bis zu herausfordernden Gipfeltouren ist alles dabei. Was alle Touren gemeinsam haben: Sie verzichten auf die Nutzung von Bergbahnen und entführen dich in einzigartige Naturräume abseits des Trubels. Du erlebst wunderschöne Natur, beeindruckende Ausblicke, tiefe Wälder und abgeschiedene Berge. Oft bist du sogar auf Wegen und Pfaden unterwegs, die du mit keiner anderen Menschenseele teilen musst.
Ganz viel Spaß beim Wandern in Vorarlberg!

Inhaltsverzeichnis
ToggleVorarlberg – Sechs Regionen im Westen Österreichs
Vorarlberg ist das westlichste und sowohl bevölkerungs- als auch flächenmäßig zweitkleinste Bundesland in Österreich. Obwohl Vorarlberg von Norden nach Süden nur 100 Kilometer misst, ist die landschaftliche Vielfalt der Bergwelt zwischen Bodensee und dem Arlberg herausragend. Von Mooren über Uferlandschaften bis hin zum Hochgebirge bieten die Vorarlberger Berge stolze 6.000 Kilometer beschilderte Wanderwege für jeden Geschmack. Auf relativ kleinem Raum gibt es hier sogar insgesamt 40 Natura-2000-Schutzgebiete, um die Flora und Fauna dieser wertvollen Naturräume nachhaltig zu schützen.
Dabei besitzt jede einzelne der sechs Urlaubsregionen in Vorarlberg ihren ganz eigenen Charakter.
BODENSEE-VORARLBERG
Die mediterran anmutenden Uferpromenaden des Bodensees und die Landeshauptstadt Bregenz sind wohl die größten Anziehungspunkte der Region. Aber auch im Rheintal lockt die idyllische Natur Wanderer und Radfahrer an.
ALPENREGION VORARLBERG
Die drei Alpentäler Brandnertal, Klostertal und der Biosphärenpark Großes Walsertal sowie die Alpenstadt Bludenz bilden gemeinsam die Alpenregion Vorarlberg. Kultur und Stadtleben sorgen für einen bunten Mix mit der Naturvielfalt der Täler, die für jeden Geschmack etwas bieten.
BREGENZERWALD
Südöstlich vom Bodensee begeistert der Bregenzerwald Naturliebhaber mit seinen Grasbergen und der Kulturlandschaft zwischen 23 schmucken Dörfern.
KLEINWALSERTAL
Als Genussregion bekannt zieht die entspannte Walser Bergwelt im malerischen Alpental vor allem Familien und Wanderer, die sich nach einer aktiven Auszeit sehnen, an. Auf dem Straßenweg ist das nahezu vollständig von Bergen umschlossene Kleinwalsertal übrigens nur von Deutschland aus erreichbar und wird daher auch als „schönste Sackgasse der Welt“ bezeichnet.
LECH ZÜRS UND STUBEN AM ARLBERG
Die Bergdörfer am Arlberg beeindrucken mit einer großartigen Landschaftskulisse, Bergseen und der einzigartigen Natur im Lechtal. Im Winter befindet sich hier das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs. Im Sommer locken vor allem die Weitwanderwege Arlberg Trail und der Lechweg viele Wanderfreunde an.
MONTAFON
Im hochalpinen, 39 Kilometer langen Tal mit elf Orten liegt der mit 3.312 Metern höchste Berg Vorarlbergs, der Piz Buin. Grandiose Bergabenteuer im Süden Vorarlbergs kannst du in der schroffen Bergwelt der Silvretta, dem lieblichen Verwall oder dem imposanten Rätikongebirge erleben.
Vorarlberg-Wandertipp #1: Kleinwalsertal – Moorwanderung am Hörnlepass
DATEN UND FAKTEN

Als erste Region haben meine befreundete Bloggerkollegin Lisa vom Outdoorblog Abenteuermomente und ich uns das Kleinwalsertal vorgeknöpft und marschieren direkt von Riezlern-Schwende aus los zu einer grenzüberschreitenden Moorwanderung.
Schon nach den ersten Metern, auf denen wir direkt vom lauten Gebimmel der Kuhglocken begleitet werden, bin ich ganz in meinem Element. Schottische Hochlandrinder begrüßen uns, während wir mit Blick auf Höfats und Hochvogel in Richtung Hörnlepass wandern.
Ohne es so wirklich so merken, passieren wir die deutsch-österreichische Grenze und bewundern die imposanten, über 600 Jahre alten Bergahornbäume. Sie schauen jetzt schon so hübsch und urig aus, wie mag es erst ein paar Wochen später sein, wenn sie in den schönsten Herbstfarben erstrahlen?
Einige Kühe blockieren vehement unseren Weg am Hörnlepass, der uns ein wunderschönes Bergpanorama über die Gipfel des Kleinwalsertals beschert. Zum Glück sind alle mehr als tiefenentspannt und teilen ganz einfach ihr Bergglück mit uns.




Vom Moorgebiet zur wilden Breitach
Wir wandern übrigens durch das größte Moorgebiet im Kleinwalsertal, das nach dem Ende der Eiszeit vor etwa 10.000 bis 15.000 Jahren entstanden ist. Zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten finden hier ihren Lebensraum. Was uns besonders fasziniert, sind die schon leicht rötlich verfärbten Beerensträucher und Moosarten. Wieder einmal wird mir bewusst, warum der Herbst schon immer meine absolute Lieblings-Jahreszeit zum Wandern gewesen ist.
Unser Rückweg nach Riezlern führt uns schließlich an der Breitach entlang. Wieder zurück auf österreichischem Boden folgen wir dem laut neben uns plätschernden Gebirgsfluss, der mit seinen Stromschnellen und Felsformationen ein echtes Naturschauspiel ist. Zum Schluss erwartet uns am Hängepfad unterhalb der Schwendebrücke nochmal ein Highlight. Zwischen Fels und Wasser folgen wir dem traumhaften Weg durch die Schlucht, müssen nun allerdings leider einen Schritt zulegen. Es dämmert nämlich schon, als wir die ersten Häuser von Riezlern wieder erblicken. Lisa und ich sind uns einig – das war eine richtig gemütliche und entspannte Runde hier im Europaschutzgebiet Ifen!


- Freiwilligenaktionen, Events und Touren mit Rangern bei –> Natur bewusst erleben Kleinwalsertal
- Naturbrücke und Strudellöcher des Schwarzwasserbachs in Hirschegg
- Kulinarik-Tipp: Cantina Vertical in Riezlern – Ein süßes Café mit Hüttenstyle direkt am Fuße der Kanzelwandbahn
LESETIPP
Eine meiner allerliebsten Wanderungen in Vorarlberg ist die Rundwanderung um den Lünersee im Brandnertal.
In meinem Blogbeitrag stelle ich dir die schönsten Varianten vor – von der einfachen Familienrunde bis zur abenteuerlichen Bergwanderung ist alles dabei!
Vorarlberg-Wandertipp #2: Bregenzerwald – Rundwanderung im Lecknertal
DATEN UND FAKTEN

Im Bregenzerwald, der zweiten Region unseres Vorarlberg-Trips, starten wir auf eine Rundtour durch das Lecknertal bei Hittisau, das noch ein Geheimtipp in der Grenzregion zu sein scheint. Besonders bekannt ist es für seine Vielzahl an Alpen, von denen die meistens allerdings jetzt in der Nachsaison leider schon geschlossen sind. Hier im Naturpark Nagelfluhkette wandern wir zunächst am kleinen und idyllischen Lecknersee vorbei und meistern von da an fleißig Höhenmeter auf dem Weg Richtung Rohnehöhe.
Die ersten Blätter der mächtigen Bergahornbäume sind schon gelb verfärbt – ein toller Kontrast zu den wie mit Puderzucker bestäubten Gipfeln des Hohen Ifens und Großen Widdersteins. In den letzten beiden Nächten hat es dort oben nämlich tatsächlich schon geschneit! Wir dagegen kommen auf dem steilen Wiesenweg ganz schön ins Schwitzen, und so wandert die Fleecejacke schnell in den Rucksack.

Auf dem abenteuerlichen Gratweg
Als wir oben am Gratweg ankommen, überlegen wir erst noch den kurzen Abstecher zum Gipfelkreuz des Falken (1.561 m) mitzunehmen, sind aber dann doch zu faul und wandern weiter zur Rohnehöhe. Ab hier wird’s ein wenig abenteuerlich – der schmale Kammweg ist von nun an als alpiner Steig weiß-blau-weiß markiert und nach dem Regen der letzten Tage gar nicht mal so ohne. Die Wurzeln und Felsen sind teilweise ganz schön glitschig, so dass wir uns auf jeden Schritt konzentrieren und hier nur ziemlich langsam vorankommen.
Links blicken wir ein wenig sehnsüchtig zur Falkenhütte hinunter und machen auf der halben Strecke des Kammweges erstmal eine kleine Rast mit unserer mitgebrachten Jause. „Luftiger Grat“ heißt der Abschnitt entlang der deutsch-österreichischen Grenze, und er trägt diesen Namen dank all der kleinen Kraxeleien wirklich zurecht. Vom Gipfel des Eineguntkopf auf 1.639 Metern können wir bis weit ins Voralpenland und sogar bis zum Bodensee blicken – wie muss die Aussicht dann wohl erst an einem richtig klaren Tag sein?




Steiler Abstieg zum Lecknersee
Der schmale Abstieg vom Grat der Nagelfluhkette hat es dann nochmal richtig in sich. Viel steiler geht’s wohl echt nicht, wir sind ganz schön froh, unsere Wanderstöcke eingepackt zu haben. Als Belohnung für die Anstrengung bekommen wir superschöne Ausblicke ins Tal und zum grün schimmernden Lecknersee. Und dann sind wir auch schon wieder unten inmitten von sanften, sattgrünen Buckelwiesen und Kuhglockengebimmel und am Ausgangspunkt der Tour angelangt. Was für ein schönes Fleckchen Erde wir hier gefunden haben!


- Bergkäserei Schoppernau
- Bergbrennerei Löwen in Au
- Kulinarik-Tipp für Kaffee & Kuchen: Café Deli des Hotel Bären in Mellau
- Werkraum Haus in Andelsbuch – Das dem Handwerk gewidmete Ausstellungshaus ist schon architektonisch ein Hingucker (Tipp: Die Küche des Werkraums bietet leckeres Mittagessen, Kaffee & Kuchen.)
- Frauenmuseum Hittisau mit wechselnden Ausstellungen
Vorarlberg-Wandertipp #3: Lech Zürs am Arlberg – Zum Walserdorf Bürstegg
DATEN UND FAKTEN

Was für eine traumhafte Herbsttour! Lisa und ich sind nun in die Vorarlberger Region Lech Zürs am Arlberg weitergezogen und immer noch völlig aus dem Häuschen, weil’s fast zu schön ist, um wahr zu sein! So cool, endlich wieder in Lech zu sein, denn die Gegend kennen wir beide noch allzu gut von unserer gemeinsamen Mehrtageswanderung auf dem Lechweg im letzten Jahr. Praktisch genau zwölf Monate später stehen wir nun wieder hier und freuen uns riesig darauf, eine neue Ecke im Lechtal kennenzulernen.
Wir starten in Lech an der Bushaltestelle Schlosskopf. Ein recht steiler Schotterweg bringt uns direkt bergauf mit tollen Aussichten auf den Ort im Tal. Aber zunächst einmal müssen wir uns todesmutig den Weg durch eine Kuhblockade bahnen, was aber zum Glück ganz entspannt vonstatten geht. Links und rechts des Pfades treffen wir immer wieder auf Abschnitte der lokalen Freeride- und Endurostrecke „Burgwald Trail“ für Mountainbiker – inklusive Steilkurven, Sprüngen und den verschiedensten Holzelementen. Sieht ganz schön krass aus, aber wir sind ja heute zum Wandern hier.

Ein Hochtal wie aus dem Bilderbuch
Kaum haben wir den kleinen Skiort Oberlech verlassen, führt uns der schmale Schotterpfad weiter bergauf, so dass wir Schritt für Schritt unser Höhenmeterkonto auffüllen. Das „skyspace Lech“ des amerikanischen Künstlers James Turrell nehmen wir natürlich erstmal genauer unter die Lupe. In diesem Lichtraum soll immerhin das Zusammentreffen von Himmel und Erde in der hochalpinen Landschaft mit neuem Blick zu erleben sein. Irgendwie wird uns in dessen Innerem aber latent schwindelig, so dass wir flugs wieder draußen sind und lieber das unglaubliche Bergpanorama um uns herum auf uns wirken lassen.
À propos Panorama – was uns auf dieser Wanderung geboten wird, ist wirklich irre. Egal, wohin wir schauen, das traumhafte Hochtal, durch das wir wandern, scheint nicht von dieser Welt zu sein. Und das Beste: Vor lauter Genuss und Aussicht merken wir die Höhenmeter so gut wie gar nicht. Die Schotterwege sind völlig entspannt zu gehen und schlängeln sich ganz sanft durch die mit sattgrünem Gras bewachsenen Berge. Zwischendrin malt der voranschreitende Herbst immer wieder kleine rotgoldene Farbkleckse. Wir kommen eigentlich kaum voran, weil sich ein Postkartenmotiv an das nächste reiht.




Das urige Walserdorf Bürstegg
Kurz bevor wir einen Abstecher ins ehemalige Walserdorf Bürstegg machen, steigt der Weg nochmal ziemlich gemächlich an. Wer einen Panoramarastplatz sucht, hat hier die Qual der Wahl – jede Aussichtsbank versucht den Ausblick der vorherigen zu toppen. Ich kann nur dringend dazu raten, jede einzelne ausgiebig zu testen, denn nur so hat man meiner Meinung nach die Chance, die surreal schöne Szenerie so richtig auf sich wirken zu lassen.
Der kleine Weiler Bürstegg mit seinen uralten Höfen und der kleinen Kapelle auf 1.719 Metern Höhe lohnt unbedingt den kleinen Schlenker. Nicht nur weil er praktisch direkt vis-a-vis des Biberkopfes und am Fuße des Karhorns liegt, sondern auch weil man von dort aus – wer könnte es ahnen – mal wieder einen unfassbaren Panoramablick hat, der jedes Bergherz höher schlagen lässt. Über einen geschotterten Weg, der von blühenden Herbstzeitlosen gesäumt wird, geht es nun für uns wieder bergab bis zur Bushaltestelle Lech Bodenalpe. Die Buslinie 852 bringt uns von hier aus wieder zurück zum Ausgangspunkt der Tour.
Mann, war das schön – all diese Bergidylle müssen wir jetzt erstmal sacken lassen.


- Skyspace Lech
- Lechmuseum mit wechselnden Ausstellungen
- Panoramaberg Rüfikopf mit Weitblick vom 2.350 Meter hohen Gipfel
- Kulinarik-Tipps: Bodenalpe, Hus Nr. 8, Schneggarei
LESETIPP
Vergangenes Jahr war ich gemeinsam mit Lisa und Janna 8 Tage lang auf dem Lechweg unterwegs. 125 Kilometer begleiteten wir den Lech auf seinem Weg vom Lechfall in Füssen im Allgäu bis zum Quellgebiet nahe des Formarinsees im österreichischen Vorarlberg.
Was wir alles auf unserer Weitwanderung erlebt haben, erfährst Du in diesem Blogbeitrag.
Lechweg – Weitwandern vom Lechfall in Füssen bis zur Quelle am Formarinsee in 8 Tagen
Vorarlberg-Wandertipp #4: Alpenregion Vorarlberg – Auf die Wangspitze im Biosphärenpark Großes Walsertal
DATEN UND FAKTEN

Wahnsinn – Schon wieder so ein traumhafter Wandertag, den uns heute der Biosphärenpark Großes Walsertal beschert! Als wir morgens in Buchboden zu unserer Rundwanderung aufbrechen, ist es noch ganz schön kalt, so dass wir froh sind, dass der gleich beginnende Aufstieg in Richtung Wangspitze unseren Kreislauf in Schwung bringt. Über Asphalt- und Schotterwege steigen wir in Serpentinen bergauf und begrüßen erstmal ein paar Kühe und Ziegen.
Ein steiniger, steiler Steig (ein Hoch auf die Alliteration ;-)) führt uns durch durch einen urigen Wald voller mit Moos bewachsener Bäume und Felsen. Als kleine Schikane geht es nach den ersten Höhenmetern dann nochmal ein Stückchen bergab, bis wir den Gebirgsfluss Lutz überqueren und wieder an Höhe gewinnen. Entlang von Steilwänden marschieren wir bis zur Rinderalpe, wo sich ein richtig schöner Blick auf die umliegende Bergwelt eröffnet. Ein schmaler Wandersteig begleitet uns zunächst tief in den Wald hinein, bis wir wieder aus demselben auftauchen und auf eine offene Wiesenfläche gelangen. Ab hier wird das Bergpanorama mit jedem Schritt atemberaubender.

Auf dem Gipfel der Wangspitze
Was für ein Glück wir doch haben, an so einem sonnigen Herbsttag hier unterwegs zu sein. Wir naschen ein paar Blaubeeren vom Wegesrand und wundern uns, dass wir schon die ganze Zeit nicht einer einzigen Menschenseele begegnet sind. Zwischen schon rötlich verfärbten Heidelbeersträuchern und bereits verblühtem Heidekraut bahnen wir uns den Weg nach oben zum Bergsattel.
Von hier aus sind es nur noch ein paar Minuten bis zum Gipfelkreuz der Wangspitze auf 1.873 Metern, an dem wir eine ausgiebige Rast einlegen und uns unsere mitgebrachte Jause schmecken lassen. Auch hier sind wir wieder ganz alleine und genießen das 360-Grad-Alpenkino um uns herum. Was für eine traumhafte Aussichtsloge auf das Große Walsertal und das Lechquellengebirge! Wie schon am Vortag kommen wir aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.




Bergab zur Madonaalpe
Schweren Herzens machen wir uns schließlich an den Abstieg durch das Naturschutzgebiet Gadental. Der Weg führt uns durch einen sattgrünen Bergkessel, und wir staunen über das kleine Hochmoorgebiet, das in den verschiedensten Grün-, Orange- und Rottönen schimmert. Bereits aus der Ferne können wir die schrillen Pfiffe der Murmeltiere hören. Und tatsächlich: An den Felsen hinter der urigen Madonaalpe sehen wir mehrere der niedlichen Nager, wie sie über die Wiesen flitzen. Eines davon erwischen wir sogar in der perfekten Pose, wie es sich auf einem Felsen sonnt und freuen uns wie kleine Kinder!
Ansonsten herrscht hier eine unglaubliche Stille und Naturidylle wie aus dem Bilderbuch. Dass wir auf einem Großteil der Tour kaum oder gar keinen Mobilfunkempfang haben, trägt zur Erholung bei und tut uns richtig gut. Der weitere Weg bergab über die Wiesen ist nicht immer so klar und deutlich zu erkennen, und man muss schon ganz schön die Augen offen halten, um die Wegmarkierungen auf den Felsen zu entdecken. Die letzten Wanderkilometer führen uns schließlich über einen Schotter-Felsen-Weg durch den Wald bergab. Die insgesamt über 1.000 Höhenmeter hinab verteilen sich aber zum Glück ganz gemächlich, so dass die Knie nicht allzu lautstark protestieren.

Von Rothenbrunnen zurück nach Buchboden
Als Highlight gegen Ende der Tour wandern wir noch durch eine tief eingeschnittene Schlucht, in der sich der tosende Rothenbrunnenbach bald einen Wasserfall hinabstürzt. Hoch oben entlang des Flusses geht es weiter zum Gasthaus Bad Rothenbrunnen mit einem superidyllischen Biergarten und einer kleinen Kapelle. Hier gibt es dann also auch noch eine richtig hübsche Einkehrmöglichkeit, bevor wir 30 Minuten später wieder unseren Ausgangspunkt im idyllischen Buchboden erreichen.
Unser Fazit: Die spektakuläre Landschaft in der Kernzone des Biosphärenparks Großes Walsertal, das Europaschutzgebiet Gadental und die Wangspitze an sich scheinen definitiv noch ein richtiger Geheimtipp zu sein – diese Tour hat uns sowas von happy gemacht, dass wir sie nur weiterempfehlen können.


- biosphärenpark.haus mit Laden und Bistro in Sonntag
- Propstei St. Gerold
- Der idyllische Bergsee Seewaldsee
- Kulinarischer Tipp: Abendessen im Schlosshotel Dörflinger in Bludenz (mit bestem Blick auf die Stadt und die umliegende Bergwelt)
Vorarlberg-Wandertipp #5: Montafon – Rundwanderung im Vergaldatal
DATEN UND FAKTEN

Endlich wieder im Montafon! Nachdem ich hier im Sommer bereits ein paar Tage auf der Montafoner Hüttenrunde unterwegs war, freue ich mich riesig darauf, die Bergwelt nun im Herbstkleid zu erleben. Wir starten direkt am Parkplatz der Schafbergbahn in Gargellen, wo sich übrigens auch eine Bushaltestelle befindet.
So früh am Morgen ist es noch eiskalt, aber die Sonne strahlt schon am Himmel, und der Anstieg durch das ruhige Vergaldatal sorgt schnell dafür, dass unsere Körper ihre Betriebstemperatur erreichen. Bei der Wettervorhersage für den heutigen Tag habe ich sogar T-Shirt und Wandershorts aus dem Rucksack gekramt.
Immer entlang des plätschernden Baches geht es auf einem Schotter-Wiesenweg für uns noch recht gemütlich bergauf bis zur Vergaldaalpe. Wir halten die Augen auf nach Gämsen, Steinböcken und Hirschen, die hier in der Ruhezone ihren Lebensraum haben, sehen aber leider keines der Tiere. Vielleicht hätten wir mit einem Fernglas bessere Chancen gehabt. Außer uns ist mal wieder kaum ein Mensch unterwegs in dieser grünen Naturidylle. Vereinzelt blühen sogar noch ein paar violette Lupinen am Wegesrand, die wahrscheinlich noch den Herbst mit dem Sommer verwechselt haben.

Von der Vergaldaalpe zum Valzifenzjoch
Leider hat die Vergaldaalpe schon geschlossen, und alle Kühe sind längst im Tal. Schade, denn die große Kuhherde hatte mich im Sommer hier in richtige Begeisterungsstürme versetzt. Und auch gegen ein Glas frische Buttermilch und ein Stückchen Bergkäse hätte ich nichts einzuwenden gehabt. Aber so ziehen wir direkt weiter und können gar nicht verstehen, wieso manch ein Wanderer den langen Weg durchs Vergaldatal als zäh empfindet. Wir genießen ihn so sehr, dass er für uns fast ewig so weitergehen könnte. Praktisch ist auch, dass wir auf der Strecke fast wie nebenbei schon die Hälfte der Höhenmeter bergauf bewältigen.
Wo im Sommer noch ein Meer aus Alpenrosen blühte, sind nun die Blätter der Heidelbeersträucher rötlich verfärbt. Vereinzelt können wir noch Beeren naschen und auch Überreste der Heideblüte bewundern. Am Talschluss wechseln wir schließlich auf einen schmaleren Steig, und der Anstieg wird etwas steiler. Auf dem Weg zum Valzifenzjoch haben wir mehrmals die Gelegenheit, unsere Trinkflaschen mit frischem Wasser aus dem plätschernden Gebirgsbach aufzufüllen. Was auch bitternötig ist, weil die Sonne mittlerweile ganz schön brennt.





Traumhafter Weitblick am Valzifenzjoch
Je höher wir nach oben steigen, desto surreal schöner wird die Szenerie um uns herum. Die majestätische Bergwelt um uns herum erstrahlt in den kräftigsten Herbstfarben, und mir fehlen fast die Worte, um die Faszination auch nur ansatzmäßig in Worte zu fassen. Es ist einfach nur traumhaft, durch diese unfassbare, episch anmutende Landschaft zu wandern. Kurz bevor wir das Joch erreichen, sind wir in Murmeltierhausen angekommen. Mehrere äußerst wohlgenährte Nager flitzen vor uns zwischen Felsen und Wiesen umher, haben aber heute leider keine Lust, für ein Foto zu posieren.
Über ein Felsenmeer, das immer wieder von kleinen Schneefeldern unterbrochen wird (zum Glück ist der größte Part der letzen Tage inzwischen geschmolzen), ist nun der Endspurt zum Valzifenzjoch angesagt. Auf den letzten Metern nach oben schnaufe ich ganz schön und lasse mich, oben angekommen, erstmal auf den Boden fallen. Das Panorama von hier ist einfach so irre, dass wir fast Schnappatmung bei dem Ausblick bekommen. Der Weitblick reicht über etliche Drei- und Viertausender bis hin zur Jungfrau und dem Aletschhorn in der Schweiz.


Abstieg nach Gargellen
Als wir es endlich übers Herz bringen, wieder nach Gargellen auf der anderen Seite bergab zu steigen, lässt die Begeisterung nicht nach. Unzählige Mini-Frösche hüpfen uns über den Weg, der teilweise ganz schön sumpfig ist. Die Weite der Landschaft lässt unser Bergherz höher schlagen. Über wunderschöne und recht entspannt zu gehende weiß-rot-weiße T2-Bergwege – ohne ausgesetzte Abschnitte – wandern wir zur Valzifenzalpe. Ein laut plätschernder Gebirgsbach begleitet uns auf dem Weg ins Tal. Die letzten Kilometer schlendern wir recht gemütlich über Schotter- und Asphalt zurück nach Gargellen. Auch wenn die Knie mittlerweile ein wenig protestieren, kann nichts unsere Euphorie trüben.
Was für ein perfekter Wandertag im Montafon!


- Eines der absoluten Highlights im Montafon: Silvretta-Hochalpenstraße und Silvretta-Stausee
- PIZ Montafon – Ein Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus
- Kulinarik-Tipp für eine Erfrischung: St. Josefsheim in Schruns
LESETIPP
Die Bergwelt des Montafons habe ich im Sommer auf einer 4-tägigen Tour entlang der Montafoner Hüttenrunde kennengelernt.
Frische Bergluft, kristallklare Bergseen, mächtige und schroffe Gipfel, genauso wie grüne Almwiesen voller Bergblumen und -kräutern haben mich auf der Wanderung von Hütte zu Hütte begeistert.
Montafon in Österreich – Unvergessliche Hüttentour im Rätikon und in der Silvretta
Vorarlberg-Wandertipp #6: Bodensee-Vorarlberg – Über den Schneiderkopf mit Bodensee-Panorama
DATEN UND FAKTEN

Genau eine von den insgesamt sechs Regionen in Vorarlberg fehlt uns noch, um unser Wanderglück perfekt zu machen und ein vollständiges Bild des österreichischen Bundeslandes zu bekommen – und das ist Bodensee-Vorarlberg. Zum Ausklang unserer Herbstwandertour steht eine richtige Genusswanderung auf dem Programm, die wir in Wolfurt im Ortszentrum an der Bushaltestelle Rathaus/ Cubus starten.
Schon bald lassen wir die Häuser der Stadt hinter uns und tauchen in einen schmalen Pfad im Buchen-Mischwald ab. Über Wurzeltreppen und Stufen geht es bergauf, teilweise ganz schön steil, so dass unsere Gesichter schnell jeder Tomate Konkurrenz machen.

Rast mit Aussicht am Gasthaus Dreiländerblick
Zwischen Obstbäumen wandern wir über Wiesenwege bergauf, ziehen an etlichen Kühen vorbei und erhaschen bald die ersten Blicke über die Schweizer Alpen, das Appenzeller Land und den Hohen Kasten. Die Silhouetten der Berggipfel heben sich ganz majestätisch vom Rheintal ab, während wir dem Wolfurter Höhenweg weiter folgen. Bald wechseln wir wieder auf einen schattenspendenden Waldsteig und landen am Eulentobel. Versteckte Waldpfade, die von Wurzeln durchsetzt sind, bringen uns schließlich zum Gasthaus Dreiländereck, wo wir erstmal ein Päuschen einlegen. Wir stoßen mit Kräuterlimo aus dem SB-Automaten auf die bisherigen Wandertage an, lassen uns in einen der Liegestühle fallen und genießen das wunderschöne Panorama auf die Bergwelt vom Rheintal bis hin zum Bodensee.
Als wir uns wieder auf den Weg machen, sehen wir linkerhand den beliebten Aussichtsberg Pfänder und folgen meist asphaltierten oder geschotterten Wegen durch die idyllische Hügellandschaft. Nach den anstrengenden Bergtouren der letzten Tage tut es – ehrlich gesagt – richtig gut, dass uns heute nur sanfte Steigungen erwarten und wir die Höhenmeter fast von alleine und ganz gemütlich machen. Belohnt werden wir mit einem Blick auf den riesigen Bodensee, der sich allerdings heute ein wenig im Dunst versteckt.




Auf dem Gipfel des Schneiderkopfes
Die Bank am Gipfelkreuz des Schneiderkopfes auf 971 Metern Höhe schreit geradezu nach einer weiteren Rast, und so packen wir unsere mitgebrachte Jause aus und genießen den schönen Pausenplatz. Ein wenig hatten wir ja gehofft, dass wir vom Wolfurter Hausberg einen besseren Weitblick auf den Bodensee haben, aber diesen können wir von hieraus leider nicht erblicken.
Beim Abstieg über Wald- und Wiesenwege genießen wir dafür herrliche Aussichten über den Bregenzerwald und die idyllische Hügellandschaft in Bodensee-Vorarlberg. Über Buggenegg geht es für uns nach Alberschwende – oft über Kuhweiden oder an diesen vorbei, so dass uns das Gebimmel ihrer Glocken praktisch ständig wie Begleitmusik in den Ohren klingt. Am hübschen Dorfplatz von Alberschwende steigen wir wieder in den Bus nach Bregenz, wo wir zum Finale unseres Vorarlberg-Trips noch den Sonnenuntergang an der Promenade des Bodensees bestaunen. Einen entspannteren Ausklang unserer Herbstwanderungen hätten wir uns wohl echt nicht wünschen können.